Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
vielen Jahren, als sich die Kirche mit dem Sortieren der heiligen Schriften befasst hat, soll es jemandem gelungen sein, ein weiteres heiliges Buch aus einem alten Tempel zu bergen und es dann der Kirche vorzulegen. Aber ...«
»... es wurde nicht anerkannt, verteufelt und alle Mönche wegen Ketzerei hingerichtet«, vervollständigte ich den Satz, da mir die Geschichte bereits durch Miss Below bekannt war.
»Beeindruckend, Sheriff. Äußerst beeindruckend! Sie scheinen sich gut informiert zu haben, oder sollte ich sagen, dass Sie unbefugt in Systeme eingedrungen sind?«
Ich presste meine Lippen zusammen, um meine Empörung über die Verleumdung zum Ausdruck zu bringen. Dimitrij reagierte dennoch nicht darauf und sprach weiter.
»Eben dieser Mönch, der diese rätselhafte Schrift fand, überlebte den Zorn des Papstes, aber er verschwand spurlos aus dem Kloster. Des Weiteren ist seine wahre Herkunft letztlich schleier haft. Die Spur verliert sich im finsteren Mittelalter, doch alte Schriften besagen, dass er aus einem Land stammte, aus dem die Heiligen kommen. Wir vermuten, dass er aus dem Westen Russlands stammt, aus der Nähe des heiligen Berges Gorodina. Die ersten Berichte über ihn kamen aus jenem Gebiet. Er wurde als ein Mensch mit höchsten religiösen Ambitionen beschrieben, schmückte jedes seiner Worte mit Zitaten aus der Bibel und zitierte Jesus, wann immer er die Gelegenheit dazu hatte.
Unser Geheimdienst war lange auf der Suche, bis man etwas Weiteres über den Mönch in Erfahrung bringen konnte. Es hieß, dass er sich der russisch-orthodoxen Kirche angeschlossen habe und er zum persönlichen Kammerdiener vom Patriarch Nikon wurde, ein Amt, dass nur den Höchsten unter dem Klerus vorbehalten war.«
»Ich muss sagen, es handelt sich um eine wirklich tolle Ge schichte, aber ich verstehe den Zusammenhang nicht, zumal ich sagen muss, dass ich diese Story erst vor einigen Tagen gehört habe. Sie sehen, so geheim, wie Sie es einschätzen, kann es wohl nicht mehr sein.«
Dimitrij wurde energischer. »Hören Sie, Dark, dass dieser Teil der Geschichte etwas leichter zugänglich ist, ist uns bekannt, obgleich ich etwas ins Grübeln komme, da dies Einblicke in Schriften erfordert, die kaum jemand zu Gesicht bekommen hat. Aber ich bitte Sie dennoch, weiter zuzuhören!«
Einblicke in geheime Schriften? Elsa! Wer bist du wirklich?
»Schon gut«, erwiderte ich. »Ich bin ganz Ohr!«
»Nachdem der Mönch in dieser Kirche fest integriert war, wurde es still um ihn, und erst einige Jahrzehnte später machte er wieder von sich reden. Man berichtete von einer Unstimmigkeit innerhalb der Kirche und von einer ungewollten Teilung. Selbst umliegende Klöster und andere Gotteshäuser schienen zerrüttet und fochten intern eine Streitigkeit aus, die einer Meuterei gleichkam. Der innere Zirkel war zerbrochen, und niemand anderes als der Mönch mit dem heiligen Buch schien der Anführer der Übergriffe zu sein. In einem Schriftstück hieß es, dass seine Seele danach strebe, den Menschen das wahre Heil zu bringen und er suche nach Beispielen bei den Vertretern Gottes. Doch deren Taten genügten ihm nicht. Nur Singen und lautes Beten, wie jemand, der regelmäßig Holz hacke, könne nicht alles sein.«
Absolut meine Meinung, was das Singen und Beten anging. Doch auf was wollten die beiden hinaus? Jagte ich ein Phantom? War Bileam dieser Mönch? Nein, das glaubte ich beim besten Willen nicht. Saizew unterbrach meine wirren Gedanken, indem er mit seiner Erzählung fortfuhr.
»Doch selbst dieser innere Krieg ging zu Ende, mit der offiziellen Niederlage des Aufrührers. Er und seine Anhänger wurden geschlagen und aus der Kirche verbannt, wobei wir vom KGB eine andere Meinung vertreten.«
»Seid mir nicht böse, Jungs, aber hat der KGB nichts anderes zu tun, als hinter alten Kirchendämonen herzujagen?«
»Der KGB besteht nicht nur aus dem, was Sie denken, Dark. Unsere Abteilung befasst sich ausschließlich mit diesem Thema. Schon seit langer Zeit und seit vor dem großen Krieg.«
»Sie binden mir einen Bären auf, Saizew. Der KGB wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg gegründet.«
Heimtückische Blicke trafen mich, und die Antwort blieb lautlos, dennoch alles sagend. Sie sahen mich an, starr und leblos wie ein Stern, der die Fähigkeit aufgab, am Himmel zu leuchten. Noch nie hatte mich solch ein seltsames Gefühl übermannt. Diese wortlose Antwort blieb mir wohl länger im Gedächtnis, als die Unterhaltung zuvor. Mich
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