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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Presse, die ursprünglich Ellis gekreuzigt hatten, begannen jetzt, über einen schwerwiegenden Justizirrtum zu spekulieren. Die Öffentlichkeit machte, was die Öffentlichkeit in solchen Momenten immer tat: sie wollte Köpfe rollen sehen.
    Du hattest keiner Menschenseele von deinem Besuch in Eastbourne erzählt und fürchtetest dich vor dem Anruf, bei dem du Farbe bekennen müsstest, doch du bekamst nur die üblichen Routinenachrichten, dass man Grandpa Ronnie immer noch nicht aufgespürt hätte. Dein schlechtes Gewissen meldete sich: du meintest, du hättest besser wie die anderen an Türen klopfen oder in engen Überwachungsvans hocken sollen. Auf dem Rückflug nach Edinburgh warst du eingeschlafen und erst richtig wach geworden, als du im Flughafenkiosk eine Regionalzeitung kauftest und dich Britneys lebenssprühendes, freches Gesicht anlachte. Morgen würde es landesweit Schlagzeilen machen. Du nahmst ein Taxi zu deiner Wohnung in Leith, in einer der neuen Wohnanlagen bei den Docks. Du wolltest mit Toal den Ellis-Fall besprechen. Dann fiel dir ein, dass du in deiner Übermüdung vergessen hattest, nach dem Flug dein Handy wieder einzuschalten. Du hattest eine Nachricht von Trudi und zwei von deinem Boss.– Sieht so aus, als hätten wir unseren Mann, Ray, hatte er in der zweiten geträllert.
    Du glaubtest zu wissen, um wen es sich dabei handelte, aber im Präsidium angekommen, stellte sich überraschendheraus, dass Ronnie Hamil immer noch unauffindbar war und man stattdessen einen Jugendlichen namens Gary Forbes festgenommen hatte. Forbes hatte gestanden, Britney entführt und umgebracht und ihre Leiche in den Wäldern in Perthshire vergraben zu haben. Aber dann sahst du Bob Toal an, der nun völlig verzweifelt wirkte; zwischen seinem Anruf und deiner Ankunft hier war seine frohe Gewissheit, sie hätten den Täter, restlos verflogen. Kein Wunder– Forbes war ein Schwachkopf, der verzweifelt nach Aufmerksamkeit suchte. Ein schlaksiger, introvertierter Junge, besessen von Morden und Serienkillern, deren Taten er in Sammelalben dokumentierte. Du brauchtest dir nur anzusehen, wie dieser erbärmliche, sozial verwahrloste Teenager seinen geliehenen Bad-Boy-Status genoss. Er träumte eindeutig schon von den irren Frauen, die ihm schreiben und im Gefängnis besuchen würden. Am schlimmsten war allerdings, wie verzweifelt dein Ermittlungsteam versuchte, Forbes irgendwie dem Täterprofil anzupassen. Sie stürzten sich auf lächerliche Anekdoten: ein Nachbar, der erzählte, Forbes habe mal einen Kanarienvogel gequält, oder der kleine Vetter, dessen Handgelenk Forbes mal eine böse Brennnessel verpasst hatte.
    – Mehr haben wir nicht zu bieten?, hattest du gefragt. Du hast dir die Gesichter in deinem Büro angesehen: Harrower, Notman, Gillman, Drummond, McCaig.
    Toal saß daneben, als brüte er ein Magengeschwür aus.
    – Wir können natürlich auf Veranlassung dieses Schwachkopfs die ganzen Highlands absuchen und Zeit und Personal verschwenden, Bob, sagtest du.– Soll er doch ein paar Cops zeigen, wo er angeblich die Leiche verborgen hat, und dann klagen wir ihn an, die Zeit der Polizei vergeudet zu haben.
    – Ja, fauchte Toal verbittert, mit kaum einer Regung.– Machen Sie das, sagte er mit knappem Kopfnicken zu Gillman. Die anderen verstanden den Wink und gingen. Toal schloss die Tür hinter ihnen, und sein Gesichtsausdruck und seine Körpersprache rieten dir, dich auf etwas gefasst zu machen.– Wo zum Teufel sind Sie gewesen? Warum hatten Sie Ihr Handy abgestellt?
    – Die Antwort wird Ihnen nicht gefallen.
    Toal verzog keinen Muskel.
    – Ich bin runter nach Gatwick geflogen und hab mich mit George Marsden getroffen. Er war der ermittelnde Beamte im Fall Nula And–
    – Scheiße, ich weiß, wer das ist, Ray, brach es wütend aus Toal heraus.– Der bedeutet nur Ärger! Dann hatte dein Boss ungläubig den Kopf geschüttelt.– Sie verpissen sich einfach, um sich mit einem verbitterten Ex-Bullen, einem Zivilisten, zu treffen, während Ihre Leute nach einem verschwundenen Mädchen und einem Hauptverdächtigen suchen? Ich bin sehr enttäuscht von Ihren Prioritäten, Ray. Ausgesprochen enttäuscht.
    Du hättest gerne über Welwyn und Manchester diskutiert, aber jetzt war der falsche Zeitpunkt. Jeder, der sich ernsthaft mit dem letztgenannten Fall auseinandergesetzt hätte, hätte erkannt, dass Robert Ellis unmöglich Stacey Earnshaw gekidnappt haben konnte. Und die Beweise, die ihn mit Nula Andrews in Zusammenhang

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