CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
ich mehr Mut hätte. Es war schon ein irrer Vertrauensbeweis, dass er mir diese Dinge über sich verraten hatte. Ich fragte mich dennoch, warum er es getan hatte. Er hätte es auch sein lassen können.
Ich fühlte wieder diese irritierende Hingezogenheit, die meinen Magen verkrampfen ließ.
Er hatte die Arme seitlich auf der Banklehne abgelegt und die Beine entspannt von sich gestreckt. Die Sonnenbrille war lässig auf seinen Kopf geschoben, und er blinzelte zufrieden, als hätte ihm unser Gespräch gut getan.
„Adriana will morgen mit mir ihre Möbel und die Fototapeten besorgen“, sagte ich schließlich, um wieder einen Gesprächsfaden aufzunehmen.
„Ich weiß …“, entgegnete er.
„Das wird alles von deinem … Preisgeld … bezahlt, stimmt’s?“
„Jep!“
„Wow, Sergio, das muss ein Haufen Geld sein!“
„Es ist genug, um meinen Leuten einige Sachen kaufen zu können, und manchmal bleibt auch was für mich übrig …“, sagte er stolz. Er lächelte mich von der Seite schief an. Ich lächelte zurück. Ein befangener Moment entstand, wo keiner etwas sagte, und wir uns nur abwartend ansahen.
Die Schulklingel forderte uns zurück in den Schulalltag.
„Wir sehen uns morgen“, sagte ich und erhob mich.
Sergio schob seine Sonnenbrille wieder auf die Nase. „Ja, bis morgen dann“, lächelte er.
Ich lief hastig über den Hof und sah Adriana, wie sie gerade im Schulgebäude verschwand. Schnell lief ich ihr hinterher.
Das Date meiner Mutter mit ihrem Kollegen Derek Bender war offensichtlich so gut verlaufen, dass sie sich für das jetzt bevorstehende Wochenende wieder verabredet hatten.
„Wir haben köstlich diniert. Er hat mich keinen Cent zahlen lassen und hat mich auch noch heimgefahren, ohne mir auf die Pelle zu rücken“, hatte meine Mutter geschwärmt. Wenig später waren ihr allerdings Zweifel gekommen, denn während der Arbeit hatte Derek sich konsequent so benommen, als wäre nichts gewesen. Dann am Donnerstag erst, nach Dienstschluss, hatte er sie nach einem weiteren Date gefragt und sie hatte sofort zugesagt. Diesmal würden sie ein Konzert besuchen. Er hatte die Karten für Samstag und wollte unbedingt mit ihr zu der Veranstaltung gehen.
„Scheint ein wirklich netter Typ zu sein“, sagte ich und meine Mutter nickte aufgeregt. „Ich finde ihn auch sehr nett, Lexi, nur …“ Sie stockte nachdenklich.
„Was denn?“
„Ich weiß nicht. Er ist ein wenig sehr auf Etikette aus, find ich, aber vielleicht irritiert mich das nur, weil Männer mit guten Manieren so selten geworden sind.“
„Das kann ich nicht beurteilen, ich bin erst sechzehn“, sagte ich. „Aber ich finde, du verdienst einen Mann mit guten Manieren. Einen, der rücksichtsvoll und mitfühlend ist und kein Egomane.“
„Oh, Lexi, so weit bin ich gar nicht, dass ich meine Ansprüche kenne. Wenn ich mir selber endlich aus dem Weg gehen würde, hätte ich schon viel erreicht.“
„Dann hast du doch schon einen guten Anfang gemacht, Mama“, sagte ich.
Sie schmunzelte zufrieden.
„So, und du bist morgen also schon wieder bei den Lovic’, oder wie sehe ich das?“
„Mhm. Wir machen Jannas Zimmer neu, und mit ihrem Bruder lerne ich noch eine zweite Runde. Nächste Woche ist der Mathetest mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung dran.“
„Wann kommt denn deine Janna mal wieder zu uns?“
„Ich kann sie ja mal fragen“, sagte ich erfreut.
„Vielleicht lerne ich ja auch mal ihren Bruder kennen.“
Ich schluckte. „Bestimmt … irgendwann … vielleicht.“
Sie legte den Kopf etwas schief und lächelte innig. „Dein Geburtstag naht! Hast du dir schon was überlegt?“
Es war wieder so weit: das leidige Thema „Du weißt doch, dass ich seit Jahren nicht mehr feiere, Mama!“
„Lexi, du solltest aber! Ich weiß, dass es mit der Scheidung zu tun hat … nur weiß ich nicht, wie ich dir da helfen kann.“
„Es hat nichts mit eurer Scheidung zu tun, wirklich Mama, sag das doch nicht jedes Mal . Ich gehöre nun mal zu den Menschen, die sich nicht gerne selbst feiern, da ist nichts dabei. Dafür gehe ich gern auf die Geburtstagspartys anderer.“
„Trotzdem, Lexi. Ich finde, der siebzehnte Geburtstag ist was Besonderes.“
„Okay, ich backe uns einen Kuchen, wir setzen uns damit auf den Balkon und du singst mir ein Geburtstagsständchen.“
Sie schüttelte seufzend den Kopf. „Denk drüber nach, ja?“
„Jaaa doch, mach ich …“, stöhnte ich.
Adriana war ja wirklich eine tolle Freundin,
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