Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
Vom Netzwerk:
aus rohem Holz sichtbar waren. Mit einem leisen, zufriedenen Brummen nahm er die Verfolgung auf.

    597

    Kapitel vierunddreißig
    Eine Viertelmeile hinter dem Ende der schmalen Teerstraße erreichte der Polizeiwagen eine Stelle, wo ein Pfad abging. Der Fahrer schaltete in einen kleinen Gang herunter, weil der Berghang vor ihnen steil anstieg, und Fenwick rief MacIntyre über Funk.
    »Wir sind in fünfzehn Minuten da. Wir brauchen Verstärkung.«
    »Wir müssten hier in weniger als einer Stunde fertig sein, dann kriegen Sie alles, was Sie brauchen. Warten Sie doch noch so lange.«
    Ohne zu antworten, beendete Fenwick das Gespräch und sah den Fahrer und seinen Kollegen an. Smith war allein, aber er war ein psychopathischer Killer, und ihm war alles andere als wohl.
    »Sind wir auf uns allein gestellt, Sir?« Der Fahrer sprach mit einem freundlichen Devon-Akzent. Er blickte auf eine Art begeistert, die Fenwicks Zuversicht nicht gerade steigerte.
    »Im Moment noch.« Am liebsten hätte er noch hinzugefügt, mein Junge. »Licht aus. Wir müssen jetzt ziemlich nah dran sein.«
    Er schob seine Bedenken beiseite und fing an, seine Möglichkeiten abzuwägen, während sie im Schneckentempo durch die Dunkelheit krochen.

    Nightingale hustete leise in die Armbeuge hinein und ver-598

    suchte, den Staub aus den Augen zu blinzeln. Hier oben, über der alten Mühle, bedeckte der Mehlstaub aus Hunderten von Jahren jede nur mögliche Fläche, und sie musste innehalten und Luft schöpfen, um nicht an dem feinen Puder zu ersticken, den sie mit jeder Bewegung aufwirbelte. Es war stockfinster unter dem Dach, und sie hatte die Orientierung verloren. Irgendwo in diesem Labyrinth aus Gängen hatte sie die Luke über der Treppe verpasst, die hinunter in den alten Melkraum führte, und stattdessen war sie jetzt in dem Anbau, der über den Mühlbach ragte, ohne einen Ausweg und mit einem Mörder auf den Fersen. Sie wusste, dass er ihr folgte.
    Kaum eine Minute zuvor hatte sie den Lichtstrahl der Taschenlampe über das Dach huschen sehen, aber dann war sie um eine Ecke gebogen, tiefer in die Dunkelheit hinein, und war weiter gehastet, verzweifelt bemüht, ihren Verfolger abzuschütteln.
    Sie hatte sich damit abgefunden, dass der Mann, der sie verfolgte, Smith sein musste. Der Gedanke erfüllte sie mit Schrecken, denn sie hatte gelesen, wie brutal seine Verbrechen waren, und sie wusste, dass er nicht aufgeben würde, ehe er sie erwischt hatte. Sie bog in einen engen Durchgang ein und hoffte, dass er zu eng für Smith sein würde. Nahezu panisch kroch sie vorwärts, obwohl sie absolut nichts sehen konnte.
    Urplötzlich krachte sie gegen eine Wand, die ihr den Weg versperrte. Benommen senkte sie den Kopf und wartete, bis die Sterne vor ihren Augen wieder verschwanden. Sie tastete nach der nächsten Ecke, aber auf allen drei Seiten waren ge-mauerte Wände, und die Decke über ihr war stabil. Ihr blieb kein Ausweg mehr. Sie meinte, hinter sich ein schweres Schlurfen zu hören, und unterdrückte ein Schluchzen. Von Angst getrieben machte sie kehrt und kroch zurück, vielleicht 599

    hatte sie ja eine Abzweigung übersehen. Ein großer Holz-splitter bohrte sich in ihr Knie, aber sie achtete nicht auf den Schmerz und schob sich weiter vor.
    Rechts und links berührten ihre Finger raue Ziegelsteine und Dachpfannen. Unter ihren Füßen stoben ganze Wolken von dickem Staub auf, der ihr in Augen und Kehle drang, sodass sie würgen und anhalten musste, um wieder Luft zu bekommen. Sie legte sich auf den Rücken und versuchte zu atmen, aber die Luft am Boden war ebenso staubig wie direkt unter dem Dach. Sie drohte zu ersticken.
    Das Dach über ihr drückte auf sie nieder wie der Deckel einer Gruft, aber plötzlich sah sie einen dünnen Streifen Licht und kroch darauf zu. Die Dachverkleidung hatte sich gelöst, und durch eine Lücke in den Pfannen konnte sie die Sterne sehen. Mit einem kräftigen Ellbogenstoß nach oben verschob sie eine Dachpfanne, und ein frischer Luftzug strömte herein, der neue Staubwolken aufsteigen ließ. Gierig sog sie den Sauerstoff in die Lunge und spürte, wie ihr Kopf wieder klar wurde. Draußen sah sie Orion tief am Himmel stehen. Das Geräusch des Wassers klang klar durch die Nacht. Vielleicht konnte sie durch das Dach brechen und entkommen. Sie war stark nach den Wochen mit viel gutem Essen und körperlicher Bewegung. Sie tastete über ihrem Kopf, doch die Spar-ren waren zu dicht beieinander. Sie saß noch immer in der Falle,

Weitere Kostenlose Bücher