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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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konnte nirgendwohin, außer zurück, und er war dicht hinter ihr, kam immer näher, während sie in diesem sargähnlichen Hohlraum kostbare Zeit vertat. Er würde jeden Zentimeter des Hauses absuchen, und sie war sicher, wenn er sie nicht fand, würde er es niederbrennen. Falls ihr die Flucht nicht gelang, würde sie hier sterben, so oder so.
    Die Vorstellung, wie sie hier unter dem Dach in der Falle saß, während Flammen das trockene Holz fraßen und den 600

    Getreidestaub entzündeten, war grauenhafter, als sich Smith zu stellen. Sie hatte keine andere Wahl, als zurück in den Hauptgang zu kriechen, den sie so hoffnungsvoll verlassen hatte, und von dort aus weiterzumachen. Sie riss sich von dem Mondlicht los und kehrte in die beängstigende Dunkelheit zurück. Ihre Augen suchten hektisch nach irgendeiner Fluchtmöglichkeit. Kurz bevor sie die Stelle erreichte, wo es zurück in den Hauptteil des Speichers ging, sah sie rechts von sich die schattenhaften Umrisse eines großen Gegenstandes aufragen. Sie kroch auf wunden Knien darauf zu, kämpfte den brennenden Schmerz in den Oberschenkeln und im Rücken nieder. Ihre ausgestreckte Hand berührte Holz, eine dicke, schräg gestellte Schaufel. Sie griff höher und ertastete eine weitere Schaufel, darüber noch eine. Es war das Mühlrad, das wuchtig bis hier unters Dach aufragte und umbaut worden war. Sie musste zuvor in der Dunkelheit daran vor-beigekommen sein, aber das kleine bisschen Mondlicht ge-nügte, um es jetzt zu erkennen.
    Rund um das Rad war eine Lücke im Boden, nicht groß, aber vielleicht gerade groß genug für sie, um hindurchzurut-schen. Sie ertastete den Abstand mit den Händen. Es war sehr eng, aber sie war so verzweifelt, dass sie ohne lange zu überlegen die Füße hindurchschob. Sie musste sich winden, um Hüften und Gesäß durch den Spalt zu schieben, und sie strampelte mit den Beinen, bis ihre Laufschuhe auf einer der Holzschaufeln weiter unten Halt fanden. Die Taille glitt leicht hindurch, dann ihre Brüste. Sie versuchte gerade, den Kopf seitlich verdreht durch die Öffnung zu bekommen, als Licht vom Eingang zum Dachspeicher hereinfiel und sie blendete.
    Sie hörte Smith auflachen: »Na, wen haben wir denn da?«
    Doch im selben Moment zog sie den Kopf auch schon durch 601

    die Öffnung nach unten und klammerte sich an dem alten Mühlrad fest, wie eine Spinne in einem monströsen Spinn-gewebe.
    Er würde versuchen, ihr den Weg abzuschneiden. Sie konnte nur hoffen, dass er sich in dem Labyrinth unter dem Dach verirren würde. So schnell sie konnte, tastete sie sich über die Holzspeichen des Rades nach unten, zwängte sich durch die Engstellen des zweiten und des ersten Stockes, bis sie endlich unten auf die Fliesen in der Mühlkammer springen konnte. Sie befand sich jetzt ziemlich am Rand des Anwesens. Nightingale lief durch den Raum, dessen Boden feucht war von der kühlen Luft, die vom Bach aufstieg, und zog die Tür auf. Sie sprintete quer über den Hof. Ein Schatten löste sich von der Hauswand und sprang auf sie zu. Er schlug ihr so heftig gegen den Kopf, dass sie zu Boden stürzte.
    Er setzte nach und hatte schon den rechten Arm erhoben, um erneut zuzuschlagen, aber sie riss das Bein hoch, rammte ihm das Knie in den Unterleib und stieß den Kopf unter sein Kinn, sodass er aufheulte. Sie landete einen Fausthieb seitlich an seinem Kopf, aber dann traf sie die Taschenlampe mit voller Wucht unter dem Auge.
    Der Schmerz lähmte sie. Sie verstand nicht, warum er kein Messer benutzte oder eine Pistole. Es war, als wollte er sie nicht sofort töten, sondern erst bewusstlos schlagen. Der Gedanke, was das bedeuten könnte, verlieh ihr neue Kraft, und sie wehrte sich gegen sein Gewicht. Er drückte jetzt mit einem Arm auf ihren Hals, schnitt ihr die Luft ab, während die andere Hand ihr einen Arm gegen den Körper presste. Er war wie ein wildes Tier, die Augen weit aufgerissen, die Pupillen umringt von blutunterlaufenem Weiß, die Zähne gefletscht.
    Schwarze Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen, während sie nach Luft rang und das Blut ihr in den Ohren 602

    rauschte. Ihr rechter Arm klemmte unter seinem Körper, der linke wurde von ihm wie in einer Schraubzwinge gehalten.
    Gleich würde sie das Bewusstsein verlieren. Ein verzweifelter Überlebenswille durchströmte sie. Sie zog die Beine an, stemmte die Füße auf das Kopfsteinpflaster und stieß mit dem letzten Rest an Kraft, der ihr noch blieb, die Hüften nach oben.
    Er schwankte zur

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