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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Generalschlüssel verschaffte ihr Einlass, und sie spähte in den Raum. Alles war unverändert, seit sie heute Morgen kontrolliert hatte, ob das Zimmermädchen auch anständig sauber gemacht hatte. Hätte da nicht eine Reisetasche unter dem Waschbecken gestanden und ein Mantel am Haken an der Tür gehangen, sie hätte Verdacht geschöpft, dass die beiden sich verdünnisiert hatten. In der sommerlichen Hitze war die Luft abgestanden. Eine einsame Fliege summte hektisch umher. Mrs Ironstrong zögerte, ging dann aber zu dem Schiebefenster und öffnete es einen Spalt, um frische Abendluft hereinzulassen. Achselzuckend verließ sie das Zimmer und schloss die Tür wieder ab.
    Es war schon nach neun, als sie verärgert die Haustür abschloss. Ihre übrigen Gäste saßen im Fernsehzimmer, nur nicht die beiden Vermissten. Sie ging zu ihrem Mann im privaten Wohnzimmer. Er spürte ihre Missstimmung, drückte sich etwas tiefer in den Sessel und stellte die Lautstärke am Fernseher einen Tick höher. Er durfte ihn nicht normal laut stellen, weil das die Gäste stören könnte. Die Nachrichten liefen gerade.
    »Sie sind immer noch nicht da. Ich glaube, die haben sich aus dem Staub gemacht.«
    »Ach je.«
    So was kam immer mal wieder vor. Wenigstens fehlte diesmal nichts von ihrem bereits stark dezimierten Silberbesteck.
    »Das macht mich so wütend, Courtney.«
    »Ja, Liebes, das verstehe ich.«
    »Was bloß soll aus dieser Welt werden? Ich meine, sieh dir das da an«, sie zeigte auf das Foto eines jungen Mädchens auf dem Bildschirm. Ginnys lächelndes Gesicht fesselte ihren Blick einen Moment lang, ehe Mrs Ironstrong wieder in Fahrt kam. »Ich meine, wer weiß denn schon, wer sich da draußen rumtreibt. Wir könnten eines Tages in unseren Betten ermordet werden. Dagegen ist man doch machtlos. Erst recht eine hilflose Frau wie ich.«
    Mr Ironstrong verzog das Gesicht, aber zum Glück merkte sie es nicht.
    »Hilflos. Ich könnte vergewaltigt werden! Was würdest du dagegen machen?«
    »Ich würde dich natürlich verteidigen, Liebes.«
    »Ja klar!« Mit ausladenden Schritten ging sie zur Hausbar. Sie konzentrierte sich darauf, einen ordentlichen Gin Tonic zu mixen, und sah nicht, dass ihr Mann sich plötzlich kerzengerade aufsetzte und den Fernseher lauter stellte.
    »Ich meine, was soll nur aus der Welt werden?«
    »Ah, Irene, guck doch bitte mal.«
    »Nirgends ist man mehr sicher.«
    »Schnell, Irene, ich glaube, das ist …«
    »Was ist denn?« Sie fuhr herum und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Drink.
    »Mist, jetzt ist es weg. Ich hab doch gesagt, schnell. Die haben ein Foto gezeigt, von einer Frau, die aussah wie Mrs Wilmslow. Es war mit einer Videokamera aufgenommen, deshalb war es nicht richtig scharf, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es war.«
    »Wieso hast du das nicht gleich gesagt? Was hat sie angestellt?«
    »Ich weiß nicht. Die Polizei sucht sie.«
    »Weswegen?« Ein Anflug von Hysterie schlich sich in ihre Stimme.
    »Ich weiß nicht, du hast dazwischengeredet. Ich konnte es nicht verstehen.«
    Eine solche Auflehnung führte sonst meist zu einer Auseinandersetzung, doch jetzt wurde Irene durch das Foto eines Mannes auf dem Bildschirm zum Schweigen gebracht. Sie schnappte sich die Fernbedienung und stellte den Fernseher ganz laut.
    »… ist extrem gefährlich, und die Bevölkerung sollte sich unter allen Umständen von ihm fern halten. «
    »Er hatte einen Verband. Vielleicht war er es nicht …«
    »Psst!« Sie war sofort still, was höchst ungewöhnlich war.
    »Die Polizei weist darauf hin, dass Smith möglicherweise bei seiner letzten Straftat Verletzungen davongetragen hat.«
    »Was hat er angestellt?«
    »Hinweise zum derzeitigen Aufenthalt von Wendy Smith aus Birmingham oder David Smith nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Beide Gesuchten stehen im dringenden Verdacht, mit der Ermordung von Virginia Matthews zu tun zu haben; die Achtzehnjährige war am Montag in ihrem Elternhaus in Telford überfallen und getötet worden. Es wird dringend davor gewarnt, die Gesuchten festzuhalten.«
    Eine Telefonnummer wurde eingeblendet, und Mr I ronstrong griff zum Hörer.
    »Moment. Wir sollten auf Nummer sicher gehen. Es wäre zu peinlich, wenn wir uns irren. Da steht doch noch die Tasche im Zimmer – lass uns einen Blick reinwerfen.«
    »Und wenn sie zurückkommen?« Seine Stimme war zu einem Flüstern erstorben.
    Sie antwortete ebenso leise.
    »Ich hab die Haustür verriegelt. Komm, wir sehen

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