Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
Vom Netzwerk:
zu spüren.
    »Aua«, stieß sie aus, während sie vor mir zurückwich. »Courtney?«, fragte sie. In ihren grünen Augen lag ein Ausdruck von Besorgnis, während ich weiterhin ihr Handgelenk gepackt hielt.
    »Die Leute hier … sie scheinen euch nicht zu sehen«, stammelte ich.
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Menschen, die links und rechts an uns vorbeiliefen, so als wäre ihr gerade erst aufgefallen, dass es hier tatsächlich noch andere Leute gab.
    »Natürlich sehen sie uns«, entgegnete sie, während sie schlagartig auf ihre typisch sachliche Art umschaltete. »Sie sind es eben gewohnt, mich und meinen Vater mit unseren Friedhofsprospekten herumlaufen zu sehen. Ich werde es dir beweisen«, sagte sie, während sie ihr Handgelenk aus meinem Griff befreite.
    Bevor ich Gelegenheit hatte, sie erneut zu packen, trat sie über die Bordsteinkante und stellte sich in den Weg eines herannahenden Geländewagens, der gerade abbiegen wollte. Das Auto kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Alle Leute wandten sich um und starrten mich an.
    »Siehst du?« Margaret lächelte selbstgefällig. Sie warf nicht einmal einen Blick auf das Auto, dessen Stoßstange nur einen halben Meter vor ihren Knien zum Stehen gekommen war. Über ihren Kopf hinweg sah ich, wie Mr. Geyer an der gegenüberliegenden Straßenecke stand und seine Plakate vor der Brust umklammert hielt.
    »Bist du verrückt geworden?!«, rief ich. »Das war nicht nötig!«
    »Doch«, erwiderte sie ernst. »Ich will dich als Freundin nicht verlieren, Courtney. Die meisten Freunde haben keinen allzu großen Spaß daran, Friedhofsplakate aufzuhängen.« Sie hob warnend ihr Kinn, so als solle ich es ja nicht wagen, ihr zu widersprechen.
    Als sie zurück auf den Gehweg trat, hörte ich den Fahrer des Geländewagens, der etwa so alt war wie Dad, vor sich hin fluchen: »Ich habe ihn überhaupt nicht richtig gesehen. Er kam mir vor wie ein Schatten.«



Kapitel 8
    W ir alle hatten uns während der Rückfahrt ziemlich ruhig verhalten, so als wäre unser Enthusiasmus plötzlich von einer neuen Sorge überschattet worden, die uns alle drei beschäftigte. Ich dachte über Margaret und Mr. Geyer nach. Warum beachten die Menschen in der Stadt sie nicht? Natürlich hatten die beiden im Laufe des letzten Jahres viele Zettel aufgehängt, und die Leute hatten sich an ihren Anblick gewöhnt, wie auch Mr. Geyer betonte. Und trotzdem sehen die meisten Menschen flüchtig hin, wenn jemand den Raum betritt oder auf dem Bürgersteig vorbeigeht, ganz einfach aus Neugier.
    Und Margaret! Sie hätte sterben können, als sie sich einfach mitten auf die Straße stellte. Aber das schien sie nicht im Geringsten zu kümmern. Sie saß mir schräg gegenüber, vor Mr. Geyer. Sie hatte die Augen vor dem blendenden Sonnenlicht geschlossen und den Kopf gegen den Sitz gelehnt.
    Mr. Geyer hatte die meiste Zeit der Fahrt aus dem Fenster gestarrt und dabei blass und müde ausgesehen. Einmal hatteich mich zu ihm rübergelehnt und seine Schulter berührt, um festzustellen, ob es ihm gut ging. Er hatte mich matt angelächelt und den Kopf geschüttelt, so als könne er sich nicht vorstellen, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er Margaret verloren hätte. Aber der seltsamste Vorfall des Tages hatte sich ereignet, als wir unsere Haltestelle erreichten. Ich musste an das breite Lächeln denken, das Margaret dem Busfahrer beim Aussteigen geschenkt hatte. Der Fahrer war ein älterer Mann mit buschigen Augenbrauen und einem krummen Rücken. Er hatte ihr zugezwinkert, als sie ihm auf Wiedersehen sagte. Warum konnte er sie sehen, wenn die Leute in der Stadt es nicht konnten?

    Ich saß am Küchentisch und starrte mit leerem Blick auf mein Friedhofsposter, das ich ans Küchenfenster geklebt hatte, während ich den gestrigen Tag immer wieder vor meinem inneren Auge ablaufen ließ. Es war fast Mittag. Dad war arbeiten. Mom hatte einige Dinge zu erledigen. Wir wollten alle für die Veranstaltung morgen üben, aber es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren. Ich war aufgeregt wegen der Führung. Ich war nervös wegen gestern. Wenn ich genau darüber nachdachte, warich eigentlich permanent aufgekratzt, seit ich Margaret und Mr. Geyer kennengelernt hatte. Natürlich nicht ihretwegen, sondern aufgrund der Ereignisse, die mir seitdem passiert waren. Aber ich fühlte mich zugleich lebendig. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass mein Leben schon jemals so voller Abenteuer gewesen war. Ich nippte an meinem Glas

Weitere Kostenlose Bücher