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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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die es uns verbietet.«
    »Ich bezweifle, dass Mutter je auf den Gedanken gekommen ist, ihr könntet anständigen Grundbesitz verschenken!«, lachte Nightingale, wurde dann aber wieder ernst. »Ich muss darüber nachdenken. Ein altes Haus ist eine große Verantwortung, und es liegt am Ende der Welt. Ich möchte nicht undankbar klingen, aber könntet ihr die Papiere noch etwas zurücklegen? Ich würde mir die Sache gern in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.«
    »Klar, aber nimm schon mal die Schlüssel mit, für alle Fälle. Simon sagt, man müsste viel tun, um es bewohnbar zu machen, aber vielleicht willst du es dir mal anschauen, bevor du dich entscheidest.«
    »Ich denke nicht, aber trotzdem danke.«
    Sie nahm die Schlüssel, um ihnen eine Freude zu machen, und kam dann mit geübter Leichtigkeit auf Themen zu sprechen, die unverfänglicher waren als Familienerinnerungen.

Kapitel vier
    Im Traum schwamm Fenwick tief unter Wasser, als die Schreie an sein Ohr drangen. Er tauchte auf, und sie wurden lauter. Einen Moment lang lag er schlaftrunken und reglos da. Dann fuhr er hoch und riss seinen Morgenmantel vom Fußende des Bettes. Er stolperte, als er mit dem nackten Zeh gegen die Kommode stieß und sich die Tür vor das kaputte Knie schlug.
    Humpelnd eilte er zu Bess’ Zimmer. Als er ihr Bett erreichte, hatte das Schreien aufgehört. Er hob ihren Kopf an seine Schulter und wiegte den Albtraum fort. Allmählich wurde ihre Atmung langsamer, und sie fiel in einen tieferen Schlaf. Er legte sie wieder hin und deckte sie bis unters Kinn zu. Was Monique wohl von ihrem kleinen Mädchen halten würde? Schon neun war sie und machte ihm manchmal richtig Angst mit ihren Geistesblitzen und dem weiblichen Scharfblick.
    Zurück in seinem breiten, leeren Bett, konnte er nicht wieder einschlafen. Es war das dritte Mal in vierzehn Tagen, dass sie geschrieen hatte, weil sie etwas Beängstigendes geträumt hatte. Am nächsten Morgen war sie dann wieder fröhlich und gut gelaunt wie eh und je, ohne sich an ihren nächtlichen Kummer erinnern zu können. Er machte sich andauernd Sorgen um seine Kinder, aber mitten in der Nacht wach zu liegen und nachzugrübeln war nicht seine Art. Fenwick stand auf, holte Unterlagen aus seiner Aktentasche und studierte sie, bis ihm die Augen zufielen. Er schlief aufrecht sitzend bei brennendem Licht ein, den Inhalt einer Ermittlungsakte auf dem Kissen neben sich verteilt.
    Als der Wecker klingelte, stöhnte er. Nur noch einen Tag und er konnte sich auf ein ungestörtes Wochenende mit den Kindern freuen. Auf dem Weg zur Arbeit fiel ihm ein, dass er Monique seit fast zwei Wochen nicht mehr besucht hatte. Die Ärzte versicherten ihm zwar, dass sie weder ihn noch sonst jemanden jemals wieder wahrnehmen würde, trotzdem quälte ihn nach wie vor das schlechte Gewissen. Er musste versuchen, eine Fahrt zum Pflegeheim einzuschieben.
    Um sechs Uhr hatte er die dringendsten Sachen auf seinem Schreibtisch erledigt und war auf dem Weg zur Tür, als das Telefon klingelte. Er fluchte leise.
    »Ja?« Er hoffte, seiner Stimme war die Ungeduld anzuhören, die er empfand.
    »Andrew? Ich bin’s Claire, Claire Keating.«
    »Claire, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich dachte, wenn Sie heute Abend nichts vorhaben, wir wollen im College noch was trinken – nichts Besonderes, bloß ein paar Gläschen zur Stärkung, bevor die Prüfungen anfangen. Die nächsten sechs Wochen werden für uns ganz schön hektisch.«
    Er hatte vergessen, dass sie im Hauptberuf Dozentin war und für die Polizei nur nebenbei arbeitete. Die Einladung verblüffte ihn. Er mochte Claire, und mit ihr allein hätte er sich vielleicht sogar getroffen, aber die Vorstellung, schlechten Wein mit einer Gruppe Akademiker zu trinken, mit denen ihn nichts verband, behagte ihm nicht. Und überhaupt, die Kinder würden ihn vermissen.
    »Danke für die Einladung, aber ich kann leider nicht.« Aus Höflichkeit fügte er hinzu: »Vielleicht ein andermal.«
    »Klar. War bloß so eine Idee. Schönes Wochenende.«
    Als er die Haustür öffnete, schlugen ihm Fernsehgeräusche aus dem Wohnzimmer und Töpfeklappern aus der Küche entgegen.
    »Hallo!«, rief er. »Ich bin wieder da.«
    Chris brummte etwas, ohne den Kopf vom Fernseher abzuwenden. Bess sprang auf und lief ihm entgegen, ein schockierender Anblick in Limonengrün und Pink.
    »Daddy, du kommst aber früh!« Sie drückte ihn, als er seinen Mantel aufhängte. Er betrachtete blinzelnd das neonfarbene T-Shirt und die

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