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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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hört, und dann nichts mehr.
    Ihn schüttelt plötzlich ein leichtes Frösteln, und er will instinktiv 999 wählen, ehe ihm einfällt, dass die Nummer hier 911 ist.– Robyn?
    Hinter der Tür macht sich Tianna ängstlich klein. Sie kann ihn durch den Spalt sehen, das angespannte Gesicht, die suchenden Augen, das Telefon in der Hand. Vielleicht kann er denen allen, dem gruseligen Lance, diesem Schwein Johnnie und Starry, der gemeinen Nutte, sagen, dass sie verschwinden und Momma und mich in Ruhe lassen sollen. Es denen allen sagen!
    Lennox ist sich bewusst, dass sie ihn beobachtet, aber dann ist eine andere Stimme am Telefon.– Hallo. Wer ist da?
    – Wer spricht?
    Der Anrufer kontert genauso cool, indem er bekanntgibt:– Unser schottischer Freund. Ray.
    Es ist dieser Lance, erinnert sich Ray mit eisigem Tremor, Lance Dearing. Sie hatten Robyns Couchtisch kaputt geschlagen. Den Tisch ihres Vermieters, genauer gesagt.– Aye. Was ist mit Robyn?
    – Wir haben hier ein Problemchen, sagt Dearing gelassen.– Sie stand ein bisschen neben sich von dem Zeug. Und so was sollte ein Kind nicht miterleben, das wissen Sie ja selbst.
    – Yeah, sagt Lennox, während sich seine Gedanken überschlagen. Er schaut zu Tianna, die sich halb hinter der Tür versteckt. Er sieht die Hälfte ihres Gesichts, einen Arm und ein Bein von ihr. Ihre zitternde Unterlippe: die Gänsehaut auf ihren Gliedern.
    – Ich weiß ja nicht, was ihr beide letzte Nacht da in der Toilette getrieben habt, Lance lacht, und Lennox spürt Zorn in sich hochsteigen,– aber ihr wolltet ja partout nicht aufmachen. Und die liebe Robyn war kurz vorm Ausrasten. Hat sich ganz schöne Scherereien eingehandelt.
    – Kam mir nicht so vor, als wär Robyn diejenige gewesen, die ausgerastet ist.
    – Tja, wir waren wohl alle ein bisschen verstrahlt. Den Tisch haben wir ja sauber zerlegt, sagt Lance Dearing und veranlasst Lennox, sich den kalten Metallrahmen mit den Beinen anzusehen.– Aber nichts für ungut, was, Kumpel?
    Lennox lässt das Schweigen zwischen ihnen stehen.
    Dearing hat es offenbar nicht eilig, es zu brechen, und Lennox fragt sich schon, ob die Leitung tot ist, bevor der Amerikaner wieder spricht.– Ich bin in Kürze bei euch. Jetzt schick ich erst mal Johnnie rüber, der soll bei euch warten.
    – Sind Sie noch zu retten? Kommt gar nicht infrage!, blafft Lennox. Er schaut zu Tianna, die wieder reingekommen ist und sich aufs Sofa gesetzt hat. Sie zieht die Knie an ihre Brust und legt den Kopf darauf. Ihr Haar fällt nach vorn und versteckt ihr Gesicht.
    – Der gute Johnnie hat doch nur rumgealbert. Hat es mit dem Koks übertrieben.
    – Ich hab gesehen, wie er drauf war, sagt Lennox ruhig,– und wenn er dem Kind noch mal zu nahe kommt, und hier macht er bewusst eine Pause,– dann schneid ich der Fotze die Eier ab und stopf sie ihm ins Maul. Das wird seine letzte Mahlzeit auf Erden, zischt er, dann beißt er sich auf die Zunge, weil er vergessen hat, dass Tianna neben ihm sitzt.
    – Hoppla   … immer mit der Ruhe, Ray, alter Freund, was redest du denn da?
    – Ich bin nicht Ihr Freund, giftet Lennox.
    Dearing wird etwas lauter, bleibt aber gelassen.– Ich glaub, Sie haben da was in den falschen Hals gekriegt. Tut mir leid wegen unserem kleinen Missverständnis letzte Nacht, aber Sie müssen wissen, dass unsere Robyn eineziemlich schwer gestörte Lady ist, und Lennox spürt, wie ihn der vernünftige, sachliche Tonfall umwirbt.– Sie zieht Ärger förmlich an, und da ist wohl mein Beschützerinstinkt mit mir durchgegangen. Aber ich sehe, dass Sie nur ihr Bestes wollen.
    Dann denkt er an Johnnie.– Ich hab ein Problem damit, wem Ihr Beschützerinstinkt gilt. Und jetzt holen Sie sie mir wieder an den Hörer.
    – Sie ist hysterisch, Ray. Sie haben sie doch letzte Nacht erlebt.
    – Es ist ihre Tochter, beharrt Lennox, während Tianna sich die Haare zurückstreicht,– also geben Sie sie mir.
    – Ich bin in Kürze bei euch, Compadre. Warum entspannt ihr euch nicht erst–
    – Ich sag Ihnen das nur einmal : Wenn Sie sie nicht sofort an den Apparat holen, geh ich zur Polizei.
    – Hall-loo!, gluckst Lance, dann sieht Lennox vor seinem geistigen Auge, wie er sich vom Hörer abwendet; seine Stimme ändert Lautstärke und Richtung, spricht offenbar mit einem Dritten, und er ist nur noch Zuhörer.– Hast du das gehört, du bekloppte Schlampe? Ray hat dieselbe Idee wie ich und denkt dran, die Kleine zur Polizei zu bringen!
    – NEEIN !, kommt Robyns

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