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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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Es war besser, die Mädchen wussten, was von ihnen erwartet wurde.
    »Milly! Beweg deinen süßen Hintern hierher und begrüße Mr Saunders, er ist einer unserer nettesten Stammgäste.« Er wandte sich mit einem vielsagenden Blick an den Gefängniswärter. »Sie ist neu – vielleicht haben Sie Glück.«
    Nach acht Bier und ebenso vielen Whiskys wusste Saunders, dass er heute kein Glück haben würde. Doch da er in Millys Augen ein verheißungsvolles Funkeln sah, würde er am nächsten Tag wiederkommen. Er hatte fünfzehn Zigaretten gequalmt, und in der fälschlichen Annahme, Milly anzu-machen, hatte er sie mit lüsternen Anzüglichkeiten nur beleidigt. Auf dem Klo pinkelte er sich auf die Schuhe, und als er anschließend verlangte, dass Milly als Stripteasetänzerin ein-sprang, »half« man ihm mit Nachdruck zur Tür.
    Auf dem Nachhauseweg kam Saunders an einem indi-schen Imbiss vorbei. Er übergab sich in den Rinnstein, fühlte sich sogleich besser und bestellte ein Rindfleisch-Curry, Reis, Zwiebel-Bhajees, pikante Pappadums und zwei Lamm-Samosas zum Mitnehmen.
    Zu Hause in der Küche nahm er die Deckel von den Verpackungen und ging mit dem Essen ins Wohnzimmer. Er hockte sich vor den Fernseher und schlug sich den Magen voll, während er sich bei einem Erotikfilm im Pay-TV aus-malte, was er beim nächsten Mal mit der eingebildeten Bar-dame alles anstellen würde. Um Mitternacht hatten der Alkohol und das schwere Essen Wirkung gezeigt, und er schlief tief und fest, schnarchte mit dem Kopf nach hinten vor dem laufenden Fernseher.

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    Draußen kletterte eine große Gestalt über die Gartenmauer, sprang lautlos herunter und huschte zur Hintertür. Sie war unverschlossen, eine lachhafte Nachlässigkeit für einen Gefängniswärter, und führte in eine kleine Küche, die nach Curry, altem Müll und schmutzigem Geschirr stank.
    Der Eindringling trug ein dunkles Polohemd und eine schwarze Jeans. Beide Kleidungsstücke waren teuer, ganz im Gegensatz zu den billigen Turnschuhen an seinen Füßen. Er hatte eine längliche Tasche dabei, wie ein altmodischer Arzt-koffer, und er öffnete sie leise. Aus dem Wohnzimmer waren die Geräusche eines Softpornos und Schnarchen zu hören, und er konnte sich lebhaft vorstellen, was für ein Anblick ihn dort erwartete. Er lächelte. Es war kein nettes Lächeln. Es war das Lächeln, das er sich für die Nacht und verdunkelte Räu-me aufsparte. Die Menschen, die es sahen, lebten nur selten noch lange genug, um es zu beschreiben.
    Er nahm einen schwarzen Plastikmüllbeutel aus der Tasche und faltete ihn kaum hörbar auseinander. Er zog den Pullover aus, dann die Jeans, die er vorsichtig über die Turnschuhe schob, und verstaute beides in dem Plastikbeutel. Unter den Sachen trug er einen eng sitzenden Gummianzug, der seine Haut streichelte, wenn er sich bewegte. Der Anzug war ebenfalls schwarz, die Latexhandschuhe dagegen hautfarben, aber sie verschwanden gleich darauf unter einem anderen Paar aus feinem schwarzen Leder. Dann setzte er sich die Maske auf, genoss den Geruch des Leders, als es sein Gesicht bedeckte. Er sah sich nach einem Spiegel um. In Schlafzim-mern befanden sich immer Spiegel, in denen er die endgültige Wirkung begutachten konnte, leider nicht in Küchen, aber diese kleine Unannehmlichkeit war zu verkraften. Er wusste, wie er aussah, und der Gedanke füllte ihn mit warmer Energie. Er war der leibhaftige Tod. Er würde das Allerletzte 88

    sein, das diese armselige Kreatur zu Gesicht bekam. Er war Gott.
    Im Wohnzimmer waren die Vorhänge bereits zugezogen.
    Saunders lag lang ausgestreckt wie ein gestrandeter Wal auf dem Sofa, sein behaarter weißer Bauch ragte aus dem offenen Hemd hervor, ein Fuß hing seitlich in den Resten eines dunklen, übel riechenden Currys. Sein Gürtel war offen, seine Hose mit irgendeiner braunen Soße bekleckert. Ein Stückchen Röstzwiebel hatte sich um einen oberen Schnei-dezahn gewickelt. Der Eindringling starrte fasziniert darauf, während dieses Schwein von einem Mann vor ihm grunzend und sabbernd in Gott weiß was für Träumen schwelgte.
    Ein heftiger Schlag mit einem schweren Totschläger be-förderte Saunders vom Schlaf in die Bewusstlosigkeit, und der Eindringling machte sich mit sparsamen Bewegungen, die auf gute Vorbereitung und Erfahrung schließen ließen, an die Arbeit. Er klebte Saunders mit einem Stück dickem Packband den Mund zu und fesselte ihm die Hände mit Handschellen auf dem Rücken. Er entblößte ihn von der Taille

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