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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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respektvollem Abstand von Isabel blieb er stehen und beobachtete sie einen Moment, bevor er fragte: »Soll ich . . .?«
    Isabel unterbrach ihn mit einer abwehrenden Handbewegung: »Verzieh dich. Ich ruf dich später an.«
    »Okay, okay.« Er befand sich bereits auf dem Rückzug. Was immer hier abging, war nichts für empfindliche Gemüter. Ich wartete, bis er verschwunden war. Dann stieg ich vorsichtig die Stufen zur Veranda hoch.
    »Morgan!«, brüllte Isabel energisch. »Mach endlich die Tür auf!«
    Keine Antwort. Ich trat ins Haus.
    »Das ist doch Wahnsinn!« Anscheinend spürte Isabel, dass ich hinter ihr stand, auch wenn sie mich genauso wenig ansah wie zuvor Frank.
    |259| »Morgan, red mit mir. Was ist passiert?«, fragte sie die Tür. Und setzte leiser, fast flehentlich hinzu:
»Morgan!«
    »Vielleicht sollten wir . . .«, fing ich an. Weiter kam ich nicht.
    »Du wirst begeistert sein, Isabel«, sagte Morgan auf der anderen Seite der Tür. Ich musste genau hinhören, um sie zu verstehen, denn ihre Stimme klang gepresst, wie erstickt. »Du hattest Recht. Also los, freu dich.«
    »Erzähl mir doch erst mal, was passiert ist.«
    Drinnen im Badezimmer rüttelte Morgan an der Klinke, konnte die Tür aber erst nach mehreren Versuchen öffnen. Schließlich kam sie raus, ein zusammengeknülltes Papiertaschentuch in der Hand. Ihre Augen waren rot und verquollen, am Knie hatte sie eine tiefe Schramme. Sie trug noch dieselben Klamotten wie am Vormittag, aber sie waren völlig verknittert und der Rocksaum hing zerrissen herunter. Um ihren Hals baumelte eines von diesen Dingern aus Hawaii, ein gelber Lei – plötzlich fiel mir der Name wieder ein. Er war zerrupft und schmutzig, so als hätte auch er Furchtbares durchgemacht.
    Isabel musterte Morgan von oben bis unten: »Wie siehst du denn aus!«
    »Nun mach schon, Isabel.« Morgan fuchtelte ihr mit dem Papiertaschentuch vor der Nase rum. »Lob dich, klopf dir auf die Schulter. Mach, was alle Leute, die immer Recht haben, so machen, wenn sie mal wieder Recht gehabt haben.«
    »Was faselst du da? Und was hast du verflucht noch mal mit meinem Rock angestellt?«
    »Du hattest die ganze Zeit über Recht!«, schrie Morgan |260| gellend. »Ich weiß doch ganz genau, wie gern du Recht hast. Dafür lebst du doch. Also freu dich endlich und tanz um meinen Scheiterhaufen. Bringen wir es endlich hinter uns.«
    Isabel zog die Augenbrauen hoch. »Warum erzählst du mir nicht einfach, was passiert ist?«
    »Warum sollte ich?« Morgans Stimme klang hoch und schrill. »Du kennst die ganze Geschichte doch längst. Und warst du nicht schon immer stolz auf dich, weil du Mark von Anfang an durchschaut hattest?«
    Isabel blickte mich an, ich blickte zu Boden. Wir konnten Morgan atmen hören, schnell und stoßweise, genau wie Leute in Filmen, kurz bevor sie einen Nervenzusammenbruch haben. Ich sollte mich vermutlich so schnell wie möglich verkrümeln, dachte ich.
    »Okay, wie du willst.« Isabel klang ganz ruhig. Ausnahmsweise sehnte ich mich nach Musik. Dröhnend lauter Musik aus der Stereoanlage. »War er mit einer anderen Frau zusammen?«
    »Natürlich!«, schrie Morgan verzweifelt. »Er war nicht nur mit ihr zusammen, sie wohnte bei ihm im Hotel. Weißt du, was für eine Frau es war? Weißt du das auch?«
    Isabel seufzte. »Die Stripperin?«
    »Jawohl!« Morgan zeigte triumphierend mit dem Papiertaschentuch auf Isabel, so als hätte diese gerade einen Preis gewonnen. »Und weiter?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Isabel tonlos.
    »Doch, du weißt es«, kreischte Morgan. »Streng deinen Grips an, Isabel. Du schaffst es, du kennst dich aus. Rate einfach, es wird schon stimmen. Rate!« Sie atmete so heftig, dass der Lei auf ihrer Brust bebte.
    |261| »Ich will nicht raten«, antwortete Isabel. »Warum sagst du mir nicht einfach . . .«
    »O nein!« Morgan hob streng die Hand. »Du musst raten. Ich gebe dir einen Tipp. Sie ist seine . . .« Sie krümmte die Finger an beiden Händen, um Anführungszeichen zu markieren, und plötzlich fiel mir auf, dass der Ring weg war, Morgans einziger Halt und Orientierungspunkt. »Jetzt bist du dran. Füll die Leerzeile aus.«
    Isabel sah zu Boden. Ich hatte sie noch nie so gedämpft, so ruhig erlebt. »Seine Frau«, antwortete sie leise.
    »Genau!« Morgans Stimme wurde immer lauter, immer höher. »Und jetzt kommt die Extrafrage, die Bonusfrage. Die Megasupergewinnfrage. Der Joker! Bist du bereit?«
    »Morgan!« Ich wollte sie irgendwie

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