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Creepers - Der Fluch der Hexe

Creepers - Der Fluch der Hexe

Titel: Creepers - Der Fluch der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Dahme
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zog Margaret näher an sich heran und drückte sie zärtlich. »Keiner von uns hat sie je gesehen, allerdings lässt sie uns ihre Gegenwart von Zeit zu Zeit spüren.«
    Mir musste die Kinnlade heruntergesackt sein.
    »Aber warum habe ich sie dann gesehen?«, fragte ich, während ich trotz der morgendlichen Hitze mit einer Gänsehaut zu kämpfen hatte.
    »Das wissen wir nicht, Courtney, aber ich neige dazu, ihr Erscheinen als positives Zeichen zu deuten.«
    Margaret sah ihn mit fragendem Blick an. Ich betrachtete Margaret, auf der Suche nach irgendeiner Art von Bestätigung. Sie streckte den Arm aus und nahm meine Hand.
    »Vielleicht weil du kein Mitglied der Familie bist.« Sie lächelte, so als sollte mich diese Tatsache an sich schon beruhigen.

    Wir nahmen den Bus in Richtung Innenstadt. Auch wenn die Sitze durchgesessen und die ursprünglichen Farben des Innenraums verblasst waren, hatte der Bus immerhin eine Klimaanlage. Mehrere ältere Damen, die ihre Stoffbeutel fest an sich drückten, saßen ganz vorne. Vermutlich wollten sie eine möglichst gute Ausgangsposition haben, um sich als Erste in die von ihnen angepeilten Läden zu stürzen. Wir drei waren relativ schweigsam, während wir in die Stadt ruckelten. Ich musste die ganze Zeit an die Hexe denken und daran, was Margaret über sie gesagt hatte. Warum gibt sie sich Christians Familie nicht zu erkennen? Müsste sie sich ihnen nicht ganz besonders verbunden fühlen? Aber als ich Margaret danach fragen wollte, schüttelte Mr. Geyer leicht den Kopf, sodass nur ich es sehen konnte. Nicht jetzt , hatten seine Augen stumm appelliert, während sie verloren hinter ihren Brillengläsern trieben.
    Murmur war mir inzwischen bereits vertraut, da ich mit meiner Mutter schon öfters in den Lebensmittelladen und in die Bücherei gegangen war. Wir fuhren an weiteren Feldern vorbei, die teils mit Mais und teils mit einem Getreide bedeckt waren, dessen lange, braune Stängel sich sanft wiegten und das ich nicht benennen konnte.
    »Weizen«, sagte Margaret vor sich hin. Sie starrte aus demFenster, als wäre sie wie hypnotisiert von den Feldern, die sich bis zum Horizont erstreckten.
    Ich glaubte allmählich wirklich, dass sie meine Gedanken lesen konnte.
    Als wir uns dem Stadtkern näherten, veränderte sich die Landschaft. Die Straße verlief nun in sanften Kurven und Wellen, vorbei an dicken Ahornbäumen und Häusern, die aussahen wie Farmhäuser, nur ohne die entsprechende Farm. Stattdessen waren die meisten Häuser von dichten, sauber geschnittenen Hecken umgeben, die dicker waren als Mauern.
    Mehrere schlichte Steinkirchen beanspruchten die Straßenecken und präsentierten den vorübergehenden Passanten in ihren Glaskästen die alltägliche Mahnung: Entscheide dich jetzt. Glaube, und der Himmel wird sich dir öffnen . Es war eine nette Vorstellung, dass das Leben so einfach sein könnte. Ich war mir sicher, die Pfarrer mussten sich nie mit verlorenen Gebeinen oder Hexen beschäftigen.
    Der Bus wurde langsamer, als er in die Main Street einbog. Er hielt vor der Post und öffnete zischend seine Türen, um uns dem Lärm der Kleinstadt preiszugeben – hupende Autos, lachende Menschen und das Glockengeläut einer Kirche. Ich hörte das Zirpen der Heuschrecken in den Bäumen, völlig unsichtbar und doch offensichtlich in millionenfacher Zahl. Zuhause waren es die Zikaden, die unser einstimmiges Orchester bildeten.
    »Das ist die Haltestelle«, verkündete Mr. Geyer. Die alten Damen würdigten uns keines Blickes, als sie zum Ausgang des Busses stürmten. Wir bedankten uns beim Fahrer, und er nickte mir freundlich zu. Dann scharten wir uns um den Briefkasten, während Mr. Geyer seinen Rucksack öffnete und eine Mappe hervorzog. Vorsichtig befreite er den Stapel Handzettel aus dem Klemmhefter.
    »Nun, was haltet ihr davon?«, fragte er stolz.
    Margaret und ich starrten den obersten Zettel an. Darauf stand:

    Ein Foto des Memento-mori -Eingangs zierte den oberen Rand des Zettels.
    »Meinen Sie, das reicht?«, fragte ich. Ich hatte keine Ahnung, wie man so einen Handzettel gestaltet.
    Margarets Augenbrauen waren vor Konzentration zusammengezogen. »Das Foto gefällt mir«, kommentierte sie.
    Mr. Geyer lachte. »Ich sollte wohl dazusagen, Courtney, dass ich den Text zusammen mit deiner Mutter entworfen habe. Sie hat mir geraten, ihn möglichst kurz und schlicht zu formulieren, insbesondere da morgen ihr Artikel erscheinen wird.«
    Ich lächelte. Ich hätte mir denken können, dass

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