Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
ebenfalls erschossen worden ist. Und hier haben wir die Mauer am Ende der Sackgasse. Nichts geht mehr. Der Held muss eine neue Richtung einschlagen.
Drittes Kapitel: »Drei Frauen«
Auch hier beginnt die neue Szene mit einer Richtungsänderung, die im vorigen Kapitel angekündigt wurde. Eva, Miles’ Witwe, ganz in Schwarz gekleidet, taucht bei Sam auf. Sie schlingt ihre Arme um ihn, küsst ihn und fragt, ob er Miles umgebracht habe. Dann stellt sich heraus, dass sie zum Zeitpunkt der Tat nicht zu Hause gewesen ist. Eine neue Richtung. Zumindest eine Möglichkeit.
Miss Wonderly ist inzwischen aus ihrem Hotelzimmer ausgezogen, ohne eine neue Adresse zu hinterlassen. Eine weitere mögliche Richtung.
Aber dann ruft sie an. Neue Adresse, neuer Name.
Viertes Kapitel: »Der schwarze Vogel«
Der Großteil dieses Kapitels handelt von der Entwicklung einer Beziehung zwischen der geheimnisvollen Miss Wonderly alias LeBlanc alias Brigid O’Shaughnessy und Spade. Sie werden zusammenarbeiten. Dann tritt Joel Cairo auf.
Er ist der erste, der den schwarzen Vogel erwähnt. Die Dinge bekommen plötzlich eine ganz neue Richtung. In der kurzen, nur zwei Seiten langen Szene am Ende des Kapitels erhält die Geschichte einen frischen Schub: Cairo versucht, Sam zu engagieren, Sam scheint einzuwilligen, doch dann richtet Cairo – eine vollkommen neue, überraschende Wendung – eine Waffe auf ihn.
Bevor ich eine neue Szene ausarbeite, will ich wissen, was ich auch für das gesamte Buch bereits zuvor festlege: die Eröffnung, den Schluss und ein paar Höhepunkte.
Das Ende der Szene vorher festzulegen verhindert, dass Sie langweilig werden. Und langweilig sind Sie, wenn der Leser bereits weiß, was als Nächstes geschehen wird. Sie sind nicht langweilig, wenn der Leser überrascht wird. Daraus könnte man schließen, dass die Auflösung, die Schlussszene, unbedingt frisch und originell sein muss.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Ja, Originalität und überraschende Wendungen verhindern Langeweile. Aber vergessen Sie nicht, dass Leser – und mehr noch Verleger – auch das Bewährte und Vertraute wollen – besonders in der Auflösung: Die Story entwickelt sich, unter immer größer werdenden Gefahren, auf den Höhepunkt zu, an dem sich Gut und Böse gegenübertreten, das Gute gewinnt, das Verbrechen gelöst wird und der Held das Girl und die Gold-Rolex bekommt.
Jede Szene hat drei Teile – Anfang, Mitte, Ende –, und in jeder einzelnen können wir etwas gegen die Langeweile, gegen das Ich-weiß-schon-wie-es-weitergeht der Leser tun. Die Mitte ist dazu am besten geeignet.
Die Technik ist dieselbe wie bei einem Zaubertrick: Irreführung. Wir präsentieren das Problem. Teil eins. Dann deuten wir eine Auflösung an, die sich völlig von der unterscheidet, die wir in Wirklichkeit für das Ende vorgesehen haben. Wir bauen den größten Teil der Szene so auf, dass er auf eine logische, vernünftige, nachvollziehbare Auflösung zusteuert. Dies verlangt ein gewisses Maß an handwerklichem Können und Geschick, weil gleichzeitig die tatsächliche Auflösung so vorbereitet werden muss, dass sie nicht unglaubwürdig und willkürlich wirkt, gleichzeitig jedoch nicht zu deutlich herausgearbeitet werden darf. Das genau ist der Trick, der eine Wendung zu einer überraschenden Wendung macht.
Ähnlich wie beim Witzeerzählen haben wir das Setup und die Pointe. Schauen Sie sich einmal an, wie ein Witz aufgebaut ist. In den meisten Fällen ist es reine Irreführung: Eine falsche Erwartung wird aufgebaut und durch eine überraschende Pointe aufgelöst.
Wie z.B. dieser, der jüdische Logik aufs Korn nimmt. Er sollte übrigens mit jiddischem Akzent erzählt werden.
»Herr Ober«, ruft der Gast. »Kosten Sie mal die Suppe.«
»Was ist denn mit der Suppe?«, fragt der Ober.
»Probieren Sie sie!«
»Zu heiß? Zu kalt?«
»Ober, probieren Sie die Suppe!«
»Wenn Sie sie nicht mögen, dann sagen Sie es doch.«
»Ober, kosten Sie die Suppe.«
»Möchten Sie vielleicht eine andere?«
»Ober, kosten Sie die Suppe!«
»Hören Sie, wir haben jede Menge anderer Suppen. Erbsensuppe,
Hühnchen, Kraftbrühe …«
»Kosten Sie die Suppe.«
»Also gut. Wo ist der Löffel?«
»Ahhh-ha!«
Der Szenenaufbau setzt die kaltblütige Manipulation der Leser voraus. Durch einen geschickten Aufbau packen Sie den Leser, so dass er der nächsten Seite entgegenfiebert.
Jede Szene beginnt mit einem PROBLEM , scheint dann auf AUFLÖSUNG A zuzusteuern und
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