CREEKERS - Thriller (German Edition)
seiner Vergangenheit …
Er war wieder zehn Jahre alt, stand am oberen Rand des Treppenhauses und schien um sein Leben zu rennen. Gerade eben hatte er die großen, hundeartigen Zähne des Hurenmädchens zu Gesicht bekommen und wusste mit absoluter Sicherheit, dass es keinen Ort auf Erden gab, der noch schlimmer sein konnte. Seine Füße in den Turnschuhen polterten die Stufen hinab; sein Green-Hornet-Shirt hing in Fetzen von seinem Körper. Dann bremste er abrupt –
Als er die Treppe halb bewältigt hatte, sah er die Gestalt.
Es war eine hünenhafte Gestalt, die wie eine Wand vor ihm aufragte und seinen Fluchtweg versperrte.
Sie stand im Schatten, war von hinten beleuchtet. Er konnte ihre Züge nicht erkennen, nur die Umrisse mit ihren gewaltigen Abmessungen.
»Junger Mann«, sagte sie zu ihm. »Neugier ist grundsätzlich eine lobenswerte Eigenschaft, aber ich glaube, wir beide müssen mal ein Wörtchen miteinander reden.«
Phil polterte die Stufen wieder nach oben. Seine Füße rasten im Einklang mit seinem Herzschlag. Als er sich dort nach rechts wandte, sah er das Hurenmädchen vor sich stehen, schiefäugig und grinsend. Daneben stand der fette Mann, der Dawnie fest in seiner Umklammerung hielt und ebenfalls grinste …
Also machte er auf dem Absatz kehrt.
Raste eine weitere Treppe hinauf zur nächsten Etage.
Er war so verängstigt, dass er nicht länger klar denken konnte. Er wusste nur, dass er vor dieser riesenhaften Gestalt auf der Treppe fliehen musste. Die Stufen hinaufzurennen, glich einem Wettlauf durch den Sumpf, so heiß und feucht war die Luft.
Ein Fenster , dachte er instinktiv. Finde ein Fenster und klettere hinaus!
Spar dir den langen Weg nach unten …
Auf der nächsten Etage schien die Dunkelheit ihn regelrecht zu verschlingen. Ja, er war in den Eingeweiden der Finsternis angekommen und die Hitze schien zu schimmern. Mit einem Mal war ihm so heiß, dass er glaubte, er müsste ohnmächtig werden oder sogar sterben. Er taumelte weiter, hektisch und blind. Das Blut in seinen Adern raste wie ein reißender Strom. Dann stießen seine Hände gegen etwas –
Einen Türknauf.
Er drehte ihn und stürzte ins Innere …
Sein Atem drängte keuchend aus ihm heraus, als er auf dem Bauch landete. Der blanke Holzfußboden fühlte sich feucht an. Als er sich wieder hochstemmte, kam er ihm beinahe zu heiß vor, um ihn anzufassen. Einzelne Streifen von Sonnenlicht bahnten sich ihren Weg durch die geschlossenen Fensterläden. Was … ist das? , dachte er. Es war nur ein Zimmer, sicher, doch …
Etwas stimmte nicht.
Genau wie mit dem Rest des Hauses, den Menschen darin und den Dingen, die hier passierten, war etwas verkehrt an diesem Zimmer. Er wusste es, nahm es sowohl in der pulsierenden Dunkelheit als auch anhand der dünnen, weißen Sonnenstrahlen, die durch die Schlitze in den Fensterläden hereindrängten, wahr. Er konnte es spüren wie erhitzten Atem in seinem Nacken.
Dann öffnete er die Läden …
Es war keine Bewegung, die in diesem Moment seine Aufmerksamkeit erregte. Es war vielmehr der Eindruck einer Präsenz oder vielleicht wirklich ein Luftzug in seinem Nacken; denn als er die Fensterläden aufriss und das Licht der Sonne hereinließ, wusste er, dass sich außer ihm noch ein weiteres lebendiges Wesen im Raum befand.
Doch er war viel zu beschäftigt mit Schreien, um sich näher damit beschäftigen zu können.
Die Tür flog auf. Gestalten drängten herein. Mehrere der Hurenmädchen von unten und weitere Männer, die er bislang noch nicht gesehen hatte, Creekermänner mit großen Kürbisköpfen und Buckeln und schiefen Augen. Einer von ihnen hielt Dawnie umklammert und presste eine gewaltige dreifingrige Pranke auf ihren Mund.
Phil krabbelte in eine Ecke des Zimmers und schrie sich nahezu in Schockstarre. Er war hilflos, vor Schreck kaum zu einer Bewegung fähig, hatte die Augen weit aufgerissen …
Dann betrat eine weitere Gestalt den Raum – der Riese von der Treppe.
Sein Gesicht im hellen Sonnenlicht zu sehen, war grauenhaft. Es sah zermatscht aus und war durchzogen von tiefen Furchen, die zwei roten Creekeraugen schienen größer zu sein als Phils Fäuste.
»Der neugierige kleine Junge hat also Gefallen an unserer Schwester gefunden«, rasselte die Stimme im Dunkeln. »Nun, wir haben viele Schwestern.«
Jedes rote Auge im Raum richtete sich auf die Ecke gegenüber von Phil. Er konnte nicht mehr schreien. Nur noch zittern, schwitzen und auf das massige, glänzende Etwas
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