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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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verstand.
    – Also ich seh davon gar nichts. Gillman schüttelte den Kopf.– Ich seh nur nen erwachsenen Mann, der immer noch bei seiner Mama wohnt.
    Du hast es nicht ausgehalten. Du sprangst auf, ranntest raus und die Treppe runter, ein weiteres Mal erniedrigt durch das Dreckschwein. Toal holte dich vor dem Gebäude ein. In der beißend kalten Luft erzählte er den üblichen Schmus, du wärst ein guter Mann und hättest einen guten Job gemacht. Du solltest nicht den Weg von Robertson gehen– abwärts. Dann hat er geflüstert:– Du bist in Newcastle beim Verlassen einer Drogenkneipe gefilmt worden.
    – Boss, ich–
    – Sag nichts, Ray. Toals Kopf zuckte vor und zurück.– Das ist geregelt. Red mit keinem darüber. Ich hab einen Termin bei Melissa Collingwood für dich gemacht, zur psychologischen Beratung. Du bist bis auf Weiteres offiziell beurlaubt. Geh zu Trudi, Ray.
    Du nicktest, gingst zur Comley Bank Avenue und nahmst ein Taxi zu Jeanie Deans Pub. Du hattest nur einen Gedanken im Kopf: Nicht an die Kamera im Einkaufszentrum gedacht, in diesem Burgerladen. Die haben doch eine, um zu sehen, wer in die Toiletten reingeht und rauskommt, und eine weitere an der Kasse für Überfälle oder Angriffe aufs Personal. Ich hab einfach nicht an den Vorabend gedacht. Warum nicht? Weil ich immer bloß Angela im Kopf hatte, was für eine dreckige, faule Kuh sie war, die ihr eigenes Kind mit ihrem miesen Fraß vergiftet hatte.
    Darum gingst du in die Kneipe, in der du früher oft mit Robbo und ein paar anderen ausgebrannten Null-Bock-Cops gesessen hattest. Trafst ein paar von den Jungs und kipptest Mengen von Wodka, bis ein geschmackloser Witz dich zusammenklappen ließ.

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18
Auf die Planken geschickt
    Lennox fährt mit stetigem Tempo80 zurück an die Golfküste; die Klimaanlage abgeschaltet, die Fenster geöffnet, und nimmt den Geruch der Nacht in sich auf, während er vom Freeway auf den Highway41 fährt, der auf den Zubringer nach Bologna führt.
    Mit fünfunddreißig fühlt er sich plötzlich älter und spürt die Jahre dahinfliegen. Achtundzwanzig bis vierunddreißig war ihm statisch vorgekommen, eine willkommene Auszeit nach zwei Jahrzehnten extremer Unbeständigkeit, doch dieses fünfunddreißigste Jahr hatte den Quantensprung ins mittlere Alter gebracht. Er denkt voller Unruhe an seinen nächsten verheerenden Jahrestag, und der unbändige Wunsch nach Genuss überkommt ihn mit aller Macht. Lennox hat das Gefühl, er sollte eigentlich durch die dunklen, kahlen Baumwipfel die flackernden Sterne hoch oben betrachten, doch er muss sich zu sehr darauf konzentrieren, die gewundene Straße im Auge zu behalten, die tückischer ist als die luftigen Highways und nur darauf wartet, sich ihn zu holen. Dass er sich so konzentrieren muss, ist eine Reaktion auf seine Erschöpfung, hat aber auch damit zu tun, dass dieser Himmel eine ungute Verlockung auf ihn ausübt; die Sterne scheinen hier näher zu sein; wie in der Explosion eingefrorene Feuerwerkskörper, die sich am Himmel als eine alles überblickende, gefahrvolle Erscheinung zusammenballen.
    Die Luft am Boden ist in ihrer Schwüle immer noch wieSommerfäden, doch während sich die Straße in immer schärferen Kurven schlängelt, kündet das Rauschen der Palmwedel über ihm schon vom aufkommenden Wind. Dann blitzen zu seiner Rechten Lichter unterschiedlicher Stärke durch die Bäume, und die Stadt wächst aus dem Mangrovensumpf empor.
    Die Marina liegt zu seiner Linken, als er zum Hafen fährt: Das Licht der kugelrunden Straßenlaternen kräuselt sich auf dem Wasserspiegel, die Sterne geben nur noch ein mattes Glimmen am tiefschwarzen Himmel ab, und er kann in der scheckigen Dunkelheit von Norden her unheilvolle Gewitterwolken erkennen. Über das Sumpfland ziehend, locken sie Wind aus dem Mangrovendschungel, während sie sich drohend näher schieben.
    Als er auf den fast leeren Parkplatz fährt, sieht er Chets Boot unter einer brennenden Laterne vertäut liegen. Er steigt aus dem Wagen. Ein einzelner Mann tritt aus der Hafenmeisterei in der Zeile mit den Maklergeschäften.– Da haben Sie aber richtig Schwein, den alten Chet noch zu erwischen. Don Wynter spielt mit einem Schlüsselbund und wirft einen Blick zu dem festgemachten Boot.– Sieht so aus, als würde er einen längeren Trip planen. Runter zu den Keys oder vielleicht sogar bis zu den Bahamas. Jede Menge Vorräte; das weiß ich, weil ich sie ihm verkauft hab, lacht der alte Knabe.– War ziemlich

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