Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
Sie sich den Schläger und raus mit Ihnen.
Und das werden Sie nicht tun können: Sie werden kaum einen Becker-Aufschlag entwickeln, kein Netzspiel wie McEnroe abliefern oder wie Agassi schmettern. Rein körperlich sind Sie dazu nicht in der Lage.
Aber Sie haben andere Möglichkeiten. Sie könnten dem Profi vor dem Spiel beim Händeschütteln den Daumen brechen. Oder ihm erklären, was für Sie auf dem Spiel steht und auf sein Mitleid hoffen. Sie können ihm Ihren Körper anbieten, Schläger anheuern, die ihn am Abend zuvor verprügeln, Giftpilze in sein Frühstücksomelett schmuggeln, ihm drohen, im Falle seines Sieges seine Mutter umzulegen, oder Säure auf die Bespannung seines Tennisschlägers träufeln.
Sie können beschließen, Ihr Bestes zu geben, ein faires Match auszutragen und in Würde unterzugehen. Oder Sie heulen und zetern und verlieren jämmerlich.
So funktioniert das Spiel vom Charakter. Grenzen, Potenziale, Wahlmöglichkeiten. Druck von außen. Lösungen, die innerhalb der charakterlichen Grenzen liegen, aber die vorhandenen Möglichkeiten auf eine Weise nutzen, die der Leser nicht erwartet hat.
Symbiose von Plot und Charakter
Wenn George Smiley nicht durch den Circus rekrutiert worden, sondern Deutschlehrer an einem weniger bedeutenden Oxford-College geblieben wäre, wäre er wohl kaum eine so »interessante« und »faszinierende« Figur, wie wir ihn in John Le Carrés Büchern vorfinden. Wahrscheinlich wäre er eine ziemlich langweilige, verstaubte Gestalt mit der ärgerlichen Angewohnheit, zum Ende eines jeden Satzes immer leiser zu sprechen, bis die Worte unhörbar werden.
Nachdem der Autor eine Figur entwickelt hat, ist es seine Aufgabe, Situationen zu finden, die sie auf die Probe stellen, sie bis an ihre Grenzen gehen lassen, aber nicht darüber hinaus.
Umgekehrt sollten Sie, wenn Sie mit einer Situation beginnen, Charaktere einsetzen, deren Talente den Anforderungen entsprechen. Sie brauchen keinen Supermann, um einen simplen Diebstahl aufzuklären. Nehmen Sie stattdessen eine Achtzigjährige mit spröden Knochen, die gelegentlich unter Inkontinenz leidet und Medikamente gegen Bluthochdruck braucht. Schicken Sie sie in der Gegend herum und lassen Sie sie verschiedene Grüppchen gelangweilter, gewalttätiger und gemeiner Jugendlicher befragen. Dies wird garantiert ein Abenteuer – und eine Charakterprobe obendrein.
Die Arbeit an einem Buch ist nicht nur vorwärts gerichtet; Sie als Autor können an den Anfang zurückkehren, wann immer Sie wollen. Figuren können angepasst werden, Plots ebenso. Wenn es Ihnen schwer fällt, die Figur eine Tat begehen zu lassen, die der Plot verlangt, starten Sie neu, indem Sie Ihrer Figur die dazugehörigen Eigenschaften nachträglich geben. Sie können auch eine Szene schreiben, in der sich eine Figur ändert oder in der eine unerwartete, aber glaubhafte Charakterdimension enthüllt wird. Schließlich können Sie auch den Plot ändern. In der Praxis werden Sie wahrscheinlich von all diesen Möglichkeiten Gebrauch machen.
Charakter als erzählerische Dynamik
Larry Crews in einem Essay:
Die Essenz des Charakters im literarischen Sinne ist seine Fähigkeit, sich etwas völlig zu widmen, etwas für wichtig zu erachten, … eine größere oder eine kleinere Sache, etwas Triviales oder Folgenschweres … Ausschlaggebend ist, dass es stark genug ist, um ihn anzutreiben.
Je besser ausgearbeitet und erläutert ein Bedürfnis oder der Wunsch einer Person ist, umso »lebendiger« wirkt sie. Dies trifft sowohl auf Helden wie auf Schurken, Haupt- oder Nebenfiguren zu.
Wir gestalten den Charakter nach dem, was ihn bewegt. Nehmen wir an, Sie haben dreißigseitige Biografien für Ihre Figuren verfasst und für alle Hauptpersonen und einige Nebenfiguren psychiatrische Arbeitsblätter ausgefüllt. Wenn Sie diese Figuren in Ihren Roman einarbeiten, werden Sie wahrscheinlich erst einmal in Einzelheiten ertrinken. Welche wählen Sie aus? Was bleibt drin? Was fällt heraus?
Gehen Sie nach dem Prinzip der erzählerischen Dynamik vor: Was treibt die Figur an? Was schränkt Ihren Handlungsspielraum ein?
Viele Menschen beispielsweise sorgen sich ernsthaft darüber, was ihr Nachbar wohl von ihnen hält. Manche sind furchtbar konservativ. Es ist durchaus möglich, sich so anzupassen, dass man die eigene Frau misshandelt und die Kinder verprügelt, um dadurch vor der Außenwelt den Anschein zu erwecken, man sei ein ganz normaler Mensch. Je nach Situation wird diese Sorge
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