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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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weichen, femininen Händen starb. Zu so einer Art Monster würde auch der hier werden, transformiert durch schwarzes Gift, das durch seine Adern floss, seine Augen glasig und seine Ohren taub machte; nicht wie Clemson, immer eine feindselige Macht, dessen zerknittertes Lächeln zahllose Qualen versprach und dessen Blick ein Rudel wilder Hunde zum Kuschen bringen konnte. Sie schließt die Augen, um Scots-Bobby besser sehen zu können. Heard around the world. Sie lässt sie wieder aufschnellen und fragt:– Wir fahren also wirklich zu Chet?
    – Nach Bologna. Ja, machen wir wohl.
    – Super, sagt sie, selbst überrascht von ihrem plötzlichen Enthusiasmus.
    – Ich muss ne Tanke finden und eine Karte der Gegend kaufen.
    Tianna kaut versonnen auf ihrer Unterlippe.– Tanke, wiederholt sie, weil sie das komisch findet.
    – Weißt du seine Hausnummer? Deine Mum hat mir die Adresse hier gegeben, aber da war keine Nummer dabei. Er legt Trudis Notizbuch mit der hingekritzelten Adresse in ihren Schoß.
    Sie studiert es und schüttelt den Kopf.– Der wohnt quasi auf einem Boot. Ist ganz schön geil.
    Lennox betrachtet noch mal die Anschrift. Irgendwo in seinem Oberkörper der dumpfe Einschlag der verspäteten Erkenntnis: es gab keine Hausnummer, weil es ein Boot war. Da steht es in seiner eigenen Handschrift und klagt ihn an: Marina . Aus irgendeinem Grund hatte er angenommen, dass die Bezeichnung nichts zu bedeuten hatte: bloß Maklersprech für eine meilenweit vom Meer entfernte Wohnanlage. Mutlosigkeit senkt sich schwer auf seine Schultern: Er ist ein beschissener Cop, ignoriert immer noch das Offensichtliche und ist anfällig für dumme Fantastereien. Der Mythos vom »Ergebnisse bringen« war genau das, ein Mythos: seine lange zurückliegende Beförderung verdankte er dem geschickten Taktieren im Apparat, er hatte dem rechten Herrn zur rechten Zeit gedient. Seine Wangen beginnen sich zu röten.– Außerdem muss ich ein Internetcafé finden, um zu erfahren, wie die Jambos im Scottish Cup abgeschnitten haben, erklärt er und erntet einen verständnislosen Blick.– Hearts. Das ist ein Fußballverein. Oder wie ihr sagt: Soccer. Interessierst du dich für Fußball?
    – N bisschen. Hab ich früher auch gespielt.
    – Wieso hast du aufgehört?
    – Weiß nich. Ist irgendwie doof. Ich raff das nicht mit dem ewigen Abseits-Zeug.
    – Ich bin doch immer wieder baff, dass Frauen das mit dem Abseits nicht kapieren. Ist doch total einfach: der vorderste Angreifer muss zumindest auf gleicher Höhe mit dem hintersten Verteidiger sein, wenn er den Ball annimmt, sonst steht er im Abseits. Wenn aber der am weitesten vorn stehende Angreifer nach Ansicht des Schiris am Spielzug nicht beteiligt ist, etwa wenn, sagen wir mal–
    – Hoppla! Mir schmort gleich das Hirn durch!
    Lennox lacht und muss über amerikanische Sportarten nachdenken. Baseball ist die ganz große. Er ist noch nie bei einem Spiel gewesen. Er erinnert sich an ein betrunkenes Gespräch in Vegas mit einem ernsten amerikanischen Fratboy und einem alten Iren, einem GAA – Haudegen. Der kleine Yankee hatte behauptet, das Schwierigste an dem Sport sei, diesen schnell fliegenden Ball mit dem Schlägerzu erwischen. Der alte GAA – ler hatte verächtlich wie ein verstopfter Abfluss gegurgelt und ihnen erzählt, dass man beim irischen Hurling den Ball mit einem Stock fangen, unter Kontrolle bringen und dann schnell mit ihm übers Feld rennen muss, während ein Haufen Verrückter versucht, einen umzuhauen. Lennox dachte an die schottische Variante dieses Spiels mit größeren Stöcken. Das Spiel Kingussie gegen Newtonmore in der Shinty World Series.– Und was ist mit Baseball? Die Merlins. Die heißen bestimmt so, weil ihr Spiel pure Magie ist.
    – Die heißen Marlins.
    – Wie in Marilyn Monroe?
    – M-A-R-L-I-N-S, buchstabiert sie, zieht die Nase kraus, muss aber auch ein bisschen lächeln.– Das sind Fische, weißt du   … so ne Art Schwertfische, glaub ich.
    Lennox nickt und merkt plötzlich, wie sehr er sich auf die ungewohnten Straßen konzentrieren muss, während der Verkehr und das Koffein seine Nerven strapazieren. Spurwechsel ist alles andere als einfach; Trucks donnern vorbei, Cabrios schneiden ihn schwungvoll-arrogant, und SUV s, die emotional labilen Türstehertypen der Automobilwelt, rumpeln als stumme Bedrohung neben ihm her.
    Tianna muss daran denken, wie sie früher immer T-Ball im Park gespielt hat. Diese Polyesterhemden und – hosen, die sie anhatten,

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