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CREEKERS - Thriller (German Edition)

CREEKERS - Thriller (German Edition)

Titel: CREEKERS - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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– es gab sogar eine Tick Neck Road, Zeckenhalsstraße, und soweit Phil wusste, hatten Zecken nicht einmal Hälse. Ah, wie kultiviert , dachte er. Ein Gebrauchtwarenhändler namens Lucky Lee, Fast Eddies Billardhalle und ein Restaurant, das allen Ernstes auf einem Schild GUTES ESSEN anpries.
    Zwischen diesen Käffern, wie Phil wusste, lagen noch entlegenere Gemeinden – eigentlich Untergemeinden –, in denen die Menschen in völliger Abgeschiedenheit lebten. Lose zusammenhängende Dörfchen, die als »Hügeldörfer« bekannt waren und deren Bevölkerung in keiner Statistik auftauchte. Man nannte sie das »Hügelvolk« oder auch schlicht »Hinterwäldler«. Doch es gab auch weniger schmeichelhafte Bezeichnungen.
    White Trash. Verrückte. Es waren von der Zivilisation abgekapselte Siedlungen der abgrundtief Armen. Menschen, die von dem lebten, was das Land ihnen bot, die niemals eine richtige Arbeit gehabt hatten, niemals einen Arzt besuchten, keinen Fernseher besaßen. Kinder, die niemals zur Schule gegangen waren. Die Dritte Welt des wunderbaren Amerikas. Sie wohnten in windschiefen Hütten, primitiven Schuppen aus Teerpappe oder ausgemusterten Wohnwagen, natürlich ohne fließendes Wasser oder Elektrizität. Ein Klischee, nach Meinung der meisten, doch nur allzu real in dieser Gegend.
    Aber Phil wusste, dass jeder Bundesstaat mit Landarmut zu kämpfen hatte und auch sein Hügelvolk vorweisen konnte – winzige Kleckse der Gesamtbevölkerung, weggeschlossen vom Rest der Welt. Um Geld zu verdienen, verkauften sie Altmetall und schwarzgebrannten Schnaps. Um zu essen, hielten sie sich an die Wälder. Es war schwer zu glauben, dass in einer Gesellschaft der Tablet-PCs, Bananenchips und Antiblockiersysteme, der Sitcoms und des Teleshoppings, des Pay-TV, der Mikro-Hi-Fi-Anlagen und Mikrowellen solches Elend überhaupt existieren konnte, noch dazu direkt unter den Augen ebendieser Gesellschaft …
    Als Kind hatte er diese Menschen jeden Tag dabei beobachtet, wie sie im Wald entsorgte Müllsäcke durchwühlten oder in ihren zusammengewürfelten Lumpen, mit selbst gemachten Angeln über der Schulter, die Landstraße entlangtrotteten. Manchmal bettelten ihre Kinder, dreckig und mit verschmierten Gesichtern, vor dem Qwik-Stop oder dem Gemischtwarenladen, bis die Ladenbesitzer sie irgendwann verscheuchten. Ja, diese Bilder hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt.
    Und vielleicht erklärte das ein Stück weit Phils mulmiges Gefühl bei seiner Rückkehr nach Crick City. Das Schicksal teilte oft ein mieses Blatt aus. Phil war nicht weit davon entfernt gewesen, selbst einer dieser Menschen zu werden.
    Jesus , dachte er.
    Die rostigen Radaufhängungen des Malibu kämpften sich durch die nächste lang gezogene Kurve. Zu seiner Rechten, oben auf dem Hügel, stand das alte Fletcher-Haus, eine heruntergekommene Vorkriegsvilla, die sich unter ihrem eigenen Gewicht bog. Im Dach klafften Löcher, doch die Fletchers lebten immer noch dort – sie weigerten sich, auszuziehen. Zur Linken Phils blitzte ein aufgebockter Wohnwagen am Ufer von Hockley’s Pond auf. Er stand schon so lange dort, wie Phil sich zurückerinnern konnte; wenn es stark regnete, lief der Teich über und das Wasser stand knöcheltief im Wohnwagen. Doch seine Bewohner zogen nicht weg.
    Ich bin gegangen , dachte Phil. Ich bin vor mehr als zehn Jahren gegangen … und seht euch an, wo ich jetzt bin .
    Nach der Kurve tauchte das Schild vor ihm auf:
    CRICK CITY
    STADTGRENZE
    Es gab keine wirkliche Hauptstraße. Die Landstraße bohrte sich mitten durch Crick City wie ein Spieß durch einen Kebab. Hier und da standen vereinzelte verfallene Häuser am Rand, als habe man sie zwischen die Bäume geschubst. Ein kleiner Wohnwagenpark hier, der Gemischtwarenladen des alten Hull dort. Gelegentlich wurden die Wälder zugunsten von hügeligem, unbestelltem Ackerland zurückgedrängt. In der Ferne standen ein paar große Scheunen, so verrottet, dass man durch sie hindurchsehen konnte, und wurmstichige Holzkreuze, auf denen man einst Vogelscheuchen gekreuzigt hatte, bis diese genau wie die Scheunen zerfallen waren. Zweimal musste Phil watschelnden Beutelratten auf dem Mittelstreifen ausweichen; eine dritte hatte weniger Glück gehabt und war von einem früheren Auto bereits zu einem Klumpen Fleisch zerquetscht worden. Eine Krähe flatterte davon, als der Malibu an ihr vorbeischoss, und zog einen meterlangen Streifen Eingeweide hinter sich her. Phil verzog das Gesicht, als das rosa

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