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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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die Ferien verbrachte?«
    Verblüfftes Schweigen trat ein. Dann sagte sie: »Meine Güte, ja, Chief Inspector. Es war nur eine beiläufige Bemerkung, aber ich erinnere mich, dass er sich das notiert hat.« Sie wiederholte die Information.
    Fenwick legte auf und vergrub das Gesicht in den Händen. »Knotty, du Idiot! Warum bist du auf eigene Faust losgezogen? Warum hast du mir nichts gesagt?« Er starrte MacIntyre an, mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. »Er ist zum Cottage gefahren. Die Lehrerin hat ihm erzählt, dass sie den Smiths mal am See begegnet ist und dass Smith senior ihr von seinem Ferienhaus erzählt hat.«
    »Dann hat Knotty ihn gefunden.«
    »Es muss so gewesen sein. Warum ist er sonst wie vom Erdboden verschluckt? Großer Gott«, Fenwick schluckte, 511

    damit die Übelkeit ihm nicht bis in den Mund stieg, »wir müssen ihn finden.«
    »Smith oder Knotty?«
    Fenwick blickte MacIntyre eindringlich an.
    »Beide.«

    512

    Kapitel dreißig
    Wendy Smith spülte mit dem letzten Rest Kaffee zwei Paracetamol herunter und verzog das Gesicht, als die zweite Tablette ihr im Hals stecken blieb. Sie war seit drei Tagen wegen Grippe krankgeschrieben und fühlte sich noch immer ziemlich mies. Ihr war weiß Gott nicht danach, jetzt nach Shropshire zu fahren, aber Dave hatte darauf bestanden.
    Als er sie anrief, war er in einer Stimmung gewesen, die ihr verriet, dass nur blinder Gehorsam sie vor einer Tracht Prügel bewahren konnte.
    Die Anweisungen waren knapp und präzise gewesen: Nachsehen, ob Briefe im Postfach waren, Bargeld abheben und ihn dann mit dem Auto abholen kommen. Als sie hörte, wo er sie erwartete, lief es ihr kalt über den Rücken. In dem Haus in der Nähe hatte ihre Kindheit geendet. Sie war elf Jahre alt gewesen, als Vetter Dave mit ihrer »Erziehung« anfing. Er war vierzehn und ihr Idol. Sie war ihm überallhin gefolgt, war seine willige Sklavin gewesen, hatte ihn gedeckt, für ihn gelogen und ihn geliebt.
    Deshalb hatte sie es als Kompliment empfunden, als er von ihr wollte, dass sie auch das noch für ihn tat. Es war der in-timste Teil seines Körpers, und er erlaubte ihr, ihn dort anzufassen. Beim ersten Mal hatte sie seine Reaktion furchtbar erschreckt, aber hinterher war er richtig nett zu ihr gewesen, hatte ihr die Hände gewaschen und die Bluse saubergemacht, sodass es den Preis wert gewesen war.

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    Mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt, ihn zu berühren, und auch die Reaktion seines Körpers auf ihre Hände war ihr vertraut geworden. Die Tatsache, dass es ihr gemeinsames Geheimnis war, machte sie irgendwie zu etwas Beson-derem. Dann bekam sie ihre Periode, und ihre Brust veränderte sich fast über Nacht von flach zu peinlich, und von da an wollte er nicht mehr bloß ihre Hände, sondern ihren ganzen Körper, und da war es schon zu spät gewesen, um aufzuhören. Noch heute wachte sie manchmal nachts schweißgebadet auf, weil sie davon geträumt hatte, wie er sie das erste Mal wirklich erkundete. Er hatte ihr so wehgetan, dass sie vor Schmerz geschrieen hatte, aber er hatte einfach weiterge-macht.
    Hinterher hatte eine neue Begeisterung in seinen Augen gelegen. Im Rückblick, nach Jahren der Unterdrückung, war ihr klar geworden, dass er damals entdeckt hatte, dass es für ihn noch erregender war, wenn er ihr beim Sex wehtat. Damals hätte sie ihn verlassen sollen, aber sie hatte zu viel Angst gehabt, und außerdem hatte sie jeden Tag neu gehofft, dass er sich ändern würde. Allmählich war sie auf seine Form von Sexualität und Bestrafung so gepolt, dass sie auch etwas davon hatte. Manchmal überraschte er sie hinterher mit einem Geschenk – wahrscheinlich gestohlen, aber das machte ihr nichts –, und er küsste und liebkoste sie. Sie blieb bei ihm, weil sie hoffte, dass es das nächste Mal anders sein würde. Schließlich kannte sie nur Beziehungen, die mit Misshandlungen einher-gingen.
    Während Wendy sich anzog und die Wagenschlüssel suchte, versuchte sie angestrengt, nicht über ihr Leben nachzudenken. Glücklich war sie eigentlich nur an ihrem Arbeits-platz, wo sie Menschen half, alles tat, damit sie keine Schmerzen mehr hatten. Sie konnte ihre Qualen und den Würdever-514

    lust nachempfinden, und das machte sie zu einer guten Krankenschwester. Es gab nur eine Station, auf die sie nie wollte, ganz im Gegensatz zu ihren Kolleginnen. Für sie war die Entbindungsstation die reinste Hölle. Sie war vierzehn gewesen, als sie ihre erste Abtreibung gehabt hatte.

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