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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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frischem Efeu aus ihrem Umhang. Es war Februar, aber ich fragte nicht, wo sie den Efeu herhatte.
    »Dies ist zu deinem Symbol geworden – das Symbol deiner Liebe zu Prudence. Heute Nacht musst du diesen Efeu verbrennen und seine Asche um dein Bett herumstreuen. Seine Substanz muss in deine irdischen Gebete eingehen, sich mit dem Atem deiner Träume vermischen.«
    Sie legte den Efeu in meine Hände und schloss sie zu Fäusten. Dann begann sie mit der Beschwörung – ein heulender Singsang, der in einem Todeskreischen endete. Diesmal verstand ich kein Wort.
    »Was hast du gesagt?«, fragte ich. Sie zitterte, als wäre sie besessen, aber ihr Lächeln war ruhig.
    »Deine Suche nach Prudence wird die Jahrhunderte überdauern – sie wird zu einem Samen der Sehnsucht werden, der in all jenen keimt, die dir nachkommen, bis ihr beide, du und Prudence, endlich wieder vereint seid.«



Kapitel 7
    I ch saß vor dem Friedhofsportal im Gras, über mir der Memento-mori- Schriftzug, der meinen Sitzplatz wie ein Banner überspannte. Als könnte jemand, der direkt neben einem Friedhof lebt, jemals vergessen, sterblich zu sein , dachte ich mürrisch. Ich war eine halbe Stunde zu früh zu meinem Treffen mit den Geyers erschienen, aber ich wollte sie auf keinen Fall verpassen. Ich hatte so viele Fragen.
    Ich lehnte mit dem Rücken an einem der eisernen Torpfosten und hielt den Umschlag in der Hand. Mir war klar, dass ich ihn zur sicheren Aufbewahrung zurückgeben musste. Wir bildeten jetzt eine Art Team mit dem gemeinsamen Ziel, den Geyers und dem Friedhof zu helfen.
    Ich blickte die Straße hinunter und entdeckte Dads roten Pick-up, der langsam auf mich zugefahren kam. Ein blaues Auto, das ihm fast auf der Stoßstange hing, hupte, als Dad nach links abbog, um vor dem Friedhofstor zu halten. Er hatte die Stirn gerunzelt und murmelte: »Ich habe doch geblinkt. Ich dachte, aggressives Fahrverhalten wäre ein typisches Großstadtphänomen.«
    Er schlug einen anderen Ton an, als er seine Aufmerksamkeit auf mich richtete: »Courtney, ist mit dir alles in Ordnung? Du bist eben beim Frühstück einfach an deiner Mutter und mir vorbeigestürmt, und gestern beim Abendessen warst du auch außergewöhnlich still.« Er kräuselte besorgt seine sommersprossige Nase. »Du hast dich sogar bereit erklärt, hinter dem Haus Unkraut zu jäten, ohne mich auch nur schief anzugucken.« Seine Worte klangen scherzhaft, aber ich hörte die Vorsicht in seiner Stimme.
    »Mir geht’s gut, Dad, ehrlich. Diese ganze Vorbereitung für den Protest wäre doch eigentlich ein gutes Schulprojekt, findest du nicht?« Ich lächelte ihn strahlend an. Er musterte mich argwöhnisch. Offensichtlich nahm er mir den Versuch nicht ab.
    »Courtney, ich weiß, dass du und deine Mutter sich ziemlich für dieses Projekt begeistern, und es ist eine gute Sache, dass ihr euch für Murmurs Geschichte einsetzt.« Er warf einen Blick auf das Memento-mori- Schild. »Aber ich habe den Eindruck, dass du dir wegen irgendetwas Gedanken oder Sorgen machst.«
    »Natürlich mache ich mir Sorgen, Dad. Was ist, wenn wir unseren Kampf um den Friedhof verlieren?« Diesmal war meine Reaktion echt.
    Wir schienen beide ein wenig den Kopf zu heben, als ein willkommener Windhauch den Geruch der Maisstängel zu uns herüberwehte. »Courtney, es ist wichtig, dass du an dasglaubst, wofür du kämpfst. Nicht, ob du gewinnst oder verlierst, klar?«
    Ich nickte. »Ja, ich weiß. Aber ich will gewinnen.« Ich musste gewinnen, dachte ich im Stillen – für Margaret, für Mr. Geyer und für Prudence. Ich war mir nicht sicher, auf welcher Seite die Hexe stand.
    Plötzlich grinste Dad. »Wenn ihr Mom auf eurer Seite habt, könnt ihr eigentlich gar nicht verlieren.« Er warf einen Blick auf die Uhr. Alle fünf Minuten auf die Uhr zu sehen, war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. »Also, ich muss jetzt los. Steh auf, und gib deinem Vater einen Kuss«, verlangte er scherzhaft.
    Ich sprang auf und gab ihm einen Abschiedskuss auf die Wange. Sie war glatt und roch nach seinem zitronigen Aftershave.
    »Ich habe dich lieb, mein Schatz. Wir sehen uns beim Abendessen.«
    Ich sah ihm winkend hinterher, während er in Richtung Murmur davonfuhr. Wie viel durfte ich Dad erzählen? Wir konnten einen praktisch veranlagten Menschen für unseren Kampf gut gebrauchen.
    »Courtney!«
    Ich drehte mich um und sah, dass Margaret mir überschwänglich winkte, während sie mit Mr. Geyer die Straße hinunterkam. Sie klang aufgeregt und

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