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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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End of the Century – Ramones-T-Shirt. Er zieht es seinem Hearts-Fußballtrikot vor, dessen Material bei dieser Hitze einfach zu dick ist. Baumwolle ist besser. Das braun-weiße BELIEVE – Shirt stand auch noch zur Auswahl. Aber er wollte niemandem etwas erklären, nicht mit Schotten im Urlaub reden und nicht lügen, was seinen Job anging, wie es alle Bullen unter normalen Menschen tun mussten. Er zieht eine andere leichte Segeltuchhose an, die schick genug ist, falls sie in einem etwas gehobeneren Restaurant essen wollten. Auf seinen Kopf kommt wieder die Red-Sox-Cap. Trudi trägt einen kurzen, weißen Faltenrock. Ihre Beine sind lang und gebräunt. Dazu ein bustierartiges Top in Rosa. Ihre Arme sind ebenfalls gebräunt, die Haare zurückgebunden. Sonnenbrillen. Draußen legt er den Arm um ihre Taille, während sie schweigend nebeneinander hergehen. Er hat zum ersten Mal keine Erektion, während sie diesen Rock trägt. Schon wieder packt ihn eine Angstvorstellung, die er noch nicht kannte.
    Sie sind hungrig, können sich aber nicht einigen, was sie essen wollen. Der Kater und die fremde Umgebung sabotieren die Entscheidungsfindung; man kann sich weder auf sich selbst noch auf seine bessere Hälfte verlassen. Eine falsche Ansage würde Schuldzuweisungen nach sich ziehen: bedrückendes Schweigen, auf das dann ein handfester Krach folgte. Das wissen sie beide. Aber sie müssen etwas essen. In ihren Köpfen und ihrem Verdauungstrakt gären noch die Tequila-Slammer vom Vorabend.
    Sie kommen an einer Senior Frog’s Mexican Cantina vorbei, was Lennox daran erinnert, dass ein paar der Jungs während eines Sauftrips unter Bullen nach Cancun in einem Senior Frog’s waren. Es kursierte noch ein zählebiger Kantinenwitz darüber. Er hatte eigentlich mitfahren wollen, aber zu der Zeit waren er und Trudi erst so kurz wieder zusammen, und es war alles im Umbruch. Bei ihnen war immer alles im Umbruch. Abgesehen davon machte Gillman die Cancun-Reise mit, damit war die Teilnahme für ihn gestorben. Er macht sie auf das Restaurant aufmerksam. Sie will sich jetzt bloß irgendwo hinsetzen– egal wo–, Hauptsache raus aus der Hitze. Eine hübsche, aber streng blickende Latina führt sie zu einem Holztisch und reicht ihnen laminierte Speisekarten. Das Lokal ist etwa zur Hälfte gefüllt, einige Grüppchen und Paare essen an den Tischen. An der Theke bechert ein Trupp weißer Männer in rot-weiß gestreiften Fußball-Hemden. Trudi liest in einer Gratiszeitung und murmelt irgendwas von einer Show im Jackie-Gleason-Theatre.
    – Minnesota Fats, sagt Lennox, er denkt an Gleasons Rolle in Haie der Großstadt .
    Die Tische sind riesig. Wie die in den Verhörräumen der Polizei. Die Distanz zwischen ihm und Trudi kommt in etwa hin. Er braucht was zu trinken. Er möchte ihr Fragen stellen. Stattdessen stellt er sich selbst infrage, wieder mal.
    Das Aufstehen. Das Frühstück. Der Fußweg. Die Straßenecke. Die Entführung. Das Filmmaterial. Die Bilder.
    Jetzt giert er nach einem Drink. Er braucht ihn. Die Kellnerin ist offenbar beschäftigt.– Ich brauch ein Bier, informiert er Trudi und zeigt zur Bar,– in einer Minute verdorrt meine Kehle. Willst du auch eins?
    – Das ist das Letzte , was ich will, Ray Lennox. Du solltest dich eigentlich erholen! Wir sollten eigentlich die Hochzeit planen! Und was ist, wenn die Kellnerin kommt?
    – Dann bestell mir einen Margarita.
    Trudi starrt ihn verächtlich an, schnalzt dann ungehalten und kramt in ihrer weißen Schultertasche. Sie packt ihre Perfect Bride und ihr Notizbuch aus.
    Lennox geht an die Bar und bestellt sich ein Stella. Er ist angenehm überrascht, dass es frisch vom Fass ist. Diese weiße Schrift auf rotem Grund: wie das Wiedersehen mit einem alten Freund. Erst nur ein Schluck, um diesen trockenen Alkoholgeschmack auf der Zunge zu spüren. Dann leert er in einem Zug das halbe Glas. Einer der Typen in den Fußballtrikots reagiert auf seinen Blick. Vom Akzent her sind es Engländer. West Country. Schon nicht mehr ganz nüchtern. Die Farben gehören zum Exeter City FC . Er fragt sie, ob sie die Fußballergebnisse kennen. Sie können ihm nur sagen, dass Exeter gewonnen hat. Schottische Ergebnisse haben sie keine. Sie kommen ins Gespräch, die Jungs aus Exeter bekunden Sympathie für seine Mannschaft, die Hearts. Lennox hört mit Verblüffung, dass Exeter nicht mehr in der Football League ist. Sie sind jetzt in die Conference abgerutscht. Ein verrückter Präsi, eine finanzielle Krise. So

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