CREEKERS - Thriller (German Edition)
wenig erfreulich war. »Du hättest jedes Recht dazu, Vicki. Unsere Beziehung ist vor allem deshalb den Bach runtergegangen, weil ich mehr als alles andere aus dieser Stadt hier raus wollte. Das weiß ich. Und ich fühle mich nicht besonders toll damit, wie es zu Ende gegangen ist.«
»Schon, aber wenigstens wusstest du, was du wolltest, und hast die Chance ergriffen. Ich war zu unsicher – zu ängstlich – um zu glauben, dass ich für mehr als Crick City tauge. Und sieh mich jetzt an …«
»Ich steh auch nicht gerade rosig da«, versuchte Phil sie aufzumuntern. »Ich hab einen verdammten Uniabschluss und darf jetzt für sieben Dollar die Stunde Rosenbüsche pflanzen und Dung schaufeln.«
»Du schaffst es immer wieder, um den heißen Brei herumzureden, was?«, sagte sie. »Ich schätze, das ist deine Art, nett zu mir zu sein.«
»Wie meinst du das?«
Ihr Gesicht verhärtete sich. Einen Augenblick lang war sie alles andere als hübsch. Ein Ausdruck wilder Selbstverachtung ließ sie hässlich wirken. »Ich bin eine Stripperin, Phil. Ich will dich nicht belügen.« Die großen Smaragdaugen kämpften plötzlich gegen ihre Tränen an. »Ich bin eine Hure.«
In diesem Moment fühlte ein Teil von Phil sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Eine Zeit, in der sie sich geliebt hatten und ihre jetzige Lage undenkbar schien. Er wollte sie anfahren, sie schütteln und ihr ins Gesicht brüllen, dass sie damit aufhören solle, sich selbst zu verurteilen, und sie solle aus der stinkenden Gosse steigen, in die sie das Leben geschleudert hatte. Hör auf, dich selbst zu bemitleiden und reiß dich zusammen! , wollte er schreien. Also gut, du bist hingefallen, aber steh verdammt noch mal wieder auf und mach was aus deinem Leben, bevor es zu spät ist!
Doch er konnte nichts dergleichen sagen, das wusste er. Er brauchte sie für die Ermittlungen. Er war ein Cop und hatte einen Auftrag. Er musste seine Rolle spielen, sonst würde er seine bislang beste Spur verlieren.
Genau, meine beste Spur. Eine Frau, die ich einmal geliebt habe. Eine Frau, die ich beinahe geheiratet hätte …
»Entschuldige«, sagte sie und stand abrupt auf. »Ich muss mal kurz ins Bad.«
»Gleich da vorne.«
Sie ging hinein und schloss die Tür hinter sich. Er wusste, dass sie weinte, weshalb er sich noch schlechter und widerwärtiger fühlte. Er war abgefeimt genug, um sie für seine Ermittlungen auszunutzen. Doch davon mal abgesehen: Egal, wie sehr er es gegenüber Mullins oder sich selbst rationalisierte, war ihm doch bewusst, dass er immer eine Teilschuld an ihrem Schicksal tragen würde.
Nach ein paar Minuten begann er, im Raum auf und ab zu gehen. Nach ein paar weiteren Minuten fing er an, sich Sorgen zu machen.
Er klopfte an die Badezimmertür. »Alles in Ordnung, Vicki?«
»Ja.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Bin gleich fertig.«
Als sie dann tatsächlich herauskam, schien sie sich wieder im Griff zu haben, doch etwas war seltsam …
Sie sah wieder makellos aus, die Haltung perfekt, jedes einzelne schimmernde Haar an seinem Platz, doch in ihren Augen lag nun ein eisiges Glitzern. Sie wirkte gefasst und hart, obwohl sie vor wenigen Minuten noch die Fassung verloren hatte.
»Tut mir leid«, sagte sie.
»Wir alle haben unsere schwachen Momente, Vicki.«
»Ich schätze, ich bin hergekommen, damit du weißt, was wirklich passiert ist. Ich wollte nicht, dass du denkst …«
»Mach dir keine Sorgen. Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
Ihre Blicke trafen sich. Einen Augenblick lang brach das grüne Eis auf. »Wirklich?«
»Sicher. Schau mal, vorbei ist vorbei, ja? Uns beiden wurde übel mitgespielt, so ist das Leben nun mal. Warum versuchen wir nicht, die Vergangenheit hinter uns zu lassen? Vergessen wir das Ganze, lassen es ruhen. Lass uns Freunde sein, okay?«
Etwas wie unterdrückte Verzweiflung drohte ihre Maske einstürzen zu lassen, doch sie schien es abzuwehren. »Das würde ich gern, Phil. Das würde ich wirklich gern, aber …«
»Was ist das Problem?«
»Unsere Freundschaft muss ein Geheimnis bleiben.«
»Ein Geheimnis? Warum?«
Ihr Gesicht nahm einen harten Ausdruck an. »Ich bin jetzt verheiratet, Phil«, sagte sie kalt. Sie hob ihre linke Hand. Ein Ehering mit einem erbsengroßen Diamanten blitzte auf. »Ich bin mit Cody Natter verheiratet.«
Er versuchte den Schock zu verarbeiten, damit er nicht durchschlug und die Erinnerung an seine Gefühle für sie vergewaltigte.
»Willst du immer noch, dass wir Freunde
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