Crime
kanns gehen.
Er geht zurück an den Tisch, wo man ihnen Maischips und Salsa hinstellt. Dann erscheinen zu seiner Überraschung zwei Frosted Margaritas.– Na ja, wir haben schließlich Ferien, sagt Trudi mit einem kurzen, resignativen Lächeln, sicher das Äußerste an Gelöstheit, das er von ihr zu erwarten hat. Dann kommen die Hauptgerichte: für sie Seafood Fajita, für ihn ein Steak-Burrito.
Lennox sieht zu, wie sie sich mit Sorgfalt die Fajita zusammenbaut. Käse und mexikanisches Bohnenpüree sind böse und werden an den Tellerrand geschoben. Der Rest wird in eine kohlehydratarme South-Beach-Tortilla gewickelt. Trudi isst kleine, ökonomische Happen. Er schlingt ganz im Gegensatz dazu riesige Brocken seines Burritos herunter. Einmal brennt es so in der Kehle, dass er beinahe ohnmächtig wird.
Die Gruppe aus Devon an der Theke hat offensichtlich die kritische Trunkenheitsmasse erreicht. Sie brechen in einen Schlachtengesang aus:– OOH , AAR , EX – I- TAR ! AH ZED OOH - AAR , EX – I- TAR !
Eine Kellnerin und der Barman lächeln nachsichtig, dann eilt ein nervöser Manager auf die Gruppe zu und erinnert sie diplomatisch an die anderen Gäste. Die Jungs aus dem West Country trinken würdevoll aus und verlegen ihre Party irgendwo anders hin. Einer winkt Lennox noch zu, der zurückwinkt.– Nette Typen, sagt er zu Trudi.– Sind aus Exeter.
– Ich wette, du würdest jetzt lieber mit denen rumziehen, grollt sie, seine Gedanken lesend, während das Devon-Kontingent abzieht,– Fußballkumpels, die sich besaufen und wie Idioten aufführen.
– Red doch keinen Unsinn, sagt Lennox und drückt ihre Hand mit seiner heilen.
Das Essen liegt ihm bleischwer im Magen, als sie zum Ocean Drive zurückgehen. Trudi möchte den Strand sehen,doch Lennox ist dagegen:– Legen wir doch morgen den Strandtag ein, schlägt er vor, als sie an einer Tanzbar mit Dschungel-Thema vorbeikommen. Die Mädchen am Eingang tragen BH s und Höschen in Leo-Optik und tanzen auf dem Bürgersteig, um Gäste anzulocken. Lennox braucht keine Extra-Einladung. Er braucht noch was zu trinken.
Er schlendert hinein, und Trudi folgt ihm widerwillig. Sie finden einen Tisch mit zwei Hockern, und Lennox bestellt zwei Sea Breeze.
– Ich will nicht die ganze Zeit rumsitzen und trinken, Ray, ich–
– Hierher kommt man doch nicht der Kultur wegen.
– Du kommst nie für irgendwas irgendwohin, vom Saufen abgesehen. Das hättest du auch im BMC – Club haben können!
Lennox’ erhitzter Kopf füllt sich mit dem Gedanken, dass unser Körper und Geist nach dem Gift verlangen, nach dem übermenschlichen Versprechen und dem Irrsinn auf Zeit, den es bietet: eine Gelegenheit, alle Fesseln des Anstands abzuschütteln– zweifellos die Voraussetzung für wahre Einsichten und wahre Liebe.– Ich versuch wenigstens, den Aufenthalt zu genießen.
– So nennst du das?
Und dann machen ihm ihr Blick und ihr Tonfall schlagartig klar, wie verzweifelt er eigentlich ist. Er möchte sagen: »Ich sterbe, bitte, hilf mir«, aber dann kommt mit einem apathischen Achselzucken heraus:– Ich mach bloß das, was ich im Urlaub gern mache. Wenn dir das nicht passt, verpiss dich doch.
Sie starrt ihn mit entsetzt aufgerissenen Augen an. Als er sieht, wie ihr Gesicht sich in Bösartigkeit verschließt, wünscht er sich, er könne seine Worte wieder herunterschlucken.– Nee, du verpiss dich, du Arschgesicht! Sie springt auf, packt ihre Tasche und stürmt davon.
Lennox sitzt wie angenagelt auf seinem Stuhl, die Glieder bleischwer, und verfolgt ihren wütenden Abgang. Er schaut auf den Tisch und sieht, dass sie ihr Notizbuch und die Perfect Bride liegen gelassen hat. Eine sanfte Brise blättert methodisch die Magazinseiten um, eine nach der anderen– als säße ihr Geist immer noch am Tisch. Aber er denkt: Die fackelt halt nicht lange. Ein kläglicher Trost wabert durch seinen Kopf: Na, wenigstens hab ich nicht an ihrem Job bei Scottish Power rumgemäkelt. Das hasst sie ganz besonders.
Die betretene Kellnerin, die die Szene mitbekommen hat, kommt mit den Drinks, stellt sie ab und verzieht sich eilendst wieder. Lennox nimmt den Cocktail, der für Trudi gedacht war, und macht kurzen Prozess damit. Dann trinkt er kleine Schlückchen von seinem eigenen. Nachdenklich dessen himmelblaue, neblige Schönheit betrachtend, würde er ihn am liebsten gar nicht anrühren. Ein Pärchen von einem benachbarten Tisch gafft ihn kurz an, um sich dann schnell wieder abzuwenden. Ich bin der
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