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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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es zumindest gut. Vielleicht waren die Gravuren tatsächlich nichts anderes als eben das: Gravuren, die Christian mit gebrochenem Herzen angefertigt hatte, weil er nicht wusste, wohin mit seinem Schmerz.
    Mit Mom zu reden tat mir eigentlich ganz gut. Ich bekam zwar keine Antworten, aber ich fühlte mich zumindest nicht mehr so allein.
    »Mom, ich will diesen Friedhof retten. Aber deswegen werde ich garantiert nicht gleich seltsam werden.« Hatte ich damit recht, nur weil ich es laut aussprach?
    Sie lächelte ein verschwörerisches Lächeln. »Bist du dir sicher,dass dich diese ganze Friedhofsaktion nicht belastet?« Als ich nickte, tat sie das Gleiche. »Gut. Aber du musst mir versprechen, sobald deine … oder auch meine … Fantasie uns in irgendeiner Weise Angst macht, dann musst du es sagen. Einverstanden?«
    »Ja, versprochen«, erwiderte ich, während ich die Hexe vorübergehend aus meinen Gedanken verbannte. Allerdings nicht für lange.

    Nachdem Mom hochgegangen war, um sich umzuziehen, kehrte sie umgehend in die Küche zurück und warf ihre Aktentasche auf die Arbeitsplatte. Feierlich steckte sie ihren Computerausdruck und die CD in eine Mappe.
    »Also, Courtney«, sagte sie energisch. »Dann lass uns mal hoffen, dass dieser Artikel das bewirkt, was wir von ihm erwarten – dass er die Leute anregt, sich für den Friedhof einzusetzen, oder sie zumindest ein bisschen neugierig macht.«
    Ich nickte zustimmend. »Warum kannst du ihn dem Redakteur nicht einfach mailen?« Ich hatte es nicht eilig, meine Mutter loszuwerden.
    »Der Redakteur möchte ihn noch mit mir besprechen. Und Computer und Internet sind in einer regionalen Wochenzeitung nicht gerade die beliebtesten Kommunikationsmittel. Die Ausgabe erscheint am Freitag, und heute Mittag ist Redaktionsschluss.« Sie lächelte mich wehmütig an. »Es wird nicht lange dauern«, versprach sie, während sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. Kaum war sie draußen, kam sie auch schon wieder zurück, einen großen braunen Umschlag in der Hand. »Der ist von den Geyers. Für dich.«
    Es kostete mich große Überwindung, nicht gleich aufzuspringen und ihn ihr aus der Hand zu reißen. Ich musste an Margarets mitfühlenden Blick denken, als sie Christians Tagebuch außerhalb meiner Reichweite legte.
    »Danke, Mom. Ich werde erst zu Ende frühstücken.«
    Sie lächelte, als wäre sie froh darüber, dass ich so gelassen auf die Post reagierte. Aber sobald ich das Zufallen der Haustür und kurz darauf den Motor unseres Jeeps hörte, sprang ich auf und schnappte mir den Umschlag.
    Ich öffnete ihn vorsichtig, um nichts kaputt zu reißen. Ein kleiner weißer Notizzettel war oben mit einer Büroklammer angeheftet.
    Courtney,
    D
ad und ich haben vor, morgen in die Stadt zu gehen, um ein paar Plakate für Samstag aufzuhängen. Wenn du uns dabei helfen möchtest, komm bitte um 9 Uhr zum Friedhofseingang.
    Ich könnte es gut verstehen, wenn du nicht willst.
    Margaret
    »Natürlich werde ich kommen«, sagte ich laut, während ich Margarets Zettel behutsam beiseitelegte. Es waren nur drei Tagebucheinträge beigefügt, wie ich enttäuscht feststellen musste. Ich erkannte Margarets ordentliche Handschrift und stellte mir vor, wie sie die Seiten bei Kerzenlicht fein säuberlich aus Christians Tagebuch abgeschrieben hatte. Kerzenlicht? Vielleicht ging meine Fantasie da ein bisschen mit mir durch.
    Ich sah mich in der Küche um. Das Haus war vollkommen still, von dem kontinuierlichen Surren der Klimaanlage einmal abgesehen. Meine Hände zitterten, als ich die Blätter hochhob. Ich schwöre, das Haus hätte um mich herum abbrennen können, ich hätte es nicht bemerkt, solange ich die Abschriften aus Christians Tagebuch in den Händen hielt.
    Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, als ich anfing, den ersten Eintrag zu lesen.
    Die Hexe. Sie kommt immer wieder hierher. Heute Morgen erblickte ich sie neben dem Holzstoß, während sie ihr Pferd an meinen Zaun gebunden hatte. Gestern stand sie dreist auf der Straße, ungeachtet der Wagen und Kutschen, die auf dem Weg von und zum Friedhof an ihr vorbeifuhren und ihr die kalte Erde gegen den Rücken schleuderten. Sie wusste, dass ich sie durch die Schlitze der Fensterläden hindurch beobachtete. Beide Male lächelte sie mich an. Ich kam mir vor wie ein Narr.
    Sie wusste, dass ich mich davor fürchtete hinauszugehen. Sie versuchte, mich mit ihrem bezaubernden Lächeln hervorzulocken. Ich war mir sicher, dass sie irgendetwas über

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