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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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dem Kopf gegen die Fußleiste. Danach wurde er vorsichtiger und benutzte seine Taschenlampe. Der Weg vor ihm war leer. Zu seiner Linken war ein Badezimmer, das nach ihrer Seife roch. Rechter Hand war ein altes Schlafzimmer mit Schimmel in den Ecken. Hinter einer der Türen erklang ein Geräusch. Er riss sie auf und sah vor sich eine Wendeltreppe nach unten. Er rannte hinunter und sah plötzlich am unteren Ende etwas Weißes schimmern. Mit einem Schrei stürzte er darauf zu – es war ein Kissen, dass flach gedrückt vor einer halb geöffneten Tür lag. Er zwängte sich hindurch und war wieder in der Küche, allein.
    Fluchend suchte er die Zimmer im Erdgeschoss ab. Ihr Auto stand noch draußen, den Motor hatte er außer Gefecht gesetzt. Bevor er ins Haus eingedrungen war, hatte er ihr diese Fluchtmöglichkeit vereitelt. Falls sie keinen Sprung aus dem ersten Stock riskiert hatte, war sie noch irgendwo im Haus. Er beschloss, es von oben bis unten zu durchsuchen.
    Nightingale hockte hinter der Gipswand des kleinen Schlafzimmers und hielt nach dem Licht der Taschenlampe 592

    Ausschau. Als sie aus dem Fenster geblickt und die Kabel gesehen hatte, die aus der Motorhaube ihres Autos hingen, waren ihr die Tränen gekommen. Wer auch immer im Haus war, er war ganz bestimmt kein hergelaufener Einbrecher. Es musste Smith sein, obwohl sie ihn nicht angesehen hatte, als sie an der Treppe an ihm vorbeigerannt war. Während er noch verzweifelt versuchte, seinen Fuß freizubekommen, hatte sie rasch das Kissen hinunter zur Küche geworfen, damit er glaubte, sie sei über die Wendeltreppe geflüchtet. Jetzt wartete sie ab, ob ihr Trick geklappt hatte.
    Sie kauerte in ihrem Versteck aus Kindertagen, ein Raum zwischen Wand und Dachschräge, der sich um das ganze Haus herum erstreckte. Sie musste vorsichtig auf den Quer-balken balancieren, um nicht durch die dünne Decke zu stürzen. In dem Zimmer auf der anderen Seite der Wand rührte sich nichts. An den Rändern der Gipsplatte, die das Loch verschloss, war ein dünner Spalt, durch den sie sehen würde, wenn das Taschenlampenlicht zurückkehrte.
    Die Minuten verstrichen, und sie überlegte, wie lange sie in ihrem Versteck bleiben musste, um sicher sein zu können, dass er weg war. Sie fing an zu zählen, und als sie bei hun-dertdreiundfünfzig angekommen war, huschte draußen ein Lichtstrahl vorbei, drang grell durch den Spalt. Sie schloss instinktiv die Augen, und ein roter Streifen lag quer in ihrem Gesichtsfeld. Der Raum, in dem sie sich verbarg, war niedrig, nur halb so hoch wie sie. Sie erstarrte in der Hocke und wartete darauf, dass er wieder aus dem Schlafzimmer ging. Es war verrückt, dass er überhaupt hier nach ihr suchte. Er müsste eigentlich draußen sein. Die Tatsache, dass er das nicht war, machte ihr Angst, denn es bedeutete, dass sie nicht cleverer war als er. Das Licht verschwand, und sie begann wieder zu atmen. Bestimmt würde er bald aufgeben.

    593

    Aber Nightingale konnte nicht wissen, wie durchtrieben Smith war. Es hatte einige Zeit gedauert, bis er überzeugt war, dass sie nicht durch eines der Fenster entwischt war, denn entweder ließen sie sich nicht öffnen, weil das Holz verzogen war, oder sie waren von innen verriegelt. Dann hatte er erneut alle Räume im Erdgeschoss abgesucht und anschließend alle Türen fest verschlossen. Sie musste noch im Haus sein. Selbst wenn sie es bis in die Küche geschafft hatte, während er noch mit dem Fuß in der Treppenstufe feststeck-te, hätte die abgeschlossene Tür ihre Flucht verhindert.
    Trotz der ersten Enttäuschung begann er, Gefallen an diesem Katz-und-Maus-Spiel zu finden. Er hatte alles, was er brauchte, sie nichts, vielleicht nicht mal Kleidung. Er hatte sie nur ganz kurz gesehen, aber er erinnerte sich an vorbeihu-schende lange Arme und nackte Beine. Oben auf dem Flur stand eine Kommode, die er vor die Treppe zerrte, damit Nightingale nicht hinter seinem Rücken nach unten laufen konnte. Falls sie es mit der Küchentreppe versuchte, würde sie feststellen, dass die Tür von der anderen Seite mit einem Stuhl festgeklemmt war. Allmählich kreiste er sie ein.
    Das obere Stockwerk des Hauses war verwirrend und grö-
    ßer als die Grundfläche des Erdgeschosses. Ihm wurde klar, dass offenbar manche Räume über die Außengebäude der Farm gebaut worden waren. Das machte die Sache komplizierter, aber er hatte ja die ganze Nacht Zeit, und er konnte sehr methodisch vorgehen, wenn es erforderlich war.
    Sie war nicht in

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