CREEKERS - Thriller (German Edition)
Puddingpackung.
Die Mücken stachen ihn überall und je heißer die Augustsonne hinabschien, desto schlechter ging es ihm. Nicht nur sein Bauch tat nun weh, auch sein Hals schmerzte und sein Kopf fühlte sich ausgestopft an. Mehrere Male glaubte er, sich übergeben zu müssen. Ich werde nie wieder gefüllte Paprikaschoten essen , schwor er sich. Nie wieder!
20 Minuten später wurden seine Bauchschmerzen wirklich übel. Das ist blöd , dachte er. Da sind keine Dinge im Wald. Onkel Frank redet nur Unsinn. Er wollte sich gerade umdrehen und nach Hause gehen, als etwas mit einem Krachen zerbrach. Ein Zweig?
Er blieb ganz still stehen.
Dann hörte er eine Stimme:
»Hey du.«
Ein weiterer Ast brach. Direkt hinter ihm.
Seine Augen huschten umher. Es war eine Frauenstimme, so viel konnte er sagen, aber sie klang irgendwie … komisch. Ein bisschen wie die seiner Tante freitagabends, wenn sie aus der großen Weinflasche trank, die sie im Kühlschrank aufbewahrte.
»Wonach suchst, he? Hast dir verlaufen?«
Im ersten Moment konnte er sie nicht sehen. Ihr altes, fleckiges Sommerkleid verschmolz mit den Bäumen. Doch dann erschien sie wie herbeigezaubert, während er mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung starrte, aus der die Stimme kam. Wenige Meter vor ihm stand ein Mädchen zwischen zwei Bäumen. Sie hatte tiefschwarzes, glattes Haar, das ihr zerzaust und strähnig ins Gesicht hing. Außerdem trug sie keine Schuhe und ihre Beine waren völlig verdreckt. Sie stand einen Moment lang da und betrachtete ihn durch die Strähnen ihrer Haare. Als er ein paar neugierige Schritte auf sie zu machte, kam auch sie näher und stand nun im vollen Sonnenlicht.
Sie war wohl etwas älter als er, vielleicht zwölf oder 13, denn unter ihrem Kleid zeichneten sich bereits kleine Brüste ab, so wie bei den Mädchen aus der siebten Klasse. Er konnte sogar die kleinen Knospen unter dem Stoff sehen. »Busenknospen«, nannte Dave the Cave sie. »Tittenknospen. Wenn du dran saugst, kommt Milch raus.« Das klang ziemlich albern. Warum sollte Milch in ihren Busen sein , hatte er sich gefragt, wo man sie sich doch bequem aus dem Kühlschrank holen kann? Aber das war schon eine ganze Weile her und erschien ihm in diesem Moment völlig unwichtig. Er konnte die Knospen dieses Mädchens sehr deutlich erkennen, denn ihr verschwitztes Kleid klebte an ihr, genau wie sein Shirt mit dem Green-Hornet-Schriftzug an ihm klebte. Sie gefiel ihm, auch wenn sie ganz dreckig war und ihr das wirre Haar ins Gesicht hing. Ja, sie gefiel ihm und er konnte sehen, dass sie hübsch war. Und noch etwas fiel ihm auf.
Hügelvolk! , erkannte er. Sie ist eine Hinterwäldlerin. Lebt hier bestimmt irgendwo in einer Hütte. Geht vermutlich nicht mal zur Schule …
»Heya, du«, sagte sie. Die schwarzen Strähnen über ihrem Mund tanzten, während sie sprach. »Wie is’n dein Name, du?«
Er starrte sie an, nicht sicher, was sie gesagt hatte. »Äh, Phil«, sagte er. »Phil Straker. Und deiner?«
»Dawnie, ich.« Sie schaute sich um, als wäre sie nervös. »Ich bin Name Dawnie, ich.« Wieder tanzten ihre Haare auf und ab, pust-pust-pust.
Das Mädchen faszinierte ihn und auch sie schien ihn irgendwie interessant zu finden, denn eine Zeit lang standen sie nur da und schauten sich gegenseitig an. Doch schließlich kam er sich dumm vor, als ob er irgendetwas sagen müsste, und so plapperte er das erste dahin, was ihm in den Sinn kam: »Ich geh auf die Summerset-Grundschule. Wo gehst du hin?«
»Wa-has?«, antwortete sie.
Was für eine blöde Frage! , schimpfte er mit sich selbst. Hinterwäldler gehen nicht zur Schule! Dann sagte er: »Ich wohne bei meiner Tante, gleich dort unten an der Landstraße. Wo wohnst du, Dawnie?«
»Da hinten, weg.« Sie deutete hinter sich in die Wälder hinein, und der kleine Junge fragte sich, wo genau und worin sie wohnte. Wohnte sie wirklich in einer Hütte oder einem Wellblechschuppen? Hinterwäldler hatten überhaupt kein Geld und konnten sich kein Haus kaufen. Sie konnten sich nicht einmal Essen leisten und mussten Tiere essen, die sie im Wald fingen. Das hatte zumindest Onkel Frank behauptet …
»Was, he?«, fragte sie jetzt und trat ganz nah heran. Er erstarrte, als sie ihre Hand auf seine Brust legte und sein T-Shirt befühlte. »Was ’n das, he-a?«
»Green Hornet«, murmelte er. Dawnie wusste wohl kaum, wer die Grüne Hornisse war, weil sie wahrscheinlich noch nie einen Comic gesehen hatte. Dann fühlte er sich plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher