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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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wirklich allein klar?«
    »Ja, danke. Ach, Moment noch …« Sie wollte sich den Pullover ausziehen.
    »Nein, behalten Sie ihn an. Sie können ihn bei Gelegenheit zurückgeben.«
    »Danke. Bis dann.«

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    »Bis dann, Nightingale. Passen Sie auf sich auf.«
    Er sah zu, wie sie vorsichtig ihren Wagen zurücksetzte und dann in die Dämmerung hineinfuhr.
    »So, ihr beiden Hübschen. Wollt ihr immer noch ein Eis?«

    »Verdammt!«
    Der Mann kam hinter einem Baum hervor und trat wü-
    tend gegen einen Stein, der über den Parkplatz flog und den Lack an dem einzigen Auto beschädigte, das noch hier stand.
    Es war leicht gewesen, ihr zu folgen, und als er sah, dass sie in den Wald trabte, dachte er, dass das Glück ihm hold wäre, doch als er geparkt und den Helm abgenommen hatte, war sie schon verschwunden. Laufen konnte das Miststück, das musste man ihr lassen. Also hatte er beschlossen zu warten, bis sie wiederkam. Doch dann hatte irgend so ein edler Ritter ihm die Tour vermasselt, und er konnte wieder von vorn anfangen. Eine Polizistin zu entführen war nicht leicht, besonders eine, die praktisch nie ausging.
    Normalerweise konnte er sich auf seinen Charme verlassen, mit dem er sie alle betörte, doch die hier war anders, und er konnte verstehen, warum es Griffiths nicht gelungen war, sie in Ruhe zu lassen. Sie stellte die größte Herausforderung dar. Die Frau verließ ihre Wohnung praktisch nur, um zur Arbeit zu gehen, und als er sie einmal im Supermarkt, wo sie die kläglichen Lebensmittel einer Magersüchtigen einkaufte, angesprochen hatte, hatte sie durch ihn hindurchgesehen.
    Geduld war nicht gerade seine Stärke. Unter anderen Um-ständen hätte er aufgegeben und sich eine andere gesucht, aber sie war kein Zufallsopfer. Sergeant Louise Nightingale musste für ihre Unverschämtheit büßen. Sie hatte Griffiths ausgetrickst, Geschworene von seiner Schuld überzeugt und so eine perfekte Partnerschaft zerstört. Dafür musste sie ster-84

    ben, aber vorher wollte er ihr panische Angst einjagen. Es war eine ungewohnte Taktik, die sowohl seine Kreativität als auch seine Selbstdisziplin auf die Probe stellte, doch der Gedanke, ihr Selbstvertrauen zu zerstören und ihr Leben mit Furcht zu durchdringen, war eine angemessene Entschädigung, zumindest bis jetzt.
    Es war ihm ungeheuer wichtig, dass sie vor ihrem Tod Todesangst empfand. Er hatte sein Spiel unauffällig gespielt, passend zu ihrem Stil, doch nun fand er, dass er zu dezent vorging. Sie zeigte keinerlei Anzeichen von Unruhe und hatte nicht einmal ihre Kollegen informiert, dass sie terrorisiert wurde – zumindest war keine Polizei in ihrer Wohnung gewesen und man hatte auch nicht ihren PC sichergestellt. Er würde die Daumenschrauben anziehen, aber zuvor musste er dem armen Wayne das Leben ein bisschen leichter machen.
    Eine weitere Fahrt nach Norden in die Gefängnisstadt war erforderlich, danach würde er sich ohne weitere Ablenkung ganz der Polizistin widmen können.

    85

    Kapitel sechs
    Mittwochsabends sorgte im Bird in Hand normalerweise der Auftritt einer Stripperin für Schwung. Sasha gefiel Saunders am besten. Die schwabbeligen Oberschenkel verzieh er ihr, weil er einmal ihre Hängebrüste hatte begrap-schen dürfen, als sie beide nicht mehr ganz nüchtern waren.
    Die Vorstellung, dass ihm das Vergnügen ein weiteres Mal gewährt werden könnte und vielleicht sogar noch mehr, trieb ihn immer wieder in den Pub, wenn er keine Nachtschicht im Gefängnis hatte.
    Leider wurde Saunders bei seinem ersten Besuch im Juni enttäuscht, denn die kleine Bühne war unbeleuchtet und von einer Tänzerin fehlte jede Spur.
    »Was ist los?«
    »Ärger mit dem Ordnungsamt.« Der Wirt mochte Saunders nicht, wohl aber sein Geld, das er unweigerlich mit vollen Händen ausgab, bis er sturzbetrunken war und nicht mehr allein zur Tür fand.
    »Sie waren lang nicht da.«
    »Nachtschicht. Ich kann das Geld gebrauchen, und wir sind knapp mit Personal. Deshalb hatte ich gehofft, ich könn-te mich heute ’n bisschen amüsieren.«
    Er sah sich um, als würde er überlegen, wieder zu gehen.
    Ein Bier und ein Whisky zum Nachspülen tauchten im Nu auf der Theke auf.
    »Die Runde geht aufs Haus. Keine Sorge, nächste Woche läuft hier wieder alles normal.«

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    Der Wirt sah sich nach der neuen Aushilfe um, die er zum Bierzapfen engagiert hatte und damit sie die Gäste bei Laune hielt, bis die Stripperin wieder auftreten durfte. Er suchte nicht mehr per Inserat nach Serviererinnen.

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