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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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hatte. Seine Wurzeln breiteten sich über den Boden wie riesige Würmer, und seine Äste ragten wie dicke, knorrige Arme in alle Himmelsrichtungen. Der Baum musste mindestens dreißig Meter hoch sein.
    Ich beobachtete, wie die Hexe etwas aus ihrer Tasche holte und es über die Erde sprenkelte. Sie begann zu summen und verfiel dann in einen Singsang. Sie hob die Arme zum Himmel, als würde sie etwas erbitten oder verlangen. Kurz darauf sanken ihre Arme wieder herab. Sie drehte sich um und verschwand noch tiefer im Wald.
    Ich muss mindestens eine halbe Stunde lang an meinem Platz verharrt haben. Ich wagte es nicht, mich dem Baum zunähern, bevor ich nicht überzeugt war, dass die Hexe nicht zurückkommen würde. Schließlich fühlte ich mich sicher und ging mit leisen Schritten zu der Stelle, an der die Hexe ihren Zauberspruch gesprochen hatte.
    Unter dem Blätterdach des Baumes war die Erde nackt. Frischer Efeu bildete eine Einfassung in Form eines Grabs. Konnte ich eigentlich an nichts anderes mehr denken? Dann fiel mein Blick auf die Rinde des Baums. Muster von Efeu – genau wie in unserem Keller – waren von den Wurzeln bis in etwa zwei Meter Höhe in den Stamm geschnitzt.
    Ich schnappte unwillkürlich nach Luft. Dann hob ich meine Hand, um die Schnitzereien zu berühren. Plötzlich fühlte ich, wie sich etwas Drahtiges, Kaltes um mein Fußgelenk legte. Ich blickte an mir herunter und sah, wie eine der Efeuranken über mein Schienbein kroch.
    Ich kreischte und sprang zur Seite, um die Ranke abzuschütteln, doch plötzlich wimmelte der kahle Boden nur so von sich windendem, zuckendem Efeu. Einzelne Ranken krochen wie Schlangen auf mich zu, um meine Füße und Beine zu umschlingen.
    Ich schrie erneut auf. Die Hexe war mir plötzlich egal. Der Efeu versuchte, mich zu strangulieren! Ich riss ihn mir von den Beinen und zertrampelte seine Ranken, die unter meinen Füßen welk wurden. Überraschenderweise hielt sich der Efeu nicht so erbarmungslos fest, wie er es an unserer Hauswandgetan hatte, als Dad ihn herunterreißen wollte. Dieser Efeu hier schien freiwillig loszulassen, wenn ich an ihm zerrte, so als wären seine Bemühungen eher halbherzig. Als ich mich endlich von den Ranken befreit hatte, stürzte ich mich auf den zugewachsenen Waldweg, der mich hierher geführt hatte. Ich wollte nur noch nach Hause.



»Courtney«, flüsterte jemand. Ich blieb stehen, als hätte ich keine andere Wahl. Ich drehte mich um und sah, dass die Hexe wieder bei dem Baum stand. Ihr schwarzer Mantel umhüllte sie, und ihre grünen Augen leuchteten in der Dunkelheit des Waldes. Ihr Lächeln wirkte zufrieden. Der Efeu kringelte sich um ihre Stiefel.
    Sie hob die Hand, um mich zu sich heranzuwinken.
    »Nein!«, rief ich, während ich mich den Pfad hinunterstürzte, der mich nach Hause führte.

    Ich blieb auf der Veranda stehen, um erstmal zu Atem zu kommen, bevor ich das Haus betrat. So konnte ich nicht hineingehen: Ich zitterte, als wäre mir kalt. Aber der Schweiß, der mir übers Gesicht lief, bestätigte mir, dass ich nicht fror.
    Ich starrte die Katzenfutterdosen an, die ich über den halben Garten verteilt hatte, als ich Hals über Kopf aus dem Wald gestürmt war. Nicht gerade ein eleganter Abgang. Ich rechnete fast schon damit, dass die Katzen wie auf Kommando wieder auftauchen würden, genau wie Katzen im Allgemeinen aus dem Nichts heraus erschienen, sobald man einen elektrischen Dosenöffner einschaltete. Aber sie kamen nicht zurück. Während ich immer noch keuchte, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen, ordnete ich mit den Fingern mein verstrubbeltes Haar. Einen Moment lang glaubte ich, tief im Wald das Wiehern eines Pferdes zu hören, aber ich war mir nicht sicher.
    Ich betrachtete meine Beine und die Kratzer an meinen Fußgelenken und Schienbeinen – Spuren meiner panischen Flucht und nicht des Efeus, der nach mir gegriffen hatte, denn meine Arme waren genauso zerkratzt. Haben die Efeuranken sich wirklich um meine Beine und Füße geschlungenen oder habe ich mir das alles nur eingebildet? Als ich die Lichtung im ersten Moment gesehen hatte, war mir kein Efeu aufgefallen. Doch dann war er urplötzlich da gewesen, überall, und hatte sich gewunden, als würde er lebendig gekocht werden. Der Efeu … der gleiche Efeu, der sich an die Wände unseres Hauses klammerte. Ich wirbelte herum und sah, wie er sich unschuldig im Wind wiegte.
    Ein unerwartetes Geräusch in der Küche ließ mich fast aufschreien, aber durch das

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