CREEKERS - Thriller (German Edition)
ausnehmen, denn Krazee Sallee’s, hatten sie gehört, gehörte einem großen, hässlichen Kerl namens Natter.
Nun war Wanst diesem Natter-Typen zwar nie begegnet, doch es hieß, dass auch er jemand war, dem man besser nicht in die Quere kam. Aber das war nicht das Problem, dass Wanst beschäftigte, während er den Pick-up steuerte. Es gab einige andere, eins davon waren Krankheiten. Wanst selbst wichste mindestens einmal am Tag und während einer schönen Aufrisstour gleich mehrmals. Es war nicht so, das Wanst das Gefühl seiner eigenen Hand den Mädchen vorzog – er wollte sich nur keine Krankheiten einfangen, wo doch die Sackratten inzwischen so groß waren wie die Krabben, welche die Bootsleute aus der Bucht fischten; und dann gab’s noch diese Penicillin-resistente Gonorrhö oder die neue Syphilis-Variante, von der man sich erzählte, die einem Eiterbeulen groß wie Walnüsse auf dem Pimmel bescherte; und natürlich AIDS.
Diese Überlegungen schienen vernünftig und naheliegend in diesen Tagen, doch Scotty-Boy schien das nicht die Bohne zu interessieren. »Ach, all das Geschrei von wegen AIDS, ist doch alles aufgeblasen, das. Weiß doch jeder, dass du das nur kriegst, wenn du ’ne Schwuchtel oder ’n Junkie bist. Tatsache is’, ich hab neulich erst im Enquirer was drüber gelesen. Da stand, die Army hat AIDS erfunden, um all die Arschficker und Süchtigen loszuwerden, weil die ja zu nix gut sind heutzutage und nich’ arbeiten oder Steuern zahlen oder ’nen Beitrag zur Gesellschaft leisten.«
»Aber Scotty-Boy«, wandte Wanst ein. »Nur weil wir keine Schwuchteln sind oder Drogen nehmen, heißt das ja nicht, dass wir das nich’ von ’ner Schnecke kriegen könn’, die mit so ’nem Typen rumgemacht hat. Laufen ja ’ne Menge von diesen Bisexuellen rum heutzutage.«
»Ach, Wanst, das is’ doch nur ’ne Menge Pferdescheiße«, gab Scott zurück. »Wär ein trauriger Tag, an dem ein echter Mann sich ’nen Killervirus einfängt, wenn er mit ’ner Frau mal richtig Liebe macht.«
Manchmal konnte Scotty-Boy der mit Abstand saudümmste Kerl sein, der jemals auf Erden gewandelt war, doch Wanst hielt lieber die Klappe. Wanst selbst war sicher kein Paradebeispiel für Moral und christliche Nächstenliebe. Er würde ’nem anderen Kerl jeden Tag für ’nen Zehner die Kehle aufschlitzen. Er würde, ohne eine Sekunde zu zögern, einer Fotze was über den Schädel ziehen und auf ihre Euter wichsen. Und für Schneedealer den Kurier machen war auch kein Problem für ihn. Wenn sie es nicht taten, dann machte es eben jemand anders. Aber er verfügte über eine Eigenschaft, mit der Scott »Scotty-Boy« Tuckton nicht gesegnet war, und das war etwas, das man gesunden Menschenverstand nannte.
Scotty-Boy gab auf kaum etwas auch nur einen feuchten Furz. Es war, als hielte er sich für unbesiegbar. Er kümmerte sich nicht um Herpes oder AIDS. Es scherte ihn nicht, dass man sie vielleicht eines Tages bei ’nem Aufriss sehen und an die Bullen verpfeifen könnte, oder dass die Bullen sie vielleicht mal bei einer Drogenfahrt hochnahmen. Und nicht mal einen leisen Furz gab er darauf, dass ihnen noch etwas viel Schlimmeres passieren konnte, wenn sie so weitermachten wie jetzt …
Früher oder später suchen wir uns die Falschen für ’nen Aufriss aus , dachte Wanst düster.
Es konnte passieren, sicher. Eines Tages raubten sie vielleicht einen Betrunkenen mit ihren Schlagringen aus und der Typ ließ ein Messer aufblitzen. Oder wenn sie das nächste Mal ’ne Bardame aufrissen, nun, was würde die davon abhalten, eine von diesen »Saturday Night Specials« aus der Tasche zu kramen und ihn und Scotty-Boy mit 25ern vollzupumpen? Wanst wollte bestimmt nicht im Staatsknast landen – nein, Sir – wo ein Kerl nicht mal ’ne Dusche nehmen konnte, ohne dass ein Haufen größerer Kerle ihn in den Arsch fickte oder ihn auf die Knie zwang, um fünf bis zehn Typen in Serie einen zu blasen. Ebenso wenig wollte Wanst mitten in der Nacht auf irgendeinem Parkplatz enden, schreiend wie ein abgestochenes Schwein, die Därme voller Einstiche oder Hohlmantelgeschosse. Nur ein Fehler, dann würden ein paar wirklich schöne Zeiten ihr jähes Ende finden …
Und genau jetzt, in eben dieser Minute, als sie im großen Pick-up die Old Dunwich Road entlangfuhren, wanderten Wansts Gedanken heimwärts. Mit einem Mal verspürte er dieses wirklich tiefe, krankhafte Gefühl ganz unten in seinen Eingeweiden, und das war entweder ein höchst ironischer
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