CREEKERS - Thriller (German Edition)
starren, das dort hockte …
Es hielt sich im Dunkeln, das Sonnenlicht strömte an seinem Körper entlang. Es war nicht viel zu erkennen … doch das Wenige reichte ihm.
Lange, dünne, verkrüppelte Glieder. Ein rauer, dicklicher Körper. Zwei ovale Löcher als Augen und ein gigantischer, verzerrter Kopf von der Größe eines Futtersacks. Die Haut – beulig, fleckig und grau wie eine Schnecke – schien von einer klumpigen, gallertartigen Masse überzogen zu sein. Matten von strähnigem schwarzem Haar hingen wie feuchte Taue bis fast auf den Boden. Als es seinen Mund öffnete – einen großen, dünnen Schlitz, fast 30 Zentimeter breit – blitzten Zähne wie Reihen von Teppichmessern auf.
Ona …
Fres-hauter …
Ona-prei-se …
In stummem Entsetzen wurde Phil bewusst, dass er die Worte nicht über seine Ohren wahrnahm. Sie erklangen direkt in seinem Kopf.
Ein reißender Laut, ein dünnes, flüchtiges Kreischen. Einer der Creeker riss Dawnies schmutziges Kleid mit einem Ruck von ihrem Körper und warf es zur Seite.
Onaman, uns-rette …
Mannona, komm …
Der Hüne von der Treppe trat nach vorn, die Furchen in seinem Gesicht wie Risse in feuchtem Ton. Seine Stimme rasselte.
»Wir geben dir heute dein täglich Fleisch …«
Dawnie kreischte ein allerletztes Mal, als sie in die Ecke zu dem Ding gestoßen wurde. Undeutlich erkennbare Glieder reckten sich dem Mädchen entgegen: Hände, die mehr wie Füße aussahen, mit Bündeln ellenlanger Finger. Dawnie wurde rasch in die Dunkelheit hineingezogen.
Ein feuchter, nagender Laut ertönte. Dann –
Flatsch!
– wurde Dawnie wieder auf den Fußboden zurückgeworfen.
Das Sonnenlicht brannte. Das war nicht mehr Dawnie, nur die entfernt menschenähnliche Form ihrer Überreste. Glänzend nasse, verkrümmte Gliedmaßen auf dem Boden. Skalpiert, gesichtslos. Ein winziger, blutroter, nasser Körper.
Vollständig gehäutet.
Der Berg von einem Mann streckte seine Hand wie ein Geier, der auf seine Beute herabstieß, in seine Richtung aus. Er zog Phil nach oben. Dann sprach seine knirschende Stimme. »Geh jetzt, Junge. Lauf schnell.« Die roten Augen brannten sich in Phils Gesicht ein. »Aber wir werden uns eines Tages wiedersehen.«
»Phil? Phil?«
Patsch-Patsch-Patsch.
»Phil?«
Mehrere leichte Schläge ins Gesicht holten ihn unter die Lebenden zurück. Seine Augen fühlten sich wie zugekleistert an. Als er sie öffnete, gab es ein Geräusch wie beim Schälen von Kartoffeln und er merkte, dass seine Lider mit getrocknetem Blut verschmiert waren. Er sah zu Vickis verschwommenem Gesicht auf, das über ihm zu schweben schien. Sein Bewusstsein drehte sich in Spiralen.
Er murmelte ein einzelnes Wort: »Ona.«
Sah sie ihn missbilligend an? Das Wort schien sie regelrecht anzuwidern. »Du warst länger weggetreten als ich. Geht’s dir gut?«
»Ich glaub schon. Himmel, dieser Wichser Sullivan hat ganz schön zugelangt.«
»Du hast geträumt«, sagte sie.
Geträumt. War es so? Oder waren es Erinnerungen? Er richtete sich auf dem Sofa auf und erzählte ihr alles, 25 Jahre zu spät. Von jenem Tag. Von Dawnie und dem merkwürdigen Haus; den schrecklichen Dingen, die er darin gesehen hatte. »Als ich endlich wieder bei meiner Tante war, lag ich tagelang mit schlimmem Fieber flach und wusste überhaupt nichts mehr. Der Arzt kam vorbei und ich erzählte ihm alles. Er erklärte meiner Tante, dass ich halluzinierte.«
»Das hast du nicht«, sagte Vicki.
Phil dachte über ihre Bemerkung nach, ersparte sich aber einen Kommentar. Er sah sie an. Ihr Gesicht war übersät mit blauen Flecken, Blut verkrustete ihre roten Haare und ihre Kleidung war zerrissen. Er sah, dass ihr auch ein paar Zähne fehlten.
»Sie haben dich vergewaltigt, oder? Ich meine, bevor sie dich zusammengeschlagen und zum Auto geschleppt haben?«
Äußerst zögernd nickte sie. »Es waren so viele«, flüsterte sie schließlich. »Sie wechselten sich ab und haben die ganze Zeit gegrölt, während sie es mit mir trieben.«
»Sprich nicht darüber«, sagte er. »Es ist besser, gar nicht daran zu denken. Okay, ich werd dich ins Krankenhaus bringen, danach muss ich mich noch um ein paar Dinge kümmern.« Na ja, eigentlich waren es eher Typen , um die er sich kümmern musste. Zuerst Sullivan, dann Natter. Scheiß aufs juristische Prozedere! , befand er. Damit würde er sich nicht aufhalten, sondern die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.
»Bring mich nicht ins Krankenhaus«, flehte sie. »Du kennst Cody
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