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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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niedergesto-chen und erwürgt.«
    Er spürte, dass er sich übergeben musste, und rannte zur Toilette, schaffte es gerade noch bis zum Waschbecken. Sein Magen rebellierte, und er erbrach sich, dann noch einmal. Er drehte den Wasserhahn auf und machte das Becken mit einem Papierhandtuch sauber, dann wusch er sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Die Tür hinter ihm ging auf, aber er hielt den Kopf gesenkt.
    »Geht’s wieder?«
    Er nickte. MacIntyre ging an ihm vorbei, urinierte, betä-
    tigte die Spülung und wusch sich die Hände. Als er fertig war, stierte Fenwick noch immer ins Waschbecken.
    »Wir müssen hinfahren. Die brauchen uns.«
    »Fahren Sie allein. Ich kann nicht. Wie soll ich denen ins Gesicht sehen? Es ist alles meine Schuld.«
    »Seien Sie nicht albern, verdammt noch mal! Wissen Sie, wie lächerlich und arrogant das ist? Sie haben Ihr Bestes getan. Sie haben Cave gewarnt, mehrmals. Es ist nicht Ihre Schuld.«
    »Ich hab gewusst, dass er wiederkommen würde. Ich hätte in Telford bleiben sollen.« Fenwick richtete sich auf und verzog das Gesicht, weil er stechende Schmerzen im Bauch hatte.
    »Unsinn. Was hätten Sie denn tun können?«
    Zorn stieg in ihm auf, eine beißende, brennende Wut.

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    »Ich hätte sie retten können«, schrie er, und sein Speichel flog MacIntyre ins Gesicht. »Ich hätte Tag und Nacht vor dem verdammten Haus hocken können, bis das Dreckschwein aufgegeben hätte und abgehauen wäre.«
    Am liebsten hätte er MacIntyre geschlagen. Der Mann hatte ihn mit seinem hämischen Beharren darauf, dass er nur seine Zeit vertat, zurück nach London geholt, aber er hielt sich zurück. So einfach konnte er die Verantwortung nicht abwälzen. Es war seine Schuld. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da wäre er seinem Instinkt gefolgt, ganz gleich, um welchen Preis. Er war zu sehr auf seine beschissene kleine Karriere bedacht, das war das Problem, zu beschäftigt damit, einen guten Eindruck zu machen, anstatt Mörder zu jagen. Er hatte sich verführen lassen und dabei vergessen, was die eigentliche Aufgabe jedes Polizisten war.
    »Himmelherrgott.« Angeekelt von sich selbst wandte er MacIntyre den Rücken zu, zog noch ein Handtuch heraus und wischte sich das Gesicht trocken.
    »Und wo hätten Sie gehockt?«
    »Im Auto.«
    »Also vor dem Haus. Er ist durch die Hintertür gekommen, Fenwick. Sie war innerhalb von Minuten tot. Ihre Mutter war rasch etwas einkaufen, und kurz darauf hatte der Polizist im Streifenwagen ein dringendes menschliches Be-dürfnis und musste kurz weg. Er schwört, es hat keine fünf Minuten gedauert. Als sie zurückkamen, war Ginny tot.«
    »Ich hätte sie retten können.« Die mögliche Wahrheit dieser Aussage fraß sich wie Säure in ihn hinein.
    »Es war nicht Ihr Fall, nicht Ihr Bezirk. Sie waren in einer ganz anderen Sache da oben. Ein äußerst erfahrener Chief Inspector der dortigen Polizei hatte die Leitung in dem Fall.
    Falls irgendjemand die Schuld trägt, dann jedenfalls nicht Sie.

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    Haben Sie mich verstanden?« Er riss Fenwick herum und schüttelte ihn.
    »Ich muss mich noch mal übergeben. Würden Sie bitte rausgehen?«
    Und er übergab sich, heftig. Schließlich, als er völlig leer und benommen war, rückte er seine Krawatte zurecht und ging zurück in MacIntyres Büro.
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich komme mit Ihnen. Ich muss es sehen, muss dabei sein.«
    »Seien Sie nicht so verdammt masochistisch. Sie kommen mit, weil Sie mir helfen werden, diesen Schweinehund zu fangen, bevor er noch jemanden umbringen kann. Brauchen Sie irgendwas?«
    »Ich habe meine Reisetasche im Büro. Und ich nehme meine Akten mit.«
    »Wir treffen uns in fünf Minuten auf dem Parkplatz.«
    MacIntyre hatte einen Fahrer angefordert, und Fenwick war froh darüber. Er wäre wohl kaum in der Lage gewesen zu fahren. Den größten Teil der Fahrt schwiegen sie. Es herrschte wenig Verkehr, und das kreiselnde Blaulicht verschaffte ihnen freie Bahn.
    Fenwick bat den Fahrer, an der ersten Raststätte zu halten, und kaufte einen Isodrink, einen Schokoriegel und zwei Becher Kaffee.
    »Für Sie keinen Kaffee?«
    »Mein Magen würde den nicht vertragen. Ich brauche jetzt Zucker und Mineralstoffe.«
    MacIntyre betrachtete ihn nachdenklich.
    »Was ist?«
    »Sie haben gewusst, dass das passieren könnte. Wieso?«
    »Haben Sie es denn nicht für möglich gehalten?«
    »Nein – selbst Ball nicht. Ich hab mit Cave gesprochen. Er 489

    hat mir genau erklärt, warum er sich für diese

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