Crime Machine: Thriller (German Edition)
beilegen zu können.« Du lieber Gott, ich klang allmählich selbst wie Amrein. Wir sahen beide den Mann an, der gezählt hatte. Er war fertig und nickte Amrein zu, als wollte er bestätigen, dass Bobbys Aufschlag tatsächlich großzügig war. Ich nahm an, dass der Gesamtbetrag direkt in Amreins Tasche wandern würde, und nicht an jemand anderes.
»Ungeachtet dessen«, fuhr er in dem von ihm bevorzugten Anwaltstonfall fort, »darf so etwas nie wieder geschehen. Das verstehen Sie doch? Bobby Mahoney versteht das sicher auch?«
»Selbstverständlich«, behauptete ich, »deshalb bin ich persönlich gekommen. Und aus genau diesem Grund hat mich Mister Finney heute begleitet.«
»Gut«, sagte er, als sei die Sache damit beigelegt. »Würden Sie mir in meinen Garten folgen?«
Ich nickte, in der Annahme, er wolle mir gewiss nicht nur seinen Rhododendron zeigen. Finney und ich erhoben uns, und der Leibwächter öffnete die Verandatüren, so dass wir hinausgehen konnten. Amrein blickte Finney an: »Würden Sie uns eine Weile entschuldigen?«, fragte er. Finney sah mich an, und ich nickte. Amrein und ich traten hinaus auf den Rasen, der so makellos gepflegt wirkte, als hätte ihn eine Truppe Osteuropäer jeden Morgen mit Nagelscheren von Hand bearbeitet.
»Es gibt Dinge, die ich nicht gerne vor Angestellten bespreche. Weder vor meinen noch vor Ihren«, sagte er.
»Bitte«, forderte ich ihn auf, »sprechen Sie ganz frei.«
»Das werde ich. Danke«, versicherte er mir. »Die Übergabe kam bislang nie zu spät. Kein einziges Mal. In all den Jahren nicht.« Wir gingen über den Rasen, auf eine Baumgruppe an der hinteren Mauer zu. »Das müssen Sie mir natürlich nicht erklären«, sagte er ruhig, womit er mir aber den Eindruck vermittelte, es sei definitiv besser, wenn ich es täte.
»Es gab geringfügige Schwierigkeiten vor Ort«, erklärte ich.
»Schwierigkeiten vor Ort?« Er ließ sich die vieldeutige Formulierung durch den Kopf gehen, die ihn offensichtlich nicht zufriedenstellte.
»Einer unserer Mitarbeiter hat sich als nicht vertrauenswürdig entpuppt«, sagte ich und dehnte damit die Wahrheit ein wenig.
»Hm, verstehe.«
»Das kommt in allen Organisationen vor«, sagte ich. »In allen Branchen gibt es von Zeit zu Zeit Probleme. Aber darauf kommt es nicht an, vielmehr kommt es darauf an, wie man diese Probleme löst.«
»Und Sie haben das Problem … gelöst?«
»Wir haben alles im Griff«, versicherte ich ihm.
»Gut«, sagte er. »Eine Sache noch: die Serious Organized Crime Agency.«
»Zeigt Interesse an uns?«
»Ja«, sagte er ruhig, als hätte sich lediglich ein alter Freund der Familie nach unserem Wohlbefinden erkundigt.
Mir rutschte das Herz in die Hose. Unter anderem zahlten wir deshalb jeden Monat, weil wir der Aufmerksamkeit der SOCA entgehen wollten. Vielleicht hatte DI Clifford doch recht gehabt.
»Das sind nicht mal Polizisten«, sagte ich abfällig, »sondern nur bessere Zollbeamte.«
»Theoretisch sind es keine Polizisten – aber das wird uns kaum trösten, falls es ihnen gelingt, Bobby Mahoney zu überführen.« Er hatte recht, und ich machte mir größere Sorgen, als ich mir anmerken ließ. Weil die SOCA noch relativ neu war, war sie so was wie eine unbekannte Größe. »Wir haben gehört, die Ermittlungen im Fall Mahoney wurden erneut aufgenommen. Man hat dort infolge des sehr öffentlichen und bedauerlichen Vorfalls auf Ibiza starkes Interesse an bestimmten Aspekten seiner Unternehmungen gezeigt.«
»Das war vor über zwei Jahren«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
Wir hatten seit geraumer Zeit versucht, auf Ibiza ins Geschäft einzusteigen. Die Liverpooler hatten seit Jahren die komplette Insel unter Kontrolle und verdienten ein Vermögen. Dort gab es stets zahlreiche Clubgänger, die Ecstasy und Koks verlangten, und die Zollbehörde war ein trauriger Haufen – unterbesetzt, schlecht ausgestattet und unverhohlen desinteressiert. Dass die Liverpooler alles allein absahnten, war ein Fall von reiner Habgier, obwohl uns klar war, dass sie selbst das anders sehen würden. Wir kamen schließlich zu einer Art Übereinkunft, aber erst, nachdem sie ein paar ihrer rangniederen Männer bei einer öffentlichen Schießerei mit einigen von Bobbys Jungs verloren hatten. Anscheinend fuhren beide Parteien parallel zueinander mit hoher Geschwindigkeit über die Schnellstraße, beschossen sich gegenseitig wie bekloppt, bis sich ein Wagen überschlug und die Liverpooler Dealer dabei starben. Das war
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