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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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dass es immer funktioniert. Jeder von uns hat so seine Macken.«
    »Es geht nicht um uns, sondern um einen Toaster«, wandte ich so behutsam wie möglich ein.
    »Das ist das Gleiche.« Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Man wirft nicht einfach was weg, nur weil es nicht mehr korrekt funktioniert oder man irgendeinen besonderen Trick dabei anwenden muss. Nichts kann immer perfekt funktionieren. Manchmal müssen wir Geduld haben und den Dingen genau den kleinen Stups geben, den sie gerade brauchen.«
    »Zum Beispiel Kanal elf?«
    »Zum Beispiel Kanal elf!« Sie zeigte mit ihrem Löffel auf mich. »Das Wichtigste ist, Verständnis aufzubringen, Colie. Jeder von uns ist es wert, dass man für sie oder ihn – oder es – Verständnis aufbringt.«
    Sie widmete sich wieder ihren Frosties. Ich schaute mich im Zimmer um, dachte an Miras zahllose Schildchen |155| – HAHN FEST NACH LINKS DREHEN, KÜCHENMESSER EIN BISSCHEN STUMPF, FENSTER ÖFFNET SICH NUR MIT LEICHTER GEWALT – und ihre gebrauchten oder zumindest teilweise gebrauchten Sachen, die alle repariert oder zumindest teilweise repariert werden mussten. Für Mira waren das keine hoffnungslosen Fälle. Alles und jedes hatte seinen Sinn. Und dieser Sinn entging den meisten anderen Menschen. Viel zu oft.
     
    Bei der Mittagsschicht arbeitete ich an diesem Tag mit Morgan zusammen. Sie schleppte zwei Dutzend scharf gefüllter Eier an. Isabel hatte mich schon vorgewarnt, dass so was passieren würde.
    »Was schaust du so?« Morgan stellte die Platte mit den Eiern, die gelb und weiß und perfekt gefüllt waren, mit einem Knall zwischen uns auf den Tresen. »Was ist los?«
    »Nichts.«
    »Magst du keine gefüllten Eier?«
    »Doch, sehr.«
    »Also, was soll dann dieser Blick?« Sie war längst nicht so gut gelaunt wie sonst. Nichtsdestotrotz faltete sie, nachdem sie die Eisteekühlmaschine angeschaltet hatte, die von mir am Spülbecken bereitgelegten Putzlappen rasch noch mal neu und legte sie in einem exakten rechten Winkel zu den Besteckkästen.
    »Das war ein ganz normaler Blick«, verteidigte ich mich. Sie faltete mit gereiztem Gesichtsausdruck weiter. Und faltete, faltete, faltete. Ich hörte, wie die Küchentür krachend zufiel; durch die Durchreiche sah ich, dass Norman hereingekommen war, ein Buch unter dem Arm. Er winkte mir zu. Ich wurde plötzlich verlegen, weil mir bei |156| seinem Anblick unwillkürlich wieder einfiel, dass ich ihn im Schlaf, ohne T-Shirt , beobachtet hatte. Aber ich zwang mich zurückzulächeln.
    »Du musst kein Ei essen, wenn du nicht willst«, meinte Morgan beleidigt. Wenn sie sich über etwas ärgerte, wirkte ihr Gesicht noch eckiger. Dieser Eindruck wurde durch den frisch gekürzten Pony, der ihrer Stirn eine schnurgerade Kante verlieh, verstärkt. »Ich wollte bloß
nett
sein.« Sie drehte den Serviettenstapel um.
    »Tut mir Leid.« Das Letzte, was ich wollte, war, dass Morgan sich über mich ärgerte. »Ich find es nett von dir, dass du Eier mitgebracht hast. Es war bloß keine Überraschung, weil Isabel es mir schon gesagt hatte.«
    Sie warf mir einen scharfen Blick zu.
    »Das fand ich einfach witzig.«
    Sie lächelte nicht.
    »Weil du genau das gemacht hast, was sie prophezeit hat.« Jetzt war’s aber auch gut, ich wollte nicht weiter über das Thema reden. »Vergiss es. Tut mir Leid.«
    Seufzend rückte Morgan die Löffel zurecht: »Entschuldige.« Sie lehnte sich an die Theke. »Ich bin nicht besonders gut drauf, weil Mark so früh abgefahren ist und nichts so lief, wie ich es geplant hatte.« Sie hielt einen Moment inne, bevor sie weitersprach: »Ich mache immer gefüllte Eier, wenn ich mich über was aufrege. Wahrscheinlich hast du Recht, wahrscheinlich kann man sich darüber wirklich bloß amüsieren.«
    »Nein«, erwiderte ich ernst, »das finde ich nicht lustig.« Norman kam in dem für ihn typischen trägen Schlendergang aus der Küche. Er steuerte den Raum an, in dem die Vorräte gelagert wurden, doch als er die Eier sah, vollführte er eine Art Vollbremsung.
    |157| »Wow! Gefüllte Eier.«
    »Ja.« Morgans Stimme war kaum hörbar.
    »Mit Paprika?«
    Morgan nickte. Norman hob die Klarsichtfolie ein wenig an und inspizierte die Eier, die in Reih und Glied darunter angeordnet waren. »Wow!«
    Sie rochen wirklich gut.
    »Darf ich eines essen?«, fragte er. Morgan bedeckte ihre Augen mit einer Hand und nickte. Norman ließ sich beim Aussuchen viel Zeit. Schließlich wählte er ein Ei aus der linken Ecke und hielt es

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