CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
die sich aber ganz offensichtlich nicht in die Situation einmischen wollte und nur stumm die Brauen hob.
„Ja, was ist denn?“, fragte ich ihn.
„Komm mit nach draußen, ja?“ Nach dieser Aufforderung drehte er sich um und ging wieder Richtung Ausgang. Ich machte Adriana gegenüber eine ahnungslose Miene und stand auf, um Sergio zu folgen.
Veilchen …
Als ich auf den Hof trat, saß er bereits auf der Bank unter der großen Linde und wippte auffällig mit einem Knie, als wäre er unruhig oder nervös. Ich setzte mich neben ihn und starrte ihn von der Seite an. Es war mir klar - und wahrscheinlich vielen anderen auch - dass sich hinter seiner Sonnenbrille nichts Gutes verbarg.
Ich sollte recht behalten.
Er zog den Mundwinkel hoch und nahm schließlich die Brille ab. Erschrocken hielt ich mir mit beiden Händen den Mund zu.
„Sergio, wie siehst du aus?“, kreischte ich fassungslos. Er hatte um beide Augen herum grüne und gelbe Verfärbungen, ein Auge war sogar ein wenig blutunterlaufen, das Augenlid dunkellila.
„Ist halb so schlimm wie es aussieht“, behauptete er.
„Du warst deshalb die letzten Tage nicht in der Schule, richtig?“
Er nickte.
„Wie musst du ausgesehen haben, als die Verletzungen noch frisch waren?“
„Lexi, Adriana hat mir erzählt, dass du sie neulich über uns ausgefragt hast und sie dir verraten hätte, dass ich … ähm … was nebenbei verdiene …“
„Ja …“ Ich sah ihn schuldbewusst an.
„Ich könnte jetzt echt sauer auf euch beide sein, aber ich bin’s irgendwie nicht.“ Er hielt kurz inne, und ich wartete ungeduldig darauf, dass er weiter redete.
„Morgen wollten du und ich doch wieder zusammen lernen. Ich dachte, es wäre sicher schwierig für dich, ich mein, mit all den Fragen in deinem Kopf, Mathe zu büffeln, und die ganze Zeit … das hier zu sehen …“ Er deutete mit dem Finger auf sein Gesicht.
„Ich sag dir jetzt, woher ich die Verletzungen habe und du behältst es schön für dich. Ist das ein guter Deal?“
Ich nickte stumm.
„Ich mache Kämpfe … Kämpfe gegen Preisgeld … Es kämpfen immer nur junge Amateure unter zwanzig gegeneinander, und es werden dabei hohe Wetten abgeschlossen. Die Kämpfe finden jedes Mal woanders statt. Ich erfahre erst ein paar Stunden vorher, wo und wann genau, verstehst du?“
„Lass mich raten … von diesem Luka, stimmt’s?“
„Gut gelauscht! … Er ist mein Cousin und arrangiert die Fights für mich.“
„Was sind das für Kämpfe?“, fragte ich, weil ich mir darunter nicht viel vorstellen konnte.
„Freestyle Fights! Das bedeutet, dass man den ganzen Körper einsetzen darf. Ohne Kopf- und Nierenschutz, deswegen sehe ich manchmal ein wenig ramponiert aus, aber … ich hab noch nie verloren!“
„Und wie erklärst du der Schule, dass du immer wieder fehlst und grün und blau im Gesicht wieder zurückkommst? Haben die noch nie Alarm geschlagen, von wegen ‚Verdacht auf Kindesmisshandlung’ und so?“
Er schaute verdutzt. „Was? Nein! Okay, doch, meine Mutter ist mal von meinem Klassenlehrer zum Gespräch zitiert worden. Der Direktor war auch dabei. Sie hat aber alles erklärt und alle beruhigt. In der Schule glauben sie nun, dass ich Kickboxen mache und in den Wochenenden Turnierkämpfe habe …“ Er rieb sich nachdenklich über die Stirn. „Ist nur … dass ich seit Beginn des Schuljahres häufiger gefehlt habe, als sie es bisher gewohnt waren. Deswegen auch der Ärger mit Blum … das ist mein Astrophysik Lehrer, der viel auf mich setzt und mir gern mal eine Standpauke hält ... ähm, der hat zurzeit ein wenig Panik, dass ich schulisch abkacke … sorry.“
„Und warum fehlst du auf einmal häufiger als sonst, obwohl du diese komischen Fights schon länger machst?“
Er sah mich für einen Moment tief konzentriert an. In seinen dunklen Pupillen konnte ich eine winzige Version meines Kopfes sehen.
„Gute Frage! … Du bist tough, Lexi, ich hab’s geahnt! … Also … es liegt wohl daran, dass ich irgendwie ein bisschen … na ja, bekannt geworden bin und … mehr Fights angeboten bekomme … in immer kürzeren Abständen … und die Gegner, die ich in letzter Zeit kriege, sind auch nicht zu verachten.“
Mir ging schon die ganze Zeit ein Wort durch den Kopf - ‚ illegal’ -, doch ich war mir unschlüssig, ob ich ihm die Frage danach stellen sollte. Ich entschied mich schließlich, es sein zu lassen, vielleicht würde sich ein andermal eine bessere Gelegenheit bieten, bei der
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