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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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und duftete nach Seife und Kräutern.
    Seine Hoffnung stieg schlagartig wieder. Jetzt waren Geduld und Vorsicht geboten, und er wartete ab, bis seine Augen sich an die tiefere Dunkelheit im Haus gewöhnt hatten. Aus einer offenen Tür vor ihm drang Wärme. Er ging hinein.
    Eine Küche, der Herd noch warm. Er berührte prüfend den Kessel und riss sofort die Finger zurück, so heiß war er.
    Hier wohnte jemand und hatte vor kurzem in dem Kessel Wasser heiß gemacht. Das musste sie sein. Er ging zurück in die Diele und sah in den Zimmern nach, die davon abgingen.
    Als er nichts entdeckte, blieb er stehen, um sich zu orientieren und um zu entscheiden, wie er weiter vorgehen sollte.
    Vermutlich schlief sie oben. Es war Zeit, alles vorzubereiten. Er schloss die Tür ab und nahm den Schlüssel mit in die Küche, wo er seinen Rucksack auf den Tisch stellte. Ge-räuschlos nahm er die Messer heraus, dann Seil und Klebeband. Beides wanderte in eine der Taschen seiner Cargo-587

    Hose. Als er die Messer auspackte, streichelte er jedes einzelne, bevor er es verstaute. Das Fahrtenmesser schob er in eine Halterung am Gürtel, griffbereit. Das Stanley-Messer wanderte in die rechte Hosentasche, das winzige Skalpell ließ er in dem Schutzfutteral und steckte es sich seitlich in die Wander-stiefel. Zum Schluss schob er sein Taschenmesser in die linke Hosentasche. Jetzt, mit dem vertrauten Druck auf seiner Haut, hatte er das Gefühl, wieder ordentlich angezogen zu sein.
    Obwohl seine Augen sich inzwischen ganz an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm er trotzdem eine Taschenlampe mit, dann drehte er sich um und betrachtete die Treppe.
    Als er vor der untersten Stufe stehen blieb, erklang hinter ihm ein mechanisches Surren, und er wirbelte herum, Fahrtenmesser schon in der Hand. Ein lauter metallischer Gong er-tönte. Eins … zwei … Es war eine Standuhr, versteckt in einer dunklen Ecke. Der Klang vibrierte durch den Flur und hallte die Treppe hinauf. Als es vorbei war, hielt er die Luft an, lauschte, ob von oben irgendein Geräusch zu hören war.
    Er zählte bis hundert, aber das Haus war wieder völlig still geworden.
    Behutsam hob er sein Gewicht auf die erste Stufe und wartete auf das Knarren. Nichts geschah. Die nächste Stufe ächzte ein bisschen, aber es war ein kaum hörbarer Laut, der sofort von der Dunkelheit verschluckt wurde. Er wurde sicherer und setzte einen Fuß auf die nächste Stufe.
    Nightingale stöhnte leise in ihr Kissen, als die Standuhr sie aus dem Schlummer riss, in den sie endlich gesunken war.
    Normalerweise wurde sie davon nicht wach, aber in dieser Nacht war alles anders. Mit zusammengekniffenen Augen spähte sie auf ihre Uhr und sah, das es zehn nach zwei war.
    Die alte Uhr ging nach, wie immer. Sie unterdrückte ein 588

    Gähnen, reckte sich unter der Decke, sehnte den Schlaf zu-rück und versuchte, nicht daran zu denken, dass die Uhr jede Stunde erneut schlagen würde.
    Von unten war ein Klicken zu hören, schwach, aber deutlich, keines der üblichen Geräusche im Haus. Wahrscheinlich der Kessel, der allmählich abkühlte, oder die Krallen einer übergewichtigen Maus. Nightingale spitzte die Ohren, um genauer bestimmen zu können, wo das Geräusch herkam und es dann zu vergessen. Stille. Sie gähnte herzhaft. Als sie aus-atmete, hörte sie ein lautes Knarren, das sie im Bett auffahren ließ. Dieses Geräusch kannte sie genau. Die dritte Stufe der Treppe von der Diele nach oben protestierte so, wenn sie belastet wurde. Falls sie richtig lag, würde gleich darauf ein leiseres Geräusch folgen, wenn das Holz wieder von dem Gewicht befreit wurde.
    Da war es, unverkennbar. Jemand kam die Treppe herauf.
    Wer auch immer das war, er bewegte sich sehr vorsichtig. Sie wartete. Die vierte Stufe gab zwar keinen Laut von sich, aber die fünfte war die reinste Alarmanlage.
    In dem grauen Licht tauchte das Gesicht von Griffiths vor ihren Augen auf, aber sie schob es beiseite. Der war hinter Schloss und Riegel. Konnte es sein Partner sein, dieser Smith, vor dem Fenwick sie gewarnt hatte? Unmöglich. Er hätte sie niemals hier finden können. Es musste ein anderer Eindringling sein. Aber ein gewöhnlicher Dieb würde sich wohl kaum mit so einem Haus abgeben. Es sei denn, es war gar kein Dieb, sondern jemand, dem zu Ohren gekommen war, dass eine dumme Frau hier ganz allein lebte, und der beschlossen hatte, sich ein wenig zu amüsieren.
    Trotz ihrer Versuche, logisch zu denken und ruhig zu bleiben, sträubten sich ihr die

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