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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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lag noch aufgeschlagen auf der großen Arbeitsplatte. Ich schaute aus dem Fenster und sah ihn neben seinem Auto stehen, das mit Krempel voll gepackt war, den er auf dem Flohmarkt ergattert hatte. Miras Bohnensessel hatte er auf den Rücksitz gestopft; ein Zipfel orangefarbenen Kunstleders lugte aus dem Fenster.
    |220| Morgan pfiff leicht durch die Zähne. »Was ist denn mit Norman los?«
    Isabel blätterte eine Seite um. »Eifersucht.«
    »Auf wen?«
    Isabel blickte mich an. »Was glaubst du?«
    »Doch nicht meinetwegen? Wie kommst du denn darauf?«
    »Er mag dich, das steht fest. Du hast doch sein Gesicht gesehen, Colie, als du dich während des Feuerwerks mit ihm unterhieltest. Oder etwa nicht?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Du irrst dich.«
    »In diesen Dingen irre ich mich nie.« Sie warf ebenfalls einen Blick zu Norman hinaus. Er saß mittlerweile auf dem Vordersitz seines Autos und fummelte an der Klappe des Handschuhfachs herum. Er knallte sie zu, sie sprang wieder auf. Noch ein Mal. Und noch ein Mal.
    »Scheiße!«, brüllte er.
    »Siehst du?«, meinte Isabel nüchtern. »Er ist eifersüchtig. Wahrscheinlich hatte er sich schon einen Plan ausgedacht, um dich zu erobern. Wahrscheinlich«, fuhr sie nachdenklich fort, »wollte er dich fragen, ob du ihm für ein Porträt Modell sitzen würdest.«
    Das Porträt. Heiße Schokolade. »Mist!«, sagte ich langsam. »Gestern Abend. Das habe ich völlig vergessen.«
    »Was?«, fragte Morgan.
    »Er wollte heiße Schokolade für mich machen.«
    »Wirklich?« Morgan spitzte die Ohren. »Die ist richtig toll, Mann, ich sag’s dir. Im Ernst. Er macht sie mit Milch, nicht mit Wasser, und . . .«
    »Morgan.« Isabel legte ihre Zeitschrift hin.
    |221| »Ja?«
    »Halt mal kurz den Mund.« Sie wandte sich an mich: »Also? Was hältst du von ihm?«
    »Von Norman?«
    »Nein, vom Weihnachtsmann.« Isabel warf mir einen entnervten Blick zu. »Natürlich von Norman.«
    Wieder sah ich aus dem Fenster. Norman saß inzwischen auf der Kofferhaube; er trug ein orangefarbenes T-Shirt und schwarze RayBans. Was hielt ich von Norman? Klar, er war okay. Er sah nicht schlecht aus und war seit meinem ersten Tag in Colby nett zu mir gewesen. Aber er war nicht Josh. Andererseits auch nicht Chase Mercer.
    »Ich weiß nicht. Ich kann ihn gut leiden, aber er ist einfach so . . .«
    »Wie?«
    Ich dachte an Josh, den gut aussehenden, lässigen Josh. Und an Norman, der sich unter Unmengen von Mobiles im Schlaf unruhig hin und her wälzte. »Ich meine bloß, er ist irgendwie . . . er ist nicht mein Typ.«
    »Nicht dein Typ«, wiederholte Morgan.
    Isabels Augenbrauen wölbten sich fast bis zu ihrem Haaransatz. »Und was genau ist dein Typ?«
    »Komm, du weißt genau, was ich meine.« Warum stotterte ich auf einmal bloß so rum? »Der mit seinem Sammlertick – das ist irgendwie so . . . die Sonnenbrillen, sein Auto . . . ich kann es auch nicht besser beschreiben. Weil er . . . er ist einfach . . . er ist eben Norman, verstehst du?«
    »Nein.« Isabel verschränkte die Arme über der Brust. »Ich verstehe gar nichts.«
    »Er ist nett«, fuhr ich fort. »Aber ich weiß nicht, ob |222| ich wirklich mit ihm ausgehen könnte. Er ist mir ein bisschen zu . . . extrem. Du weißt doch, was ich damit sagen will, Isabel.«
    »Nein, ich weiß es nicht und ich verstehe es nicht«, antwortete sie gedehnt. Morgan stellte einen gefüllten Salzstreuer auf die Theke.
    »Ich weiß bloß eines.« Isabel kam allmählich in Fahrt. »Als du hier aufgekreuzt bist, von oben bis unten in Schwarz, mit deinem beschissenen Piercing im Maul und Haaren wie eine räudige Ratte – da warst du meiner Meinung nach extremer als extrem. Mann, du bist sogar noch arroganter rübergekommen als ich, und das will echt was heißen.«
    »Isabel . . .«, fing Morgan an.
    Isabel unterbrach sie mit einer raschen Handbewegung. »Nein, lass mich«, sagte sie zu Morgan, bevor sie wieder auf mich losging: »Pass gut auf, Colie. Werde jetzt bloß nicht größenwahnsinnig, nur wegen eines einzigen halbwegs gut aussehenden Kerls. Ich hätte dir nie geholfen, dir nie Mut gemacht, wenn ich geahnt hätte, dass du genauso werden würdest wie diese Ziege, die neulich hier reinkam und dich beschimpft hat.«
    »So bin ich nicht«, antwortete ich gekränkt.
    »Doch, im Moment schon.« Sie griff wieder nach ihrer Zeitschrift. »Norman ist der netteste, anständigste Junge, den ich je kennen gelernt habe. Falls du denkst, er sei nicht gut genug für dich, hältst du

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