CREEKERS - Thriller (German Edition)
Eisen in seinen Kopf eingebrannt zu haben.
Vicki war unersättlich gewesen.
Er war überrascht gewesen, geschockt sogar. Ihre Verführung war wie eine Lawine; sie hatte ihn mit ihrer Lust überfallen, ihn mit ihrer Hitze umschlungen. Im einen Moment saßen sie noch da und redeten, im nächsten lagen sie als nacktes Knäuel auf dem Vordersitz. Jede Sekunde schien in einer atemlosen Reihe von Bildern vor seinem geistigen Auge abzulaufen – ihre glänzenden Haare, der Schwung ihrer Hüften, die Züge ihres Gesichts – wie manische Filmschnitte. Ihre nackten Brüste drängten sich heiß an ihn, ihre Haut glitt über seine wie Öl. Die Dunkelheit hüllte sie ein, die schweißtreibende Hitze klebte sie aneinander. Ihre Hände berührten ihn, verzweifelt, schnell, doch mit absoluter Präzision. Ihre Zunge bewegte sich heftig in seinem Mund, ihre Zähne schnappten nach ihm, ihre Arme und Beine umklammerten ihn ebenso wirkungsvoll wie die Fesseln einer Domina. Jede Berührung und jede Liebkosung, jedes Stöhnen, jeder Kuss, jedes Lecken schienen Phil Schritt für Schritt einem Abgrund entgegenzutreiben. Jeden Augenblick konnte er abstürzen …
Vicki tat Dinge mit ihm, die sie früher nie mit ihm getan hatte – Dinge, die keine Frau jemals mit ihm getan hatte.
Sie war wild, aber …
Zu wild …
Sie war wie ein Raubtier. Phils Verlangen und ihr eigenes waren Dinge, die sie jagte und verschlang …
Als es vorbei war, hatte er erschöpft dagelegen, verführt, ausgewrungen und ausgelaugt. Er bezweifelte, dass er sich jemals so animalisch gefühlt hatte. Trotz der enormen Intensität erschien es ihm doch kaum real. Es lag keinerlei Bedeutung darin, keinerlei Leidenschaft. Sie waren nur zwei Geister, die im Mondlicht übereinander herfielen.
Und jetzt saß er hier vor einem Haufen Krabbenabfällen, sah die Nachmittagssonne in der Bucht funkeln und bereute umso mehr, was geschehen war. Die letzten zehn Jahre hatten Vicki einiges gelehrt. Ihr Leben gehörte inzwischen einem neuen Meister – einem kalten und finsteren Meister, einem Alchemisten des Geistes. Er hatte ihre Träume in Fetzen gerissen und ihr Herz in ein verzweifeltes, bettelndes Ding ohne Antrieb oder Ziel verwandelt.
Und dann kehrte die schwarze Stimme zurück, die Stimme, die er in letzter Zeit oft gehört hatte, und überfiel ihn mit der Wahrheit, die er kannte, aber nicht anerkennen wollte:
Sie ist jetzt nur noch eine zugekokste Hure …
Phil starrte verkniffen in das Sonnenlicht.
Es ist deine eigene Schuld, oder etwa nicht, Phil? Du hast sie eiskalt sitzen lassen. Hast sie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Hast ihr die Liebe vor die Füße geschmissen und zugelassen, dass Natter sie zu einer verdrogten Nutte macht. Reife Leistung, Phil. Du bist echt ein toller Hecht.
»Lass mich in Ruhe«, flüsterte er der Stimme zu.
Ja, du bist echt klasse, wirklich. Du hast sie nicht nur gefickt, du hast sie außerdem belogen, du horchst sie aus, du benutzt sie, Phil. Sie ist dir egal. Alles, was dich interessiert, ist dein gottverdammter Fall.
»Friss Scheiße, Stimme!«
Und schau dich jetzt an. Du hast ein Date mit einer richtigen Frau, nicht mit so einer abgewrackten Nutte. Was würde sie wohl tun, Phil? Was würde Susan tun, wenn sie wüsste, dass du gestern eine Hure gefickt hast, einen Junkie?
»Halt’s Maul …«
Wirst du sie auch ficken? Wirst du Susan ficken, so wie du diese Hure gefickt hast?
»Fahr zur Hölle!«
Da bin ich schon , erwiderte die Stimme. Aber wo bist du?
Dann verstummte sie.
Die Stimme war natürlich seine eigene, jener Teil seines Bewusstseins, der sich dafür verabscheute, was er getan hatte und tat. Benutzte er sie wirklich? Trug er wirklich eine Mitschuld, dass Vickis Leben den Bach runtergegangen war? Und nutzte er ihr Elend wirklich für seine Ermittlungen aus?
Er wollte es eigentlich gar nicht wissen.
Seine Schuldgefühle verfolgten ihn wie eine hartnäckige Stechmücke, die unablässig um seinen Kopf schwirrte. Er fühlte sich ausgetrocknet, mental erschöpft, so wie ihn die Begegnung mit Vicki körperlich erschöpft hatte.
»Das hat Spaß gemacht«, sagte Susan, als sie zum Auto zurückgingen. »Wir sollten irgendwann wieder herkommen.«
»Ja, das ist ein toller Laden«, antwortete Phil, leicht überrascht. Vielleicht war ihre Bemerkung nur so dahin gesagt, doch falls sie ihn nicht wiedersehen wollte, warum sollte sie dann so einen Vorschlag machen? Er konnte es zumindest als gutes Zeichen werten, dass ihre erste
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