Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
Overkill, dass Romane sich immer weniger mit dem Thema Sex befassen. Möglicherweise fallen Ihnen sofort Ausnahmen ein, doch die aktuellen gattungsübergreifenden Bestseller von Autoren wie Grisham, Parker, Francis, Le Carré, Ludlum, Partesky, Grafton sind bemerkenswert asexuell. Bei einer Tagung der International Association of Crime Writers fragte ich auf der Suche nach Beispielen für dieses Kapitel die zwanzig bis dreißig Anwesenden, ob jemand einen Krimi kenne, in dem eine gute Sexszene ist. Die Antwort war schockierend: Niemand konnte mir einen Titel nennen!
Was an Sex in Kriminalromanen zu finden ist, lässt sich in zwei Kategorien einteilen: der perfekte und der perverse.
Der perfekte Sex findet zwischen Held und Heldin statt. Dabei kommen dann »Nippel hart wie Kieselsteine« vor, und gewöhnlich ist die Nacht besser als alles, was die beiden je zuvor erlebt haben: »Niemals hatte sie solche Wonnen verspürt.« Oft wird der Vorhang der Diskretion vor die körperlichen Einzelheiten gezogen. Wenn vor dem Geschlechtsverkehr ein – in der Regel nettes, sauberes orales oder manuelles – Vorspiel stattfindet, führt es fast unweigerlich in »eine alles verzehrende Leidenschaft. Sie schrie auf und warf den Kopf nach hinten, als die Wogen der Lust ihren Körper schüttelten. Noch nie in ihrem Leben hatte sie eine solche Intensität empfunden, und als er nun tief in sie eindrang, erstarrte sie wie eine Statue« – was mehr oder weniger bedeutet, dass beide während des Geschlechtsverkehrs zu einem gemeinsamen Höhepunkt kommen. Dabei haben uns Masters und Johnson doch schon vor langer Zeit klargemacht, dass letzteres eher eine unwahrscheinliche Ausnahme ist.
Dieses Klischee immer wieder aufs Neue zu Papier zu bringen, ist in meinen Augen eine Schande. Sex ist nicht nur ein ausgesprochen interessantes Thema, sondern auch immer noch behaftet mit Mythen und Lügen. In Wahrheit ist die Welt voll von vorzeitigen Ejakulierern und Frauen, die nur in einer bestimmten Stellung, mit einem bestimmten Vibratormodell, und solchen, die nie anständigen Sex hatten.
Ich frage mich oft, ob die Autoren der meisten Bücher, die ich gelesen habe, tatsächlich jemals Sex gehabt haben. Und ich meine Sex mit Penis und Vagina – oder zweimal das eine und nichts von dem anderen –, mit lebendigen Menschen, die sehr individuelle Beziehungen zu diesen Körperteilen entwickelt haben und sich beim Sex dementsprechend verhalten.
Ganz besonders enttäuscht mich der Mangel an Sex in Romanen, die von Frauen geschrieben wurden und Frauen als Hauptfiguren haben. Weibliche Sexualität, die ja etwa die Hälfte der gesamten Menschheit betrifft und ein beunruhigendes Thema für die andere Hälfte bedeutet, stellt immer noch ein weitgehend unerforschtes Gebiet dar und lässt noch die eine oder andere Entdeckung erwarten.
In den meisten Sexszenen in heutigen Krimis sind Vergewaltiger, Kinderschänder, Serienkiller etc. die Verbrecher. Ihre sexuellen Taten sind spezifisch, persönlich und einzigartig; sie werden ausführlich beschrieben, sind eng mit dem Charakter verbunden und wichtig für den Plot.
Es stimmt, dass Krimiautoren sich bei jeder Art von Verhalten auf den kriminellen Aspekt konzentrieren – schließlich schreiben sie Kriminalromane. So finden wir in den Romanen kriminelle Politiker, kriminelle Geschäftsleute, kriminelle Anwälte. Aber bei Sex in Kriminalromanen haben wir es mit einem neuen Puritanismus zu tun, einer Geisteshaltung, die Sex nur in Verbindung mit etwas Bösem betrachtet, vor dem man sich fürchten und das man bekämpfen muss.
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GEWALT
Ein Krimi ohne Gewalt ist
1. wie Kiffen ohne zu inhalieren.
2. wie Sex ohne Orgasmus.
3. wie eine Umarmung ohne Herzlichkeit.
Es gibt viele verschiedene Arten von Gewalt.
Gefühlsmäßig würde ich Gewalt in drei Kategorien einteilen:
Gute Unterhaltung,
befriedigende Rache und
die abstoßende, beängstigende Variante.
Die Unterschiede haben weniger mit dem Inhalt als mit der Einstellung des Lesers zu tun.
Gewalt in James-Bond-Romanen ist im Grunde genommen immer amüsant. In der folgenden Szene flüchtet Bond auf Skiern vor seinen Feinden – einer Truppe böser Buben. Er durchpflügt eine Lawine, in der er die meisten dieser Kerle los wird. Doch dann taucht plötzlich einer von ihnen, ihr Anführer, aus den Schneemassen auf und schießt. Nun führt das Rennen tief hinunter ins Tal über einen Parkplatz und etliche Bahngleise hinweg. Als Bond auf die Gleise zurast, sieht
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