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Crime

Crime

Titel: Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh , Pößneck GGP Media GmbH
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ein fliegender Hamster als eine Motte: die winzigen, pechschwarzen Perlaugen in einem pelzigen goldbraunen Körper, der in seinem Milchshakeerbrochenen zappelt, ein Flügel noch flatternd.
    – Fahr zur Hölle, stößt Lennox keuchend hervor, drückt die Spülung und sieht zu, wie sich die Kreatur wie ein Derwisch rasend im Kreis dreht, bevor sie verschwindet.
    Für ein paar Minuten bleibt er auf den Knien und kühlt sein erhitztes Gesicht an der kühlen, glasierten Oberfläche des Waschbeckens.
    Er steht zitternd auf, legt sich zurück ins Bett, das surrende Geräusch immer noch im Kopf, als sei der Geist der Motte nun auf ewig ein Teil von ihm, und fällt in einen erschöpften, nebelhaften Schlaf, in dem sich schwarze, bewusste Gedanken mit wirren Träumen vermengen. Zeit vergeht, wie viel, weiß er nicht. Nach einer längeren, immer wieder unterbrochenen, wilden Geschichte sieht er Trudi leibhaftig vor sich, neben dem Bett. Sie zieht sich aus.– Ich will dich, Ray, sagt sie,– mach mit mir, was du willst. Er meint, sie fast berühren zu können.
    Er kann sie fast berühren, weil sie tatsächlich da ist.
    Die Tür seines Zimmers ist aufgegangen. Er kann ihre Silhouette für ein, zwei Sekunden im Mondlicht sehen, bevor ein Windstoß die Tür zuschlägt und ihn wieder in Dunkelheit hüllt. Er schielt auf das Display der Uhr: 2.46. Sie –irgendjemand – steigt zu ihm ins Bett.– Du weißt doch, dass ich dich liebe, winselt ihre atemlose Stimme.– Du darfst alles machen, was du willst. Ich weiß, dass du mir nicht wehtun wirst.
    Lennox’ Körper erstarrt. Er springt aus dem Bett und macht das Licht an. Da ist Tianna, sie setzt sich auf, nur im T-Shirt und einem gelben Höschen, auf das ein weißer Schmetterling gestickt ist. Er greift nach seiner Hose, die über dem Stuhl hängt, und zieht sie über seine Unterhose.– Was zum Teufel willst du hier!
    Sie blickt mit traurigem Schmollmund zu ihm auf.– Ich kann nicht schlafen.
    – Du musst es aber versuchen, denn hierbleiben kannst du nicht!, brüllt Lennox. Sie beginnt zu schluchzen. Er senkt die Stimme. Eine hässliche, verzweifelte Angst packt ihn: Was, wenn der Portier ihn hört? Er sieht Lance Dearing vor sich, hört ihn sagen: »Tja, ich war bloß mal kurz mit ihrer Momma draußen, damit sie sich abregt, und hab den guten Ray dagelassen, damit er aufs Kind aufpasst. Konnte ja nicht ahnen, dass er die Kleine entführt und quer durch den Staat verschleppt. Ich mach mir schreckliche Vorwürfe   …« Die reinste Horrorvorstellung.– Hör zu, geh einfach wieder rüber und schau fern, bittet er.– Du schläfst bestimmt bald ein.
    Sie verzieht das Gesicht und schüttelt den Kopf. Sie rührt sich nicht vom Fleck.– Will ich aber nicht. Bitte lass mich hierbleiben, ich versuch auch nicht, dich anzufassen–
    – Nein! Geh in dein Zimmer! Auf der Stelle!
    Tianna zieht ihre Knie und die Decke an sich und guckt hoch zu ihm. Schlagartig ist aus der verdrehten, sexuell aggressiven Lolita wieder ein Kind mit Zahnlücken geworden.– Aber ich   … ich glaub   … ich hab da wohl was eingesaut. In meinem Zimmer.
    Lennox holt tief Luft.– Okay, okay. Du bleibst hier. Ergeht zur Tür.– Ich schlaf bei dir und seh dich dann morgen früh, keucht er, sein Hals ist immer noch wund und kratzt.– Bitte. Versuch einfach zu schlafen!
    Seine bloßen Füße treten nach draußen auf die kalte Veranda, es riecht nach Benzin und Diesel. Es ist noch warm und es ist niemand zu sehen, das einzige erkennbare Lebenszeichen ist das gedämpfte Licht aus dem Büro. Weiter weg der entfernte Lärm eines LKW – Konvois, der über den Highway klenkert, und die flackernde Leuchtreklame der Raststätte. Eine kühle Brise lässt seinen nackten Oberkörper frösteln. Er gähnt, reckt sich und holt sich noch eine Flasche Wasser aus dem Automaten, bevor er in Tiannas Zimmer geht und diesmal die Tür hinter sich verriegelt. Drinnen scheint bis auf die zerwühlten Laken alles okay zu sein. Er zieht die Hose aus, springt unter die Decke und zieht sein Bein gleich wieder zurück, weil es in etwas Nasses tritt.– Fuck   … knurrt er, als er hastig aus dem Bett steigt.– Fuck, Scheiße!
    Er zerrt die Decken runter und legt sich auf ein kleines Sofa; zu eng und unbequem. Er steht erneut auf, zieht die Matratze vom Bett und befühlt die Unterseite. Glücklicherweise ist ihre Pisse nicht durchgezogen. Nachdem er die Matratze umgedreht hat, knüllt er das durchnässte Laken zusammen und zieht die

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