Crime Machine: Thriller (German Edition)
dem Gedanken, dass ein missmutiger Gangster wie Finney sie draußen vor einem coolen Club abholen würde.
»Wer denn?« Ich blickte sie entschuldigend an und hielt die Hände hoch, in einer Geste, die besagen sollte: »Meine Wenigkeit.«
»Echt?« Das schien ihr zu gefallen. »Ehrlich?«
»Ich fürchte, ja.«
»Dann wird ja doch noch alles gut.«
20
I ch lud Sarah zu einem Geburtstagsfrühstück ein, und wir sprachen ein bisschen übers College.
»Gut, wurde aber allmählich auch Zeit, dass ich da wegkomme.«
Und ihre Pläne, jetzt, da sie ihren Abschluss hatte.
»Keinen blassen Schimmer.«
Außerdem über ihren letzten Freund.
»Hab ihn abserviert, hat sich als Arschloch entpuppt. Ich hab genug von Jungs, von jetzt an nur noch Männer.« Sie lächelte mich an, als sie das sagte.
Dann sah ich zu, wie sie in ihren neuen Wagen stieg und davonfuhr, mir noch einmal zuwinkte. Sie war ein Spitzenmädchen und würde bestimmt eines Tages eine großartige Freundin sein, aber nicht meine. Bobby würde das niemals dulden – und außerdem gab es ja auch noch Laura. Fast hätte ich sie vergessen.
Es hatte keinen Sinn, bescheuert herumzustehen. Ich musste immer noch Bobbys Geld ausfindig machen.
»Du ziehst dein Paul-Smith-Jackett an?«, fragte mich Laura, als ich es vor dem Spiegel zuknöpfte. So, wie sie es sagte, hätte man glauben können, ich hätte direkt vor ihrer Nase ein Päckchen Kondome eingesteckt. »Zu Sarah Mahoneys einundzwanzigstem Geburtstag?« Aus ihrem Mund klang es, als wollte ich damit den Garten umgraben.
»Bobby lädt uns alle ins Café einundzwanzig ein. Hab ich dir doch gesagt, da muss ich nach was aussehen.«
Laura saß im Schneidersitz auf dem Sofa und trug ihre Standardklamotten, einen ausgeleierten Pulli und steinalte Leggings. Als ich sie kennenlernte, sah sie schick aus, war immer tadellos gekleidet.
Bildete ich mir das ein, oder beäugte sie mich misstrauisch, als ich mein bestes Jackett vor dem Spiegel zuknöpfte?
»Kommst du nach dem Essen nach Hause?«, fragte sie.
»Nein.« Ich versuchte, geduldig zu klingen. »Ich bin zum Babysitten eingeteilt, das hab ich dir doch schon erzählt. Ich muss aufpassen, dass Sarah nicht vergewaltigt, ermordet oder von der Newcastle-Jugendmannschaft zum Geschlechtsverkehr gezwungen wird.«
»Warum musst ausgerechnet du den Aufpasser spielen?«
Ich seufzte: »Weil er mich gefragt hat, und weil er mir vertraut, wenn’s um Sarah geht. Hab dir doch gesagt, du hättest mitkommen können.«
»Und ich hab dir erklärt, dass ich meine Mutter besuchen muss.«
»Ich sag’s ja nur, ist schließlich nicht so, dass du nicht eingeladen wärst.«
»Na ja«, sagte sie, weil sie das Argument nicht widerlegen konnte, »ich fände es nur schön, wenn du heute Abend nicht so spät kommen würdest.«
»Laura, es ist ihr einundzwanzigster Geburtstag, und sie will durch die Clubs ziehen. Bist du an deinem Einundzwanzigsten früh nach Hause gegangen? Ich muss auf sie aufpassen, also komme ich natürlich spät. Herrgott noch mal.« Ich schnappte meine Schlüssel und ließ sie stehen.
Bobby hatte alle zu einem tollen Essen ins Café 21 eingeladen. Wir waren nicht allzu viele; ein bisschen Familie oder das, was davon noch übrig war, ein jüngerer Bruder, der mit der Firma nichts zu tun hatte, eine ältere Schwester, dann natürlich das Geburtstagskind selbst und drei ihrer Freundinnen, kein Kerl, denn ihren Freund hatte sie ja abgesägt, außerdem Malcolm, ein Typ, der in einer Funktion für die Firma arbeitete, für die man keine Muskeln braucht, und der Sarah schon als Baby gekannt hatte, und ich.
»Wo ist deine Frau?«, fragte Sarah.
»Besucht ihre Mutter im Krankenhaus«, sagte ich, »der alten Dame geht’s nicht gut.« Ich erzählte ihr nicht, dass ich insgeheim froh war, dass Laura nicht hatte mitkommen können. Abgesehen davon, dass ich mich heute Abend auf Sarahs Sicherheit konzentrieren musste, hatte ich absolut keine Lust, mir den ganzen Abend lang Lauras Beschwerden darüber anzuhören, dass es schon spät war, nur um sie dann in ein Taxi zu setzen und allein nach Hause zu schicken. Seit wir aus dem Urlaub zurückgekommen waren, machte es wenig Spaß, mit ihr zusammen zu sein. Klar, sie machte sich Sorgen wegen ihrer Mutter, aber die alte Dame war schon seit Jahren immer wieder krank. Sie gehörte zu jenen klapperdürren Frauen, die an unterernährte Spatzen erinnern, aber ich hätte Geld darauf verwettet, dass sie mindestens neunzig Jahre alt
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