CRAZY LOVE - verrückt verliebt (Einführungspreis bis 15.08.12) (German Edition)
Anwesenden zu verschaffen. Typischerweise saß die Ruderriege bereits lärmend an ihrem langen Tisch in der Mitte, und Mark gestikulierte, als würde er eine haarsträubende Geschichte erzählen. Ein paar der aufgetakelten Tussis, die bei jeder Gelegenheit Sergio nachstellten, saßen an einem der hinteren Tische, machten überhebliche Mienen und lachten hin und wieder schrill. Wie in der Werbung ließen sie ihre langen Haare durch die Luft fliegen, frischten ihren Lipgloss auf oder tuschelten, während sie alle gemeinsam mit zusammengesteckten Köpfen in eine Richtung sahen.
Er war nicht da.
Ich nahm mir ein Tablett und stellte mich in die Warteschlage am Tresen. Natürlich verspürte ich nicht die geringste Lust auf Essen, mein Magen war unter den gegebenen Umständen wie zugeschnürt. Der Essensgeruch lag schwer in der Luft, und die Hitze drückte auf den Kreislauf. Komischerweise schien aber außer mir niemand sonderlich darunter zu leiden.
Ich wählte Hühnergeschnetzeltes auf Reis, nahm mir sogar einen Salat und einen O-Saft dazu, bezahlte mit meiner Mensakarte und machte mich mit bedachten Schritten auf den Weg zu „unserem“ Tisch.
Da der große Andrang noch nicht begonnen hatte, kam ich problemlos durch die Reihen, was mich leider kurz unachtsam werden ließ …
Nur wenige Meter vor dem Ziel passierte es: Ich drehte meinen Kopf zur Seite, um einen flüchtigen Blick auf den seitlichen hinteren Abschnitt des Saals zu werfen, den man vom Tresen und dem Eingangsbereich aus nicht einsehen konnte, und übersah dabei irgendetwas Glitschiges - ein Stück Gemüse oder Obst vielleicht -, das mitten auf meinem Weg lag. Mit vollem Schwung trat ich darauf, und im selben Moment rutschte mein rechtes Bein nach vorne weg. Mein Herz hüpfte zehn Meter in die Höhe. Um nicht zu fallen, zog ich im selben Moment den Oberkörper zurück und versuchte mit dem linken Bein mein Gleichgewicht zu stabilisieren, nur leider war der Preis dafür das Tablett, das mir durch die ruckartige Rückwärtsbewegung aus den Händen flog und - zum Glück ohne größeren Schaden anzurichten - einen halben Meter vor mir auf dem Boden aufschlug.
Wie ein Stromschlag durchzuckte der Schreck meinen Körper und mein erster Gedanke lautete: Es ist auf einmal so leise geworden …?
Mit einer leicht verkrümmten Körperhaltung stand ich nun - völlig unfreiwillig - auf einer Art Bühne, die Schweinwerfer auf mich gerichtet, und war tief erschüttert über mein dummes Missgeschick. Nachdem sie den ersten Moment der Bestürzung überwunden hatten, begannen einige aus dem Publikum ein schallendes Gelächter und klatschten dazu laut, ganz so, als wollten sie eine Zugabe. Schrilles Gekreische aus der hinteren Ecke zog automatisch meinen Blick auf sich, und ich sah, wie sich die Tuschel-Tussis vor lauter Lachen die Tränen aus den Augen wischen mussten.
Inzwischen rauschte es merkwürdig in meinen Ohren, und alle Töne schienen mit einem Mal dumpf und eine Oktave tiefer bei mir anzukommen.
Ich drehte den Kopf zur Seite, als ich bemerkte, dass jemand Großes auf mich zuschritt. Es war Ruder-Mark.
Er sagte mit einer viel zu tiefen Stimme: „Lexi, warum schmeißt du dein Futter durch die Gegend?“, lachte grollend wie ein Sommergewitter und fügte hinzu, „… komm, ich helf dir aufsammeln …“ Doch wegen meiner eigenartig verzerrten Wahrnehmung hatte ich den Eindruck, er wolle sich besonders lustig machen und mich noch mehr bloß stellen. Mit aller Grimmigkeit, die ich mimisch zustande brachte, wollte ich ihm gerade eine ungeheuer abweisende Antwort entgegenschmettern, da ergriff mich von hinten ein tätowierter Arm, und drehte mich einmal um die halbe Achse.
Sergio stand vor mir.
Verzweifelt, erleichtert und trotzdem den Tränen nahe sah ich zu ihm auf. Dass mich diese Gefühle heimsuchten, lag allerdings nicht an der peinlichen Panne vor gefühlt tausenden von Augenzeugen. Es war Sergios Timing und wie er mich ansah ...
„Ich übernehm das …“, knurrte er Mark an, und der wiederum machte stirnrunzelnd und überheblich grinsend auf dem Absatz kehrt.
Sergio hob das Tablett und den Teller auf, der erstaunlicherweise heil geblieben war, ebenso wie das leere Saftglas und meinte, ich solle uns schon Mal einen Platz suchen, er sei gleich wieder da. Vorsichtig umging ich den Schlamassel auf dem Boden und setzte mich an einen freien Tisch. Sergio brachte alles weg, während ich ihm noch etwas benommen hinterher sah. Bald darauf kehrte er zurück,
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