Creepers - Der Fluch der Hexe
Steinkamine, einen im Wohnzimmer und einen im Esszimmer. Die Holzrahmen der Fenster und Türen sind erst vor Kurzem waldgrün gestrichen worden. Das Haus ist groß, aber gemütlich – der perfekte Ort, um während eines Schneegestöbers festzusitzen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, nachmittags an einem der Kamine zu sitzen, heiße Schokolade zu schlürfen und dabei ein gutes Buch zu lesen.
Das Haus hatte lange leer gestanden und war Teil eines großen Anwesens. Zur Zeit seiner Erbauung hatte es als Pförtnerhaus gedient, in dem die Leute lebten, die sich um den Friedhof kümmerten. Diese letzte Information murmelte meine Mutter in sich hinein, vielleicht in der Hoffnung, dass ich sie nicht mitbekommen würde.
Ich war begeistert, als ich feststellte, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein großes Maisfeld lag und dass das Haus im Norden und Westen an einen Wald angrenzte. Ichliebte es, durch die Natur zu streifen und sie zu entdecken. Ich weiß noch genau, wie ich dachte: Wenn dieses Haus doch nur nicht an einen Friedhof angrenzen würde. Wenn ich zufälligerweise mal in der Morgendämmerung wach sein sollte, könnte ich zusehen, wie die Sonne über einem Meer von Grabsteinen aufging. Aber ich hatte nicht vor, früh aufzustehen, solange es sich vermeiden ließ.
Ich redete mir ein, dass dieser Umzug positiv war. Ich kam dieses Jahr auf die Highschool, daher würden sich viele der Schüler noch nicht kennen. Und mir gefiel die Vorstellung, neu anzufangen. Viele meiner besten Freunde zuhause würden wegziehen oder zumindest auf unterschiedliche Highschools gehen. Wir würden also eh voneinander getrennt werden, und die Vorstellung, ohne meine Freunde auf die örtliche Highschool gehen zu müssen, kam mir irgendwie komisch vor. Ich hätte mich fast davon überzeugen lassen, dass alles perfekt war, bis ich den Schriftzug über dem schmiedeeisernen Zaun entdeckte, als wir schließlich aus der Ausfahrt bogen und an dem Kornfeld vorbeifuhren, das sich wie ein bernsteinfarbener Ozean bis zum Horizont erstreckte.
Memento mori stand in einem Bogen aus geschmiedeten Buchstaben über dem Hauptportal des Friedhofs.
»Was heißt das?«, fragte ich Mom.
»Bedenke, dass du sterblich bist«, antwortete sie, während sie einen flüchtigen Blick auf das Tor und den dahinterliegenden Friedhof warf. »Zu der Zeit, als der Friedhof noch genutzt wurde, dachten die Leute an nichts anderes.«
»Lag das daran, dass die Menschen damals so jung starben?«, fragte ich.
» Hmmm .« Mom nickte nachdenklich. »Das Leben war deutlich härter als heute. Es gab keine Medikamente. Die Menschen ernährten sich nicht so gut. Das Klima war sehr rau.« Das Gesicht meiner Mutter war sorgenvoll verzogen. »Es muss wirklich schwer gewesen sein«, flüsterte sie, als würde sie mit sich selbst reden.
»Lass uns das Thema wechseln«, schlug ich vor, während ich die Reihen von hypnotisch schwankenden Maisstängeln anstarrte.
»›Was ich bin, wirst du einst sein‹.« Sie konnte die Worte anscheinend nicht unterdrücken. »Das Zitat habe ich in dieser Broschüre in der Touristeninformation gelesen. Die Puritaner glaubten, dass Friedhöfe dazu dienten, die Menschen an ihr eigenes Schicksal zu erinnern.«
»Danke, Mom. Ich hab’s kapiert.« Seufzend blickte ich aus dem Fenster. »Was ist eigentlich mit diesem ganzen Mais?«
Als wir das Geschäft betraten, erklärte ich Mom, dass ich nicht jeden Tag an den Tod denken wollte, nur weil wir auf der anderen Seite einer Friedhofsmauer lebten.
Sie blieb bei den Einkaufswagen stehen und sah mich an, als wollte ich sie auf den Arm nehmen. »Natürlich nicht«, stimmte sie mir zu. »Hast du den Einkaufszettel?«
Meine Mutter konnte von jetzt auf gleich das Thema wechseln. Ich sah ihr zu, wie sie die Melonen begutachtete, die in pyramidenförmigen Stapeln in der Gemüsetheke lagen. Ihr glattes blondes Haar war ihr in die Augen gefallen, aber sie bemerkte es gar nicht. Stattdessen rückte sie ihre Brille zurecht, als wäre sie das eigentliche Problem. Das hellblaue Gestell betonte ihre blauen Augen. Sie war immer noch braun von unserem einwöchigen Urlaub am Meer. Mal abgesehen von ihren Lachfältchen, wie Mom sie nannte, wäre sie glatt für zwanzig durchgegangen. Mit fünfunddreißig war das schon ziemlich gut. Manche Leute fanden sogar, wir würden einander so ähnlich sehen, dass sie uns fragten, ob wir beide Schwestern wären. Meine Mutter war immer hocherfreut, wenn das passierte, aber
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