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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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reinigend auf seinem Gesicht. Eine erstaunliche Ruhe kommt über ihn, seine Gedanken wirken geradezu abstrakt. Eine merkwürdige, aber unaufschiebbare Erwägung drängt sich ihm auf: Das fehlende Stückchen im Puzzlespiel wäre ein Stürmer, der zwanzig-plus Tore in der Saison macht. Im Moment liegt die Last, Tore zu machen, fast ausschließlich auf Skacel und Hartley im Mittelfeld. Dann sieht er, dass Chet genervt ist und Johnnie den Bloß-nicht-auf-Grund-laufen-Vortrag hält.– Wir sind in den beschissenen Untiefen, und dieses Boot wiegt zehntausendfünfhundert Kilo, und das schon bevor du deinen fetten Arsch hier draufgewuchtet hast. Falls dunicht willst, dass ich auf Grund laufe und die Küstenwache uns erwischt, würd ich vorschlagen, wir fahren gottverdammt vorsichtig!
    Johnnie stiert Chet beleidigt an und will etwas sagen, hält dann aber inne. Stattdessen hält er sich an der Reling des Boots fest und sagt zu Lennox:– Also gut, Arschloch. Wer zum Henker bist du?
    Lennox denkt immer noch an Gareth Horsburgh, den Confectioner. Die Arroganz dieses höhnischen Sexmonsters: als sei es eine Rolle, die er schon viele Male im Privaten durchgespielt hatte. Er erinnert sich, wie er Stuart irgendwann mal gefragt hatte, wie er sich auf seine Rollen vorbereite; auf den jungen, korrupten Anwalt in Taggart, den angehenden Tierarzt in Take the High Road , den drogensüchtigen Schläger in The Vice.
    Du musst dich tief in den Charakter reinversetzen. Werd eins damit, spann ihn für dich ein.
    Was würde Horsburgh tun, wenn er hier festgehalten würde? Er würde für dieses Gewürm nur Hohn und Verachtung übrig haben. Dieser hochnäsige Beamte mit seiner Aktentasche und seinen Sandwiches würde es genießen, das größte, schlaueste und bösartigste Ungeheuer in diesem Dschungel zu sein.
    – Ich hatte nie die Absicht, in das Ganze hier reingezogen zu werden, Johnnie. Er hört sich selbst, knapp und bestimmt im Tonfall.– Jetzt werde ich dich bitten, etwas für mich zu tun.
    – Was   … was zum Teufel soll ich denn für dich tun?
    – Ich möchte, dass du mich beseitigst.
    Ray Lennox alias Mr.   Confectioner versucht aufzustehen. Sein Arsch kommt einen Zentimeter vom Sitz hoch, bevor ihn die Bootsbewegung zurückplumpsen lässt und dabei seine Wirbelsäule staucht.
    – Bleib da sitzen oder dir passiert genau das, sagt Johnnie,– ich werf deinen elenden rumschnüffelnden Arsch über Bord.
    – Aber das will ich ja gerade. Ich will es dir nur leicht machen, drängt Lennox alias Confectioner und versucht, sich wieder hochzuwuchten.– Hilf mir bloß auf, und ich springe.
    – Aber nicht von meinem Boot, poltert Chet über das Röhren des Motors.– Ich hab noch nie einen auf See verloren und hab nicht die Absicht–
    – Halt die blöde Fresse!, flucht Johnnie und schubst Lennox mit der einen Hand zurück auf den Sitz, während die andere den Handlauf umklammert.– Ich warne dich, Arschloch!
    Lennox schaut Johnnie nun genießerisch mit halb geschlossenen Augen an und spürt die Macht in seinen Gliedern pumpen.– Du weißt, was ich will. Denn du weißt, dass ich einer wie du bin und dass einer von uns hier überflüssig ist.
    Chets Schultern und Rücken versteifen sich beim Umklammern des Steuerrads. Als er sich umdreht, lodern seine eingefallenen Augen wie aus einem Totenschädel.– Was zum Teufel soll das denn heißen   …?
    Johnnie starrt Lennox verblüfft an, dann flackert Interesse auf.
    – Als ich in eure kleine Schlangengrube gestolpert bin, war ich richtig aufgeregt, legt Lennox in einem leisen Lispeln dar, seine Sinne nur noch ein Kanal für die Stimme eines anderen: eines verhassten anderen.– Ich hatte nämlich vorher schon nach Hause gemailt, zu meiner eigenen Organisation, ob die für mich Kontakt zu Gleichgesinnten in Amerika herstellen könnten. Hatte aber kein Glück. Ich war also auf eigene Faust auf der Jagd, als ich zufällig auf sie stieß. Auf die Mutter. Ich konnte es an ihr riechen; kann man immer. Und das Mädchen. Weißt du, wie man mich zuHaus in England nennt, Johnnie? Mr.   Confectioner. Aber mit Schokolädchen hab ich die Kleinen nie geködert. Ihre Mütter allerdings, oh ja, die hat man für ein paar Drinks und süße Worte in der Tasche.
    Er sieht, wie sich seine eigene Abscheulichkeit in Johnnies Augen widerspiegelt. Wie bei ihm, wann immer er Horsburgh ansah.
    Wie er mich gezeichnet hat, wie sie dich immer zeichnen.
    – Eine nicht besonders helle, liederliche Frau mit geringem

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