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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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antwortete Nightingale.
    »Ich bin traurig, weil ich zwei Menschen verloren habe und sie vermisse.«
    »Sind sie tot?« Bess’ Stimme hatte sich zu einem Flüsterton gesenkt. Chris hörte aufmerksam zu.
    »Ja.«
    »Hatten Sie sie lieb?«
    Nightingale holte tief Luft, und Fenwick betrachtete sie mit neuer Sorge, aber sie schien sich im Griff zu haben.
    »Ja.«
    »Das ist wirklich traurig.« Bess ging auf die andere Seite von Nightingale und nahm ihre Hand. Chris ergriff die seines Vaters, und zu viert gingen sie schweigend weiter, miteinander verbunden, bis sie zu Fenwicks Wagen kamen.
    »So, ihr zwei, rein mit euch. Vorher Stiefel aus. Nein, Chris … nicht in die Pfütze … Ich hätt’s mir denken können.« Er hob seinen Sohn hoch, weg von weiteren Versuchungen, und zog ihm die Stiefel aus.
    »Kann sie noch mit zu uns kommen?« Es war eine seltsame Frage von seinem distanzierten und reservierten Sohn.
    »Sie hat auch einen Namen. Die Dame heißt Sergeant Nightingale, und sie möchte bestimmt nach Hause.«
    »Louise.« Alle drei starrten sie an. »Sagt Louise zu mir.«
    »Kann Louise noch mit zu uns? Nur zum Tee, Daddy?« Bess war so hartnäckig wie ihr Bruder.
    Fenwick flüchtete sich in das umständliche Einpacken und Verstauen der Stiefel. Es wäre völlig falsch. Für ihn gab es eine klare Trennlinie zwischen Arbeit und Privatleben, erst recht, was die Kinder anging. Doch die Vorstellung, Nightingale in diesem Zustand allein nach Haus zu schicken, behagte ihm gar nicht. Sie ersparte ihm eine Antwort.
    »Das ist sehr lieb von euch beiden, aber ich muss nach Hause. Vielleicht ein andermal, wenn ich besser aufgelegt bin.«
    »Versprochen?« Chris blickte ernst, und Fenwick hätte sie am liebsten gewarnt, dass ein Versprechen, das man seinen Kindern gab, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war.
    »Ja, wenn euer Daddy sagt, dass es passt.«
    Er fuhr sie um den Wald herum zu ihrem Wagen und sah zu, wie sie die Tür entriegelte.
    »Kommen Sie wirklich allein klar?«
    »Ja, danke. Ach, Moment noch …« Sie wollte sich den Pullover ausziehen.
    »Nein, behalten Sie ihn an. Sie können ihn bei Gelegenheit zurückgeben.«
    »Danke. Bis dann.«
    »Bis dann, Nightingale. Passen Sie auf sich auf.«
    Er sah zu, wie sie vorsichtig ihren Wagen zurücksetzte und dann in die Dämmerung hineinfuhr.
    »So, ihr beiden Hübschen. Wollt ihr immer noch ein Eis?«
     
    »Verdammt!«
    Der Mann kam hinter einem Baum hervor und trat wütend gegen einen Stein, der über den Parkplatz flog und den Lack an dem einzigen Auto beschädigte, das noch hier stand.
    Es war leicht gewesen, ihr zu folgen, und als er sah, dass sie in den Wald trabte, dachte er, dass das Glück ihm hold wäre, doch als er geparkt und den Helm abgenommen hatte, war sie schon verschwunden. Laufen konnte das Miststück, das musste man ihr lassen. Also hatte er beschlossen zu warten, bis sie wiederkam. Doch dann hatte irgend so ein edler Ritter ihm die Tour vermasselt, und er konnte wieder von vorn anfangen. Eine Polizistin zu entführen war nicht leicht, besonders eine, die praktisch nie ausging.
    Normalerweise konnte er sich auf seinen Charme verlassen, mit dem er sie alle betörte, doch die hier war anders, und er konnte verstehen, warum es Griffiths nicht gelungen war, sie in Ruhe zu lassen. Sie stellte die größte Herausforderung dar. Die Frau verließ ihre Wohnung praktisch nur, um zur Arbeit zu gehen, und als er sie einmal im Supermarkt, wo sie die kläglichen Lebensmittel einer Magersüchtigen einkaufte, angesprochen hatte, hatte sie durch ihn hindurchgesehen.
    Geduld war nicht gerade seine Stärke. Unter anderen Umständen hätte er aufgegeben und sich eine andere gesucht, aber sie war kein Zufallsopfer. Sergeant Louise Nightingale musste für ihre Unverschämtheit büßen. Sie hatte Griffiths ausgetrickst, Geschworene von seiner Schuld überzeugt und so eine perfekte Partnerschaft zerstört. Dafür musste sie sterben, aber vorher wollte er ihr panische Angst einjagen. Es war eine ungewohnte Taktik, die sowohl seine Kreativität als auch seine Selbstdisziplin auf die Probe stellte, doch der Gedanke, ihr Selbstvertrauen zu zerstören und ihr Leben mit Furcht zu durchdringen, war eine angemessene Entschädigung, zumindest bis jetzt.
    Es war ihm ungeheuer wichtig, dass sie vor ihrem Tod Todesangst empfand. Er hatte sein Spiel unauffällig gespielt, passend zu ihrem Stil, doch nun fand er, dass er zu dezent vorging. Sie zeigte keinerlei Anzeichen von Unruhe und

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