CREEKERS - Thriller (German Edition)
Wink des Schicksals oder eine schreckliche Vorahnung, wenn man bedachte, was mit den beiden geschehen würde.
Phils Boss bei der Security-Firma ließ ihn ziehen, ohne auf eine Kündigungsfrist zu pochen, was er ziemlich rücksichtsvoll fand; Phil hatte genug Zeit auf das Bewachen von Stoffballen und Garnrollen verschwendet. Den restlichen Abend verbrachte er damit, seine Sachen in seinem neuen Zimmer in Old Lady Cranes Gästehaus auszupacken. Der Umzug war kein großer Aufwand gewesen: Er hatte einen Lastwagen für seine Möbel angemietet und den Rest sorgfältig in Kartons verpackt. Dann war er unterwegs, raus aus der lebhaften Großstadt, in der er die letzten zehn Jahre seines Lebens verbracht hatte.
Wieder zurück nach Crick City.
Das Zimmer war nicht gerade der Buckingham Palace, würde es aber fürs Erste tun. Der Rest seines Gesprächs mit Mullins früher am Tag hatte sich auf das Geschäftliche konzentriert. Sie hatten noch ein paar letzte Details geklärt.
» Cody Natter dealt mit PCP?«, fragte er ungläubig. »In Crick City?«
»Richtig«, sagte Mullins. »Und darum brauch ich dich, denn du besitzt Erfahrung. Außerdem hab ich keinen anderen.«
Bei diesem Kommentar fühlte Phil sich nicht unbedingt wie der Polizist des Jahres, aber er verstand Mullins’ Argumentation. »Was ist mit meinem Ruf bei der Metro?«, fragte er.
»Du hast gekündigt, bist niemals angeklagt worden. Ist mir scheißegal, was da in deiner Akte steht. Erschieß nur keine Kinder mehr mit Quad-Munition.«
»Moment mal, Chief.« Phil fühlte sich verpflichtet, das zu kommentieren. »Lassen Sie uns eines klarstellen: Ich habe niemals irgendwen mit Quads oder anderer illegaler Munition erschossen. Das wurde mir angehängt. Ein Typ namens Dignazio hat mich reingelegt, weil er meinen Job wollte. Zur Hölle, die einzigen Kugeln, die ich verschossen habe, hab ich über den Kopf des Jungen gefeuert. Dignazio hat den Jungen erschossen und es hinterher so aussehen lassen, als wäre ich’s gewesen.«
»Ja, sicher«, sagte Mullins schnell. »Wie auch immer.«
»Sie glauben mir nicht, oder?«
»Aber natürlich glaube ich dir«, sagte der Chief lächelnd. »Und selbst, wenn du’s getan hättest, wär’s mir egal. Was denn, soll es mich wirklich jucken, dass du irgendein degeneriertes Gettokid umgepustet hast, das für ’n Drogenlabor Schmiere stand? Wenn du mich fragst, hätten sie dir ’nen Orden verpassen sollen. Ich weiß nur, dass Cody Natter denselben Stoff in meiner Stadt verkauft. Und wenn ich mich nicht darum kümmere, dann stempeln wir beide bald die Uhr in der Bettlakenfabrik. Also willst du den Job, oder nicht?«
»Ja«, sagte Phil, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken. Eigentlich gab es auch nichts, worüber er nachdenken musste. Das mickrige Gehalt, das er hier verdiente, war immer noch höher als das eines Wachmanns, und er würde zumindest wieder als Cop arbeiten.
Doch es war weniger der Job als die erwähnte Krise, die den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben hatte. Phil hatte ein großes Problem mit Drogen. In der Großstadt hatte er gesehen, was das Zeug bei den Leuten anrichtete und aus ihren Körpern, ihrem Verstand, ja, ihrem gesamten Leben machte. Es war das Böse in reinster Form, schlimmer als er es sich je vorgestellt hatte. Mein Gott, diese skrupellosen Mistkerle verkauften den Stoff an Sechsjährige auf dem Spielplatz. Je jünger sie waren, desto besser, denn dann konnten sie die Kinder Schnapsläden ausrauben oder sie auf der Straße anschaffen lassen.
Es war ein Geschäft, das die ständige Abhängigkeit zementierte, und die verdammten Gerichte machten sich in aller Regel mehr Sorgen um die Rechte der Dealer als um die unschuldigen Leben, die sie zerstörten. Crack, Heroin, PCP – die Art der Droge war egal. Sie waren alle unterschiedlich und doch alle gleich. Teil derselben Maschinerie, welche die Schwächen der Menschen ausnutzte und sie aussaugte, bis nichts mehr von ihnen übrig war. PCP ganz besonders. Sie verschnitten das Zeug mit industriellen Lösungsmitteln, um es billiger zu produzieren. Jeder Zug verursachte Hirnschäden, trieb einen dem Wahnsinn ein Stück weiter in die Arme. Phil dachte sich, wenn es überhaupt ein sinnvolles Ziel in seinem Leben gab, dann war es, einen dieser bösartigen Hurensöhne auf ewig in den Knast zu schicken. Und hier saß Mullins und bot ihm dafür eine zweite Chance …
»Ja«, wiederholte Phil. »Ich nehme den Job. Wann soll ich
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