Crashkurs
reichsten 10 Prozent bereits zwei Drittel des Gesamtvermögens.
Am Anfang eines solchen neugestarteten Systems (zum Beispiel in der Bundesrepublik 1948) gibt es kaum Verschuldung. Die Wirtschaft boomt einerseits durch den Wiederaufbau, andererseits können sich der Firmengründer, der Staat und auch die Bürger ganz auf die eigene Entwicklung konzentrieren. Sie können das Geld, das sie einnehmen, vollständig in die Zukunft investieren.
Je mehr Schulden der Bürger für Konsum und Häuser aufnimmt, je mehr sich der Staat belastet, um die Wirtschaft anzukurbeln, je mehr die Unternehmen geliehenes Geld benötigen, um neue Geschäftsfelder zu erschließen, umso mehr müssen alle im Lauf der Jahre für die Zinszahlungen aufbringen. Anfangs sehr wenig, aber durch den Zinseszinseffekt immer schneller immer mehr, bis alle ihre Arbeitskraft und Leistungsfähigkeit nur noch für den Schuldendienst einsetzen.
Sie glauben, Sie haben keine Schulden? Sie irren sich. Der Staat hat in Ihrem Namen jede Menge davon gemacht. Mittlerweile ist der zweitgrößte Posten im Bundeshaushalt die Zinszahlung auf die Staatsschulden! Der Staat muss also einen großen Teil seiner Einnahmen für Zinszahlungen verwenden und kann in der Folge seinen eigentlichen Verpflichtungen immer weniger nachkommen: Bildung, Soziales, Armee, Straßenbau und so weiter und so fort. Wir versuchen dies durch immer mehr Eigeninitiative wettzumachen. Eltern renovieren auf eigene Kosten Schulräume, Gemeinden organisieren »Umwelttage«, um den Müll zu beseitigen und, und, und. Das Kultusministerium versucht den Eltern klarzumachen, dass eine Verkürzung der Schulzeit nur im Interesse der Kinder sei. Wer glaubt noch einen solchen Unsinn? Der Staat hat schlichtweg nicht mehr genug Geld für ausreichend Lehrer und Lehrkosten.
Selbst in konjunkturell boomenden Zeiten wie in den Jahren bis 2007 hat es der Staat nicht einmal zu einem ausgeglichenen Haushalt geschafft, weil ihn der Ballast der Zinszahlungen wie ein Granitblock festgehalten hat. Was erwartet uns dann erst in den kommenden Jahren bei einer möglichen Rezession? Welche Kürzungen werden die Bürger sich noch gefallen lassen? Wann wird der Punkt erreicht, an dem die Stimmung kippt und das System erst (in welcher Form auch immer) zusammenbricht, um danach wieder neu »resettet« zu werden wie der durch Überlastung abgestürzte Computer?
Die Konsequenz ist bestechend einfach: Dieses System braucht, um zu bestehen, immer neue Schuldner. Nur so kann sich das stetig wachsende Geld verzinsen. Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, an dem die Schuldenlast die Bürger erdrückt. Sie sind nicht mehr in der Lage, neue Kredite aufzunehmen. Zumindest nicht in der Menge, die das System zum Wachsen und Überleben benötigt. Dann kommt es zu Situationen wie im Jahr 2008.
Das Problem sind nicht die Banken oder die fallenden Immobilien. Das Problem ist, dass die Menschen nicht genug Kredite aufnehmen können. Der Konsum bricht ein, und sofort beginnt das System zusammenzubrechen. Nur eine sofortige Infusion mit neuen Krediten kann kurzfristig Rettung bringen. Wenn der Bürger keine Kredite aufnehmen will oder kann, macht es eben der Staat im Namen der Bürger – 700 Milliarden, wie gerade in den USA geschehen. Nahezu das Doppelte des gesamten Haushalts der Bundesrepublik Deutschland wird mal eben als neue Schulden auf die Rücken der US-Bürger geladen. Im Namen des Volkes, natürlich. In Europa sieht es da nicht besser aus.
Der Konsum muss sich immer schneller drehen. Wir verbrauchen dabei die Ressourcen unseres Planeten für immer unsinnigere Dinge. Herstellen, konsumieren, entsorgen, herstellen … Da spielt es keine Rolle, ob es sich um Elektronik, Kleidung oder Lebensmittel handelt.
Bei den Lebensmitteln hat das System der Verschuldung und des erzwungenen Konsums zu neuen Dimensionen geführt. Ein Beispiel aus Rumänien verdeutlicht das: Seit Jahrhunderten bauen die Bauern dort Auberginen an. Sie ernten das Gemüse, gewinnen aus einigen Pflanzen neue Samen, die sie im Jahr darauf wieder aussäen. So funktioniert der Ackerbau seit Jahrtausenden. Was ist das Besondere daran?, fragen Sie sich. Ich will es Ihnen erzählen: Neuerdings tauchen bei diesen Bauern Saatguthersteller aus Europa auf. Die haben das Saatgut der Pflanzen durch Züchtung oder durch Gentechnik »optimiert«. Das Gemüse schmeckt zwar längst nicht mehr so gut wie das »altmodisch« gezogene, dafür sehen die Früchte aber viel besser aus und
Weitere Kostenlose Bücher