CREEKERS - Thriller (German Edition)
war er definitiv nicht mehr. Hier drinnen war es glühend heiß und er hatte den schäbigen Teppichboden im Zimmer der Hure noch deutlich vor Augen. Dieser Boden bestand aus blankem Holz.
Steh auf! Du musst dich bewegen , befahl er sich. Musst aus dem Laden hier raus, bevor der Kürbiskopf zurückkommt, um es zu Ende zu bringen …
Es war beinahe unmöglich, einen schmerzerfüllten Aufschrei zu unterdrücken, als er versuchte, sich auf Hände und Knie aufzurichten. Er zitterte und wartete. Sein Hirn pochte, als wollte es den Schädel sprengen. Zur Orientierung in der Finsternis dienten ihm allein das ladenlose, unverhüllte Fenster und der Mond, der in dessen Rahmen hineinleuchtete. Das verschmierte Glas befand sich direkt rechts über ihm, doch der Schmerz ließ es hunderte von Metern entfernt erscheinen. Er konnte seinen Schweiß auf den Boden tropfen hören, als er langsam vorwärts kroch, auf die abblätternde Fensterbank zu.
Gottverdammt, die haben mich echt erwischt!
Seine linke Hand war praktisch nutzlos. Seine Rechte ergriff die Kante der Fensterbank und er versuchte, sich nach oben zu ziehen.
Es war ein Kraftakt. Blackjack hätte nie gedacht, dass ihm das Aufstehen einmal so schwer fallen könnte. Trotzdem stand er nach einigem Ächzen, Stöhnen und Grunzen wieder auf seinen zwei Beinen und lehnte sich ausgepumpt gegen die Wand.
Er spähte aus dem Fenster.
Verdammt …
Ja, das hier war das Haus, keine Frage. Er erkannte den Vorbau und den beschissenen kleinen Feldweg wieder, der den Hügel hinabführte. Doch der schrottreife Truck des Kürbiskopfs war verschwunden, genau –
Verfickte Creekerwichser!
– wie sein eigener.
Gott allein wusste, wie er hier wieder herauskommen sollte. Und wenn er es schaffte, was sollte er dann machen? Splitternackt durch den Wald marschieren? Er wusste nicht einmal wirklich, wo er sich befand. Irgendein unmarkierter Weg abseits der Route, dann ein paar Abzweigungen, an die er sich nicht erinnern konnte. Aber …
Scheiß drauf , beschloss er.
Besser draußen nackt und orientierungslos herumtappen, als hier Wurzeln zu schlagen.
Als er ins Freie spähte, erkannte er, dass er sich im zweiten und nicht länger im ersten Stock befinden musste. Er konnte sich dunkel an eine schmale Treppe erinnern, die von der Etage, auf der sich das Zimmer der Nutte befand, nach oben geführt hatte. Das Fenster war sein einziger Fluchtweg …
Er würde herauskrabbeln müssen, die Markise herunterrutschen und sich dann aufs Dach fallen lassen. Das wäre schon unter normalen Umständen ein schwieriges Unterfangen gewesen, doch mit seinem linken Arm und Bein, die so taub waren, dass sie sich fast wie abgestorben anfühlten – schien es so gut wie unmöglich. Doch hatte er überhaupt eine andere Wahl?
Ich muss es durchziehen , sagte er zu sich selbst. Ich muss mich irgendwie durch dieses Fenster hangeln und aus diesem Irrenhaus verschwinden.
Als er versuchte, das Fenster aufzustoßen, bemerkte er –
Oh, v erdammte Scheiße, nein!
– dass es zugenagelt war.
Doch bevor er einen weiteren Gedanken fassen konnte …
Was? Was zur Hölle war das?
Hatte er etwas gehört?
Stimmen, oder zumindest etwas Ähnliches wie Stimmen, schienen seinen Geist zu kitzeln. Er starrte mit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit hinter sich …
Ona …
»Ona-prei-se …«
Erlöser …
»Mannona-komm …«
Heiler …
»Errette uns.«
Es war, als seien Worte mit Gedanken vermischt. Gezischtes Flüstern verschmolz zu Klumpen schwärmenden Lärms in seinem Kopf. Doch eines war Blackjack völlig bewusst: Jemand war mit ihm in diesem Zimmer.
»W-wer ist da?« Blackjack versuchte, herausfordernd zu klingen.
Die Dunkelheit lag vor ihm, undurchdringlich, eine feste, schwarze Wand.
»Ich weiß, da is’ wer, also wie wär’s, wenn ihr mir sagt, was zur Hölle dieser Scheiß soll?«
Keine Antwort. Nur die körnige Finsternis, die stumm zurückstarrte.
Dann –
Blackjack zuckte zusammen.
Hatte er etwas gesehen? Hatte er nicht gerade gesehen, wie sich etwas in der Ecke rechts von ihm bewegte?
Doch, da schien sich etwas gerührt zu haben! Ein irgendwie feucht und klebrig wirkendes Gleiten, dazu etwas, das noch schwärzer als die Dunkelheit zu sein schien …
»Mannona-komm …«
»Onnaman …«
Geheiligte Ona, wir danken Dir!
Ein Schrei erstarb in Blackjacks Kehle, als etwas Schleimiges, Feuchtes und Widerwärtiges aus der Dunkelheit nach ihm griff und ihn sanft an der Schulter
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