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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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Schauspielerrolle geschlüpft und genoss sein Publikum.– Nee, ohne Scheiß; du hast so was gesagt wie: ›Ich mach das, um die Arschlöcher da draußen zu erwischen. Frag mal die Schwächsten in Muirhouse oder Niddrie, vor wem sie am meisten Angst haben, und alle werden dir sagen, dass es die Arschlöcher in ihren eigen Reihen sind.‹ Darauf sagte ich dann so was wie: ›Na gut, Raymond, aber was ist mit den reichen Arschlöchern?‹ Dann sah er dich ostentativ an und brachte alle anderen ebenfalls dazu. Du gabst ein genervtes Furzgeräusch aus zusammengepressten Lippen von dir.– Die kommen davon, es sei denn, sie stellen sich vollkommen blöd an, hast du zugegeben.– Das fällt in Jackies Aufgabenbereich, die Strafjustiz. Ich bin bloß ein Laufbursche.
    – Lass mich da raus, meinte Jackie.
    Du erinnertest dich, dass Stuart sich mit der Antwort nie zufriedengegeben hat. Und er hatte recht damit. Es stimmte zwar, aber es gab auch noch einen anderen Faktor, ein persönliches Element, aber du konntest dich nie überwinden, es in deine Standardansprache einzubauen. Stuart mit seinen forschenden, aufrichtigen Augen spürte jetzt unübersehbar, dass du etwas verschwiegen hattest, und das nicht zum ersten Mal, aber was, würde niemand aus dir herauskriegen.– Hilf mir doch mal auf die Sprünge, Ray, bat er,– ich versuch ja nur, dich zu verstehen.
    Die Lowes waren jetzt, vernünftigerweise, wie du fandest, in ein Gespräch mit deinem Vater am anderen Ende des Tischs vertieft. Während das Essen und die Getränke vertilgt wurden, saß deine Mutter zwischen ihren Kindern gefangen, die sich über ihren Kopf hinweg stritten.
    Dann sagtest du:– Erinnerst du dich an diese Puppe, wie hieß sie noch mal?, obwohl du dich sehr genau an Marjorie erinnertest.
    Jackie warf dir einen giftigen Blick zu.
    – Raymond, sagte Avril bittend.
    – Ist schon gut, Mum, sagte Jackie.– So ist das nun mal, wenn sich die Familie trifft. Stuart nimmt Ray übel, was er ist, und Ray nimmt mir übel, was ich bin.
    Das machte dich betroffen. Umso mehr, weil es ja stimmte, wie dir jetzt aufging. Du hattest versucht, Stuart hintenrum einen reinzuwürgen. Du hattest die Sprache darauf gebracht, weil du diese Puppe so geliebt hattest, dass dein Dad befürchtete, du wärst eine Schwuchtel. Als dann Stuart kam (der tatsächlich schwul war), war John Lennox in Erziehungsfragen schon etwas nachsichtiger geworden und hatte den Vorfall mit Marjorie und dem Kuli vergessen, der so beschämend für dich und deine Schwester gewesen war.
    – Er war ja so ein süßer kleiner Kerl, verkündete deine Mutter in ihrer Verzweiflung der gesamten Runde.– Mein süßer kleiner El Mondo.
    Ihr wisst einen Dreck über mich, hattest du verbittert gedacht und dir deine Familie am Tisch angesehen.
    Donald Lowe hatte einen Arm um Trudi gelegt.– Tja, ich muss sagen, die hier hat uns keinen einzigen Tag Ärger gemacht, stimmt’s, Joanne? Die perfekte Tochter, erklärte er stolz.
    – Na, so weit würde ich nun auch wieder nicht gehen!, lachte Joanne und erzählte eine banale Anekdote aus Trudis Kindheit, und du warst erleichtert, dass nun Trudi an der Reihe war, sich in Grund und Boden zu schämen. Dann, für ein, zwei Sekunden, verschwand der Tisch, und alles, was du sehen konntest, war ein Seziertisch, auf dem ein kleiner, blau angelaufener Körper lag.
    Das Hyperventilieren ließ dich zittern, und du musstest dagegen ankämpfen, indem du die keilförmige Lampe an der Wand fixiertest.– Fehlt dir was, Junge?, fragte deine Mutter, die dein Unbehagen mitbekam.
    Darauf wanderte dein starrer Blick zu Stuart. Der süße kleine Fratz, das hübsche Engelchen, das sich zu diesem rechthaberischen, unausstehlichen Wichser ausgewachsen hatte– und immer noch betüddelten ihn alle.– Gut, dass ich dich hab, sonst wüsste ich gar nicht, dass Schottland mittlerweile n freies, sozialistisches Utopia wäre, wenn ich nicht zur Polizei gegangen wäre.
    Stuart warf die Hände hoch, spöttische Geste der Kapitulation.– Schon gut, Ray, ich entschuldige mich. Ich hab mich danebenbenommen. Ich war nur ein bisschen angesickt, weil ich die Rolle in Taggart nicht gekriegt hab.
    – Aber in Taggart warst du doch schon, Junge, tröstete ihn Avril.
    – Aye, Mum, das war aber eine andere Rolle.
    Diesmal ließest du nicht zu, dass er das Gespräch an sich riss.– Und ich bin froh, dass du genug von meinem Job verstehst, um mir zu sagen, dass ich die Armen unterdrücke. Während ich hier

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