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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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in Miras Wohnzimmer hing. Und an das Bild, das er von Morgan und Isabel gemalt hatte.
    Norman stand auf der Schwelle zur Hintertür und betrachtete die Zitronen in seiner Hand. Schließlich warf er eine in die Luft und fing sie wieder auf.
    »Am Ende hatten sie dermaßen Krach, dass Norman auszog, obwohl er gerade mal siebzehn war, letztes Jahr.« Morgan schnappte sich ein weiteres Tablett, um es zu putzen. »Er packte alles in sein Auto und wohnte einfach da draußen neben den Müllcontainern, bis Mira ihm anbot bei ihr einzuziehen. In derselben Woche lag plötzlich auch dieser halb tote Kater vor ihrer Tür. Und sie nahm einfach gleich beide bei sich auf.«
    »Wow!« Ich beobachtete unverwandt Norman, der Zitronen |226| in die Luft warf, wieder auffing und die dabei entstehenden wechselnden Muster studierte. »Wahnsinn. Ich meine, sein Vater. Dass jemand so hart sein kann.«
    »Er hat ein bestimmtes Bild von Norman, von dem er nicht abrückt. Und damit ist er einfach zu weit gegangen.« Sie sah mich beim Sprechen zwar nicht an, aber ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, wusste, was sie gerade mir damit sagen wollte. »Trotzdem finde ich es sehr traurig, dass sein Vater einfach nichts kapiert. Und das war leider schon immer so.«
    »Was soll er denn kapieren?«
    Norman warf eine Zitrone in die Luft und ließ sie mit einer Hand kreisen, ohne dass sie herunterfiel. Einige Sekunden später folgte die zweite Zitrone. Immerhin benützte er jetzt beide Hände.
    »Eben Norman«, antwortete Morgan. Die dritte Zitrone erhob sich in die Luft. Und Norman jonglierte mit den drei Zitronen höher, immer höher, schneller, immer schneller, bis sie zu einem einzigen gelben Kreis verschwammen.
    »Er ist einfach . . .« Sie warf einen Blick zu ihm hinaus, bemerkte, was er tat, und lächelte. »Er ist ein ganz besonderer Mensch, Colie. Deshalb musst du sehr behutsam sein. Okay?«
    »Okay.« Sie nickte, als sei damit zumindest zwischen uns alles wieder klar, und konzentrierte sich auf ihr Tablett.
    Als ich mit Putzen fertig war, ging ich hinaus. Normans Wagen stand wie immer neben den Müllcontainern. Und Norman durchwühlte wie immer das Chaos auf der Ladefläche.
    »Hey, Norman.«
    |227| Er blickte kaum auf. »Hey.«
    Ich setzte mich auf die Stufen vor der Hintertür. »Wie läuft’s?«
    »Gut«, sagte er zur Ladefläche, zerrte ein Bild aus dem Wagen, lehnte es gegen die Stoßstange, zog ein zweites raus und lehnte es an das erste.
    »Sind das neue Bilder?«
    Er schüttelte den Kopf. Noch immer sah er mich nicht an. »Nein, alte.«
    »Norman.« Ich wusste, dass es jetzt auf jedes Wort ankam. »Ich hoffe, du gibst mir noch eine Chance. Wegen des Porträts, meine ich.«
    »Ich dachte, du bist nicht interessiert.«
    »Doch. Ich war blöd. Ich hab’s einfach vergessen.«
    Er sah mich an. Endlich. »Du bist zu nichts verpflichtet«, meinte er. »So nötig hab ich es nun auch wieder nicht.«
    »Ich weiß. Aber ich wollte – ich will – gerne dein Modell sein.«
    Er beugte sich vor und schob die beiden Gemälde hin und her, um sie besser betrachten zu können. Bei jeder Bewegung zeichneten sich seine Schulterblätter unter seinem T-Shirt ab. »Mal sehen«, meinte er schließlich. »Bin momentan ziemlich beschäftigt.«
    »Ach so.« Ich hatte nicht vor, ihm hinterherzulaufen; die Situation war schon so beschissen genug. »Okay.« Ich stand auf, um ins Haus zurückzugehen.
    Doch als ich die Tür öffnete, rief er: »Ich hab sowieso nicht genau genug nachgedacht, bevor ich dich gefragt habe.«
    Ich blieb auf der Schwelle stehen, halb drinnen, halb draußen, und wandte mich zu ihm um.
    |228| »Für ein Porträt sitzt man nicht einfach mal so zwischendurch«, fuhr er fort. »Es ist nicht in ein paar Stunden gegessen. Man muss sich richtig drauf einlassen.«
    »Ich habe Zeit.«
    Er kehrte mir den Rücken zu, blickte auf sein Auto. Ich hatte keine Ahnung, warum es mir plötzlich so wichtig war, Norman wieder für mich zu gewinnen. Aber so war es. Deshalb blieb ich stehen und wünschte mir, er würde sich wieder zu mir umdrehen.
    Doch er rührte sich nicht. Ich wollte gerade ins Haus gehen, da hörte ich, wie er mit sehr leiser Stimme sagte: »Na gut.« Ich musste mich anstrengen, um ihn überhaupt zu verstehen. »Wahrscheinlich haben wir wirklich noch genug Zeit.« Seine Stimme klang resigniert.
    Ich merkte, wie sich meine Schultern entspannten, und ich atmete tief aus, wobei mir gar nicht bewusst gewesen war, dass ich die Luft angehalten

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