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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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und faltete ihn kaum hörbar auseinander. Er zog den Pullover aus, dann die Jeans, die er vorsichtig über die Turnschuhe schob, und verstaute beides in dem Plastikbeutel. Unter den Sachen trug er einen eng sitzenden Gummianzug, der seine Haut streichelte, wenn er sich bewegte. Der Anzug war ebenfalls schwarz, die Latexhandschuhe dagegen hautfarben, aber sie verschwanden gleich darauf unter einem anderen Paar aus feinem schwarzen Leder. Dann setzte er sich die Maske auf, genoss den Geruch des Leders, als es sein Gesicht bedeckte. Er sah sich nach einem Spiegel um. In Schlafzimmern befanden sich immer Spiegel, in denen er die endgültige Wirkung begutachten konnte, leider nicht in Küchen, aber diese kleine Unannehmlichkeit war zu verkraften. Er wusste, wie er aussah, und der Gedanke füllte ihn mit warmer Energie. Er war der leibhaftige Tod. Er würde das Allerletzte sein, das diese armselige Kreatur zu Gesicht bekam. Er war Gott.
    Im Wohnzimmer waren die Vorhänge bereits zugezogen. Saunders lag lang ausgestreckt wie ein gestrandeter Wal auf dem Sofa, sein behaarter weißer Bauch ragte aus dem offenen Hemd hervor, ein Fuß hing seitlich in den Resten eines dunklen, übel riechenden Currys. Sein Gürtel war offen, seine Hose mit irgendeiner braunen Soße bekleckert. Ein Stückchen Röstzwiebel hatte sich um einen oberen Schneidezahn gewickelt. Der Eindringling starrte fasziniert darauf, während dieses Schwein von einem Mann vor ihm grunzend und sabbernd in Gott weiß was für Träumen schwelgte.
    Ein heftiger Schlag mit einem schweren Totschläger beförderte Saunders vom Schlaf in die Bewusstlosigkeit, und der Eindringling machte sich mit sparsamen Bewegungen, die auf gute Vorbereitung und Erfahrung schließen ließen, an die Arbeit. Er klebte Saunders mit einem Stück dickem Packband den Mund zu und fesselte ihm die Hände mit Handschellen auf dem Rücken. Er entblößte ihn von der Taille abwärts, rümpfte angewidert die Nase, als ihm beim Ausziehen der Hose der Körpergeruch entgegenschlug. Die Socken ließ er dem Mann an, eine amüsante Note. So sah das Schwein noch lächerlicher aus. Ein nackter Unterschenkel wurde mit Nylonschnur, die in die Haut schneiden würde, wenn Saunders sich zu befreien versuchte, an ein vorderes Bein der Couch gebunden. Den anderen fesselte er mit einem langen Stück Stromkabel an den Heizkörper neben dem Fernseher.
    Saunders lag auf dem Rücken, die Beine weit gespreizt, das breite Gesäß auf der Kante des Sofapolsters. Der Mann führte eine weitere Schnur unter den Achseln hindurch und über die Rückenlehne des Sofas, sodass Saunders straff nach hinten gezogen wurde und sich nicht bewegen konnte. Er wollte nicht, dass der Wärter sich zu viel wand, weil das seine Arbeit erschwert hätte. Als er Saunders fest verschnürt hatte, ging er in die dreckige Küche, nahm alles, was er brauchte, aus der Tasche, und legte es vorsichtig neben den Beutel mit seiner Kleidung. Beim Anblick der Staubschicht auf dem Tisch schnalzte er missbilligend mit der Zunge. Er warf einen Berg schmutziger Wäsche aus einer Schüssel auf den Boden und füllte sie mit kaltem Wasser.
    Es war herrlich mit anzusehen, wie Saunders rotzend und hustend wieder zu Bewusstsein kam. Er liebte diesen Augenblick, wenn Entsetzen die Verwirrung ablöste, Unglauben folgte, dann wieder Furcht.
    »Nng?«
    Saunders sträubte sich gegen seine Fesseln, Panik in dem verschwitzten Gesicht. Er zog und wand sich, bis ihm die Schnüre ins Fleisch schnitten. Als er wieder gegen das Polster sackte, war seine Haut bleich und ölig. Eine Sekunde lang fürchtete der Eindringling, der Wärter würde ersticken, und er wollte nicht, dass er so starb, aber der Moment verging, und er entspannte sich wieder ein wenig.
    »Hallo, Mr Saunders.« Er sprach im Plauderton, mit sanfter Stimme, aber er wusste, dass seine Augen seine wahren Gefühle verraten würden, und er genoss dieses Spiel. »Tja, Sie kennen mich vermutlich nicht, aber ich kenne Sie über einen gemeinsamen Bekannten, der sehr verärgert über Sie ist. Die Liste derjenigen, die da in Frage kommen, ist bestimmt sehr lang, aber ich helfe Ihnen. Der Betreffende ist noch immer hinter Schloss und Riegel.«
    Ein Ausdruck der Verwirrung glitt über Saunders’ Gesicht.
    »Noch immer zu viele? Na schön, das ist mir ohnehin zu langweilig. Kennen Sie einen netten jungen Mann namens Wayne Griffiths? Ja, genau, stellen Sie sich vor, der gute kleine Wayne hat Freunde an hoher Stelle. Ich

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